RE: Einstieg Großformat 9x12
in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 03.05.2010 11:28von DD_Ihagee • Moderator | 3.013 Beiträge
Hallo fotomaenn,
vielleicht war mein erster Beitrag etwas zu plakativ - so will ich das nicht stehenlassen.
Vielleicht hilft folgender Bericht weiter.
Als mein Großvater gestorben war, erbte ich seine Plattenkamera (Ihagee 9x12) nebst einigem Zubehör.
Damals hatten wir noch eine Duka-Ausrüstung zu Hause; der Planfilm war schnell besorgt und mit Feuereifer ging es ans Werk. Dumm nur daß ich nicht wußte, daß es Planfilmbeilagen (zu Dickenausgleich zur Glasplatte)gibt. Das Ergebnis war, daß der Film beim zurückschieben der Blechfahne (Bild3) aus der Kassette rausgeschoben wurde und beim entfernen derselben sofort teilweise das Tageslicht sah. Entwickelt wurde er trotzdem (Schalenentwicklung) und das Ergebnis war ein halbes unscharfes Bild.
Die Begeisterung hatte sich gelegt und die Kamera durfte exakt 20 Jahre schlafen.
Vor einem reichlichen Jahr packte mich der Ehrgeiz doch nochmal.
Die Preise für Planfilm und auch seine Besorgbarkeit hatten sich inzwischen geändert; nun, dafür gibt es nun Internet.
http://www.banse-grohmann.de/down/wephota/wepr.pdf
Hat wunderbar geklappt, kurze Zeit später waren 25Blatt SW-Material bei mir angekommen.
Planfilmbeilagen hatte ich inzwischen auch - es konnte losgehen.
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RE: Einstieg Großformat 9x12
in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 03.05.2010 11:52von DD_Ihagee • Moderator | 3.013 Beiträge
Nachdem ich beim Fotohändler in der Nähe die Entwicklungskosten geklärt hatte (2,05€ pro Blatt) gingen die ersten fünf Aufnahmen dorthin. Nur zum Entwickeln. Zum Glück!
Ich war erstmal einigermaßen enttäuscht. Die Negative waren sowas von dicht, daß man zumeist kaum etwas erkannte.
Am Belichtungsmesser konnte es kaum liegen - also wurde der Verschluß gereinigt.
Die folgenden Ergebnisse waren dann schon besser.
Allerdings hatte mir der beasgte Fotohändler nun einen neuen Preis genannt; nun waren es 5€ pro Blatt - er hatte sich beim ersten Mal vertan.
Doch wieder zu den Bildern.
Geht man allerdings an das Objektiv mit moderneren Maßstäben ran (von wegen relativ offener Blende) sieht man sich im Schärfenverlauf doch getäuscht.
Auch die nicht unbedingt völlig dichten Blechkassetten tragen zu einer Lichtrandigkeit bei.
Zu guter Letzt sind Staub und sonstige Verunreinigungen (so z.B. vom Samt der Abdichtung am Blechschieber) die nächsten Feinde des Fotografen. Die sieht man nämlich richtig deutlich.
Nun wollte ich auch ein paar Abzüge haben und wenn man schon große Negative hat dann sollten auch die Bilder etwas größer werden.
Bei ca.20x30 waren das dann 15€, pro Bild wohlgemerkt.
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RE: Einstieg Großformat 9x12
in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 04.05.2010 03:06von kwm • Mitglied | 209 Beiträge
[quote="fotomaenn]
Hallo Karl
was kann man an der Voigtländer Avus alles einstellen? bzw wie werden die Bilder?
Kann man nur ein Negativ in die Kassetten packen oder gibt es auch die Möglichkeit gleich mehrere
einzusetzen?
oha ne linhof ist echt zu teuer fürs ausprobieren.
[gruß klaus[/quote]
Hallo Klaus,
Habe den Beitrag erst jetzt gesehen. An der Avus kannst Du den Balgenauszug einstellen, ebenfalls kannst Du die Frontstandarte horizontal und vertikal shiften.
Neben der Mattscheibe hat sie einen Brilliantsucher, für den ich eine Aufstecklupe mit dreifacher Vergößerung habe.
Die Objektive sind unvergütet und "kaltzeichnend" (ich habe nie verstanden, was dieser Begriff in concreto bedeutet) Ich habe damit in den 90ern einige SW-Planfime belichtet und möchte das jetzt mit dem Fomapan wieder tun. Ich werde in einem 9x12 Kontaktrahmen oder mit dem oben beschriebenen Vergrößerer arbeiten. Mehr habe ich damit nicht vor.
Letztlich geht es mir nicht um die enormen Einstellmöglichkeiten von GF z.B. in der Architekturphotographie, auch nicht um die Vergrößerungsfähigkeit von GF-Negativen. Ich möchte einfach ein Stück Photohistorie am eigenen Leib erleben und mir ein Bild über die Photographie der 20er Jahre machen können.
Obgleich ich vorrangig mit Photo und Dunkelkammer-Sachen der 70er und 80er arbeite, reizt es mich, hin und wieder auch andere Wege zu gehen. Da kommen dann auch z.B. 6x9 Box-Kameras oder eine russische Agat 18K Halbformatkamera zum Einsatz. Gerade die älteren und die einfacheren Kameras haben doch ihren Reizin einer Welt, die hin und wieder den Glauben vermittelt, das es nur Nikon und Canon Cameras und ide auch erst ab den 80er Jahren gegeben hat.
Es freut mich in diesem Forum ganz besonders, dass auch die "Brot- und Butter-Kameras" aller Epochen geschätzt werden.
vG
Karl
RE: Einstieg Großformat 9x12
in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 04.05.2010 06:54von Penta • Mitglied | 1.852 Beiträge
Würde mich über weitere Berichte und Erfahrungen zur Großformatkamera freuen, evtl. werde ich mir doch mal eine Zulegen. Auf jeden Fall ist das Wissen über analoge Fotografie sehr erfreuöci und ich freue mich jeden Tag auf das Forum gestossen zu sein. Angefangen hat sicherlich diese Leidenschaft für das "hinter das Bild schauen" mit einer Seite über die Dresdner Kameras.
Steve
RE: Einstieg Großformat 9x12
in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 04.05.2010 11:27von DD_Ihagee • Moderator | 3.013 Beiträge
Schlußakkord:
Nun konnte ich also völlig nachvollziehen, warum man früher „ausflecken“ mußte; den Staub hatte ich schon erwähnt und auch Fingernägel (mit Zwirnshandschuhen kam ich noch weniger zurecht) und das Blech der Kassetten sind der Filmschicht abträglich zudem, wenn man das einlegen der Filmblätter intuitiv in einem (engen) Wechselsack tätigt.
Nochmal ganz kurz zur Kamera: Shift ja, Tilt nein.
Aufgrund der Einstellerei an der Mattscheibe sind Stativ und ein dunkles Tuch zum abschatten unumgänglich.
Trotzdem; gut sehen ist was anderes und der Zahnstangentrieb ist mit einem Schneckentrieb an herkömmlichen Objektiven auch nicht zu vergleichen.
Zwischendurch hatte ich dann noch eine Kombination mit einer moderneren Kamera versucht; aber ganz so zielführend war das auch nicht.
Zusammenführung
Zeitgenössische Literatur ist übrigens empfehlenswert; ein Beispiel folgt.
Fazit:
Mein Einstieg in diesen Beitrag (Geldbeutel groß/klein) war zwar kurz aber mit etwas Hintergrund. Die genannten Unzulänglichkeiten der Kamera und ihrem Zubehör konnten mich bei den genannten Unterhaltspreisen nicht überzeugen. Etwas modernere Kameras sollten die genannten Fehler wohl nicht mehr aufweisen; entsprechend sind sie aber auch heute noch preislich höher angebunden.
Beruhigen konnte mich relativ, daß der Lichteinfall der Blechkassetten schon bei Bildern zu sehen war als die Kamera neu gewesen ist.
Interessant war der Umgang mit Technik dieser Epoche allemal. Möchte man bei seinen Mitmenschen Aufmerksamkeit erzeugen kommt man auf jeden Fall auf seine Kosten wenn man mit der „großen“ Ausrüstung anrückt.
Entwickelt man seine Planfilme selbst und bringt die Positive mittels geeigneter Vergrößerungstechnik bzw. digital per Durchlichtscanner zu Fotopapier, so mag der Kostenanteil an dem Spaß - den man zweifelsohne hat - erheblich minimiert werden und man kann auch mehr probieren ohne gleich ein schlechtes Gewissen zu haben (nicht nur ein Negativ war völlig verdorben; auf den Preis der Entwicklung hatte das keinen Einfluß).
Doch zur Fotochemie im Hause habe ich mich bisher noch nicht durchringen können.
Schlußendlich werde ich die gute Ihagee wohl wieder schlafen lassen.
Ich weiß, daß sie noch funktioniert und mit ihr die (für einen Dresdner wie ein Wunder) wieder aufgebaute Frauenkirche aufzunehmen – das war ich, irgendwie, meinem Großvater schuldig.
http://www.bilder-hochladen.net/files/efo5-1-jpg.html
Mit den besten Grüßen aus Dresden
Holger
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RE: Einstieg Großformat 9x12
in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 04.05.2010 12:43von DD_Ihagee • Moderator | 3.013 Beiträge
Nun aber wirklich abschließend:
Letztendlich bin ich dann doch wieder beim Mittelformat gelandet (mal abgesehen vom "Tagesgeschäft" Kleinbild) und dort überwiegend beim (auch schon wieder weniger gebräuchlichen) Negativformat 6x9.
Preislich übersichtlich und mit überaus reizvollen Kameras (div. Ikontas; Weltax; Flexaret).
Ikonta 521/2
Trotzdem viel Spaß beim eigenen Versuch!
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RE: Einstieg Großformat 9x12
in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 07.05.2010 05:46von DD_Ihagee • Moderator | 3.013 Beiträge
Hier im Forum gab es in der Vergangenheit auch schon mal ein paar Ansätze:
Grossbildformat
Moderne Plattenkamera, aber preiswert!
Ebenen aus der Großformatfotografie auch im Mittelformat?
Dr. Nagel 1928 Plattenkamera
9x12 Ihagee Plattenkamera
Viel Spaß
Viele Grüße
Holger
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