Hallo,
schwierig wird die Beantwortung der Frage nach einem "guten" Bild, solange das "gut" nicht definiert ist.
Ein "gutes" Bild muss beispielsweise gar kein "gefälliges" Bild sein.
Ich habe gerade ein Buch vom A. Weidner gekauft, dessen Bilder sicher mehr als gut sind, mir aber eigentlich selten besonders gut gefallen haben. Geschmacksache also?
Technisch gute Arbeit kann man sicher definieren und bewerten. Das kann gut sein, muss aber nicht.
Mich zumindest interessiert die Technik weniger - ein Bild, egal ob von mir oder Dritten - muss mir einfach spontan gut gefallen.
Da ist mir erst mal schnuppe, woran das liegt.
Je mehr Erfahrung und Wissen man sammelt, desto mehr Kriterien bzw. neue Sichtweisen bekommt man selbst für die Bewertung eines Bildes.
Bevor ich z.B. nichts von Tiefenzeichnung/Tiefenbildung/Flächenbildung bei Objektiven , oder Bokeh usw. gehört hatte, sind mir solche Kriterien gar nicht aufgefallen; heute kann ich - muss ich aber nicht - nach solchen Punkten schauen.
Ich möchte jedoch nach wie vor die Wirkung auf mich als Betrachter in den Vordergrund stellen; wenn mir dann ein Bild gut gefällt, seziere ich es auch gerne malnach div. Gesichtspunkten.
Nun gibt es aber, wie in der Kunst oder bei der Malerei, durchaus Rezepte für "bessere " Ergebnisse.Die Einhaltung versch. Kriterien kann schon mal ein Plus in Richtung "gutes" Bild bedeuten, denn es gibt durchaus Gesetzmässigkeiten und natürliche Betrachtungs-und erlernte Sehgewohnheiten.
Dem ordnen sich zum Beispiel alle paar Jahrzehnte die Brennweiten für Normalobjektive unter.
Die Diagonale, welche entweder von li. unten nach re. oben läuft, oder aber von li. oben nach re. unten, oder auch der goldene Schnitt gegen die zentrale Anordnung des Hauptmotivs, 2/3 gegen 50/50-Bildaufteilung, mögen hierzu auch als Beispiel dienen. Ebenso wie Kontraste (bei S/W wie auch durch Farben), oder die bewusst monochrome Ausarbeitung.
Geometrische Erscheinungen im Bild nimmt man oft nicht wahr, sie haben aber enorme Auswirkung auf das Bild (Linien, Kreise,Dreiecke usw.).
Diese und viele andere Gestaltungsmittel verhelfen nicht per se zum "guten" Bild, es dürfte aber hilfreich sein, die Wirkungen zu kennen, um ein Bild verbessern zu können.
Richtig eklig und staubtrocken theoretisch , aber trotzdem sehr lehrreich fand ich seinerzeit z. B. das Buch " Fotografieren lernen -Sehen lernen", dort geht es überwiegend um solche Gestaltungsmittel.
Wenn man sich einige Bilder, welche einem gut gefallen, einmal unter solchen Gesichtspunkten näher betrachtet, wird man sicher feststellen können, dass immer wieder die gleichen Kriterien vorliegen.
Also liegt für mich die gekonnte Aufnahmetechnik/Komposition einem guten Bild zugrunde.
Aber auch ein spontaner Schnappschuss, ihr verzeiht den Pleonasmus, kann unter Vernachlässigung sämtlicher förderlicher Gestaltungshilfen richtig gut sein, hier dürfte dann eher die emotionale Seite Bedeutung haben.
Gefallen muss es, und dies auf den ersten Blick , und nach einigen Tagen wieder und wieder- das ist für mich ein gutes Bild.
Wobei das aber auch Bilder bei mir schaffen, mit denen ich mich richtig auseinandersetzen muss, weil ich z. B. gar nicht erkenne, was es da zu sehen gibt. Das sind ebenfalls gute Bilder für mich.
Locker aus der Hüfte, unbedacht geschossene Bilder sind das dann in der Regel eher nicht.
Gruss,
Ritchie