Zitat von crookie
Digital ist evtl. für Werbeagenturen und Profis besser. Man kommt schneller an das gewünschte Ergebnis, und hat mehr Kontrolle. In Photoshop kann man alles mal durchprobieren, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Genauso bei dem Photo schiessen selber. Ein bisschen heller, ein bisschen Dunkler, andere Perspektive, ...
Das hat sicherlich seine Vorteile. Auf diesem Wege habe ich auch relativ schnell den Zusammenhang von Blende, Belichtungszeit, .. verstanden.
Wenn man sich die Mühe macht, diese Zusammenhänge auch verstehen zu wollen, schon... ich habe neulich aber einen kennengelernt, der zu dieser Gruppe gehörte:
Zitat von crookie
Allerdings gibt es viel zu viele digital Knipser, die sich über die Technik keinerlei Gedanken machen.
Der gute Mann hat eine kleine Werbeagentur und eine DSLR (Marke/Modell vergessen), mit der er auch durchaus brauchbare Aufnahmen macht - aber er hat von den absoluten Grundlagen der Fotografie überhaupt keine Ahnung. Er wußte NICHTS über den Zusammenhang von Empfindlichkeit, Blende und Zeit, wußte NICHTS über Tiefenschärfe und wie man Schärfe und Unschärfe absichtlich erzeugen kann etc. Dadurch kamen wir überhaupt darauf, er hatte mich gefragt, woher der Effekt kommt, daß ein Gesicht scharf und die Umgebung unscharf ist (also Bokeh). Ich habe ihm dann gesagt, daß er für sowas sein Zoomobjektiv ausfahren und/oder mit offener Blende fotografieren soll. "Was ist eine offene Blende?" Oha. Es ging dann noch so weiter... "Naja, ich benutze immer die Motivautomatiken, die kann man mit dem Rädchen da einstellen." Stimmt, da war ein Rädchen mit Symbolen. Das war aber auch das Einzige, was ich auf Anhieb an dem Teil einstellen konnte. Sonst hat das Ding aber echt feine Bilder gemacht - zoomen, Auslöser drücken, fertig. So macht er es auch, wohlgemerkt nicht nur privat, sondern auch semiprofessionell!
Früher waren die Besitzer von Spiegelreflexkameras Leute, die sich mit dem Fotografieren auskannten, heute können scheinbar auch Leute damit umgehen, die vor 30 Jahren gerade einmal mit einer Fixfocus-Instamatic klargekommen wären.
Soll man das nun bedauern oder begrüßen? Bedauern, weil Wissen verloren geht oder begrüßen, weil es die Fotografie demokratisiert? Etwas erschrocken war ich bei obigem Beispiel schon. Die Gegenbeispiele, wo sehr kompetente Leute gekonnt mit DSLRs tolle Bilder zaubern, kenne ich aber auch sehr wohl!
Aber warum quäle ich mich mit 70 oder 80 Jahre alten Kameras rum, um nachher eine schlechtere technische Qualität zu erhalten als der unbedarfte DSLR-Knipser von heute? Es macht einfach Spaß, mit den Antiquitäten zu hantieren und ich mag die nostalgische Anmutung der Bilder. Und jede gelungene Aufnahme ist selbst erkämpft! Was von beidem jetzt besser ist, ist doch im Grunde egal...
Viele Grüße,
Nils