Zitat von Jorge im Beitrag #42
Im Hilfetext heißt es tatsächlich, dass mit Gamma die Farbintegrität erhalten werden soll.
Bekanntlich gibt Gamma ja den Kontrast an, also die Steilheit der Schwärzungskurve.
Wenn Ihr erlaubt, verdeutliche ich mal die Punkte Gamma, Farbstich, Farbschleier, Farbkipp, wie sie in den ganzen Programmen an den Korrekturreglern leider nie deutlich werden.
Für den, den es interessiert.
Wichtig: Die Kurven hier beziehen sich auf lineare RGB-Eingangswerte und nicht auf die log. Dichtekurve eines Films.
Ein neutraler linearer Farbverlauf sieht so aus:
Gamma ist folgendes:
Aus dem linearen Zusammenhang Farbeneingangsgwert->Farbenausgangswert wird ein unlinearer. Also z.B. aus der Geraden für Rot wird eine Kurve. Der Schwarzpunkt und der Weisspunkt aller Farben bleiben gleich, dazwischen "biegen" die Farbkurven unterschiedlich durch. Gamma 1 ist linear (siehe Grün).
Der resultierende Farbbalken unten zeigt wie die Ausgabefarben "verbogen" werden.
Zu beachten gilt, dass Schwarz schwarz bleibt und Weiss weiss bleibt.
Mit Gamma werden also NICHT Minimal- oder Maximalwerte verstellt, sondern der Verlauf zwischen diesen Endpunkten.
Dadurch werden Unlinearitäten z.B. bei Monitoren ausgeglichen. Sind die Gammawerte aller 3 Farben gleich, ändert sich nur der Intensitätsverlauf (Grauverlauf). Die Farbintegrität bliebe dann tatsächlich erhalten.
Sind die Gammawerte aber je Farbe verschieden, ändert sich der Farbverlauf.
Man kann also mit Gamma pro Farbe unlineare Farbdichtekurven korrigieren. Das ist aber sehr heikel, weil man solch subtile Verläufe nicht einfach mit dem blosen Auge beurteilen kann. Daher ist das Einstellen von Gamma für Farben getrennt mit Vorsicht zu geniessen.
Bei einem FARBSTICH wären alle Linien gerade, mit gleichem Minimum (Schwarzpunkt) aber unterschiedlichem Maximum. Hier ein Grünstich.
Die Schatten bleiben aber schwarz, denn wo keine Farbe ist, kann auch kein Stich sein.
Die Farbverteilungen sind also über die Dichte prozentual gleich. Das korrigiert man mit der Farbintensität pro Kanal.
Eine andere Variante eines Farbstichs ist hier. Die Linien sind parallel versetzt. Das hier ist also ein FARBSCHLEIER, wie er bei alten Farbfilmen auftreten kann. Die Farben sind verschoben, wodurch die Schatten nicht mehr schwarz sind.
Um das zu korrigieren, muss zunächst der Schwarzpunkt für jede Farbe angeglichen werden. Danach kann mit der Intensität korrigiert werden.
Bei einem FARBKIPP wären alle Linien gerade aber sich überkreuzend und mit unterschiedlichem Schwarz- und Weisspunkt.
Hier ein Magenta-Grün Farbkipp, also Magentastich in den Schatten, Grünstich in den Lichtern.
Sodele.
Wenn man sich jetzt vorstellt, dass in der Praxis mehrere oder alle dieser Möglichkeiten gleichzeitig auftreten, dann wird die Problematik der nachträglichen Farbkorrekur klar.
Gruß
Joachim