#41

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 16.02.2007 09:29
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

Letztlich kann man mit einer pocket oder einer Box bessere Bilder machen als mit einer Leica oder Rollei, es geht um den Blick und die Aussage des Fotos, welches dieses zum Bild macht. Das steht völlig außer Frage.

Bei diesem Thema hier konkret denke ich aber, dass es durchaus angebracht ist, in einer Systemvorstellung - was dieser Thread laut Titel auch ist - auch auf Schwächen oder Macken hinzuwesein. Das sähe in einem Rollei-, Leica- oder meinetwegen auch Hasselblad-Thema nicht anders aus, denn Macken und Schwachstellen haben diese Geräte auch. Gesetzt den Fall, jemand sucht via Google nach Kiev-Besprechungen, weil er sich mit einer Kaufabsicht plagt und findet dann diese Vorstellung hier ohne Hinweis auf die starken Qualitätsschwankungen, die anscheinend nach Horsts und meiner subjektiven Wahrnehmung höher sind als bei anderen, dann würde dieser jemand gewollt oder ungewollt ein nicht vollständiges Bild des Systems präsentiert kriegen beim Lesen des Themas.

Es geht ja nicht nur darum, Geräte anzupreisen, sondern sie durchaus kritisch zu betrachten. Wenn ich das Kiev-System zusammenfassend bewerten sollte, sähe das bei mir etwa wie folgt aus:

Pro:
Günstige Preise, großes Objektivsortiment, teilweise sehr gute bis exzellente Objektive, hohe Verbreitung, daher große Auswahl an Gebrauchtgeräten.

Contra:
Teilweise starke Qualitätsschwankungen, möglicherweise sind Nachbesserungen am Gehäuse nötig, um dieses einwandfrei nutzen zu können.

Insgesamt ändert sich ja nichts an der Bewertung, dass es ein solider und durchaus angemessener Einstieg ins Mittelformat ist, aber jeder muss für sich selber abwägen, ob er diese Geräte kaufen würde oder nicht und welche Eigenschaften ihm persönlich wichtig sind. Ich habe unter Anderem eine Schraubleica. Ich habe schon viele Personen sagen gehört, dass dieser Split-Sucher eine Zumutung sei, außerdem viel zu klein. Mich stört das nicht. Dass man den Film vorher selbst anschneiden muss stört mich auf Dauer auch nicht. Ich weiß aber, dass ich dadurch nicht mal eben schnell an der Ecke einen Film kaufen und einlegen kann, sondern dass ich ein bisschen planen muss, wenn ich weiß, dass ich damit viele Fotos machen möchte. Außerdem haftet ihr wie allen anderen Gewindekameras der Mangel an, dass ein Objektivtausch normalerweise länger dauert als bei Bajonett-Wechselfassungen. Auch bei der Rollei hätte ich durchaus Kritikpunkte, ebenso wie bei meiner Mamiya 645. Es gibt kein Kamerasystem, welches "nur gut" ist. Aber man muss das für sich selber herausfinden. So ist es vollkommen ok, wenn positive Erfahrungen berichtet werden und Zufriedenheit geäußert wird. Aber meiner Ansicht nach ist es eben nicht angemessen, die Kameras mit den Hablas auf eine Ebene zu stellen, obschon es eine Kopie davon ist. Auch wenn man einige mängelbehaftete Hasselblads kennt, die Kameras sind im Allgemeinen sehr solide, sonst wären sie beispielsweise nicht von der NASA für verschiedene Missionen ausgewählt worden. Sie haben sich im Alltag über Jahrzehnte bewährt und können auch schonmal einen Knuff ab. Nach dem, was hier von der Kiev berichtet wurde ist dies dort ebenso, aber nur, wenn man ein gutes Gehäuse erwischt hat oder dieses ein wenig modifiziert. Ich finde, sowas sollte nicht unerwähnt bleiben.

Das Ziel der Fotografie ist das Endprodukt, das Foto. Über Technik zu diskutieren ist leichter als über den "künstlerischen Aspekt" der Fotografie. Das ist ähnlich im Hifi-Bereich, meinem zweiten Hobby. Gern wird über die Technik gesprochen und diskutiert, seltener über Musik. Weil es schwieriger ist und weil man mit gemachten Fotos meiner Ansicht nach auch sehr persönliches preisgibt.
Ich habe hier schon ein oder zwei Fotos gezeigt, würde das wohl auch wieder tun, sobald ich wieder über einen funktionsfähigen Scanner verfüge, aber um ehrlich zu sein meide ich Diskussionen von Fotos. Schnell verrennt man sich in Kritik, man kennt - egal wie gut sie geschildert wurde - nicht die Situation, in der das Foto entstand. Kennt nicht die Beweggründe, die Aufnahme zu machen. Weiß nicht, welche Hürden unter Umständen genommen werden mussten. Manchmal mag der Fotograf das Foto, obwohl es keineswegs perfekt ist, weil er eben diese Hintergründe kennt und das für ihn deshalb etwas besonderes ist. Das finde ich in Ordnung. Aus dem Grund beteilige ich für meinen Teil mich ungern an Bilddiskussionen und würde auch nicht unbedingt wollen, dass meine Fotos von anderen kritisiert werden.

Ich hätte kein Problem damit, in privatem Rahmen mal Fotos zu zeigen oder auch Belegfotos (wie kürzlich von Mike bezüglich des Ilford erbeten) zu zeigen, aber sonst fällt mir das eher schwer. Das mag damit zusammenhängen, dass das Internet eben nicht das Wohnzimmer ist, wo man mal mit ein paar Bekannten Fotos ansieht, ich kann es nicht genau sagen. Der persönliche Aspekt bei Fotos spielt da sicher eine sehr große Rolle. Aber das bitte ich ebenso zu respektieren wie die Aversion anderer gegen Technikdiskussionen.

Genau das ist ja ein wichtiger Aspekt von Foren. Unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Interessensausrichtungen treffen aufeinander und diskutieren.

Gruß
Niko


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In der räumlichen Askese zeigt sich das Wesen des Sammlers.


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#42

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 16.02.2007 20:20
von Horst

Hallo,

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Ich habe hier schon ein oder zwei Fotos gezeigt, .........
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Muß ich wohl verpasst haben !

Horst




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#43

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 16.02.2007 20:40
von Madial • Mitglied | 530 Beiträge

Guten Morgen

Also ich habe nicht erwähnt,dass das Kiev System ohne Macken sei und ich werde es auch niemals tun.Aber ich habe halt ein Glücksgriff gemacht,
zu mal ich ein un modifiziertes System habe.Und da geht es auch schon los,für irgendwelche Technische Spielereien ist diese Kamera auch nicht gebaut.Natürlich hätte ich auch gerne eine Spiegelvorauslösung und einen Tuchschlitzverschluß,doch das alleine ist für eine Kiev auch nicht unbedingt geeignet.Je mehr von diesem Zeug in Ihr verbaut wird um so anfälliger wird diese dann,ich selber habe nur eine Kamera die so aus dem Werk kam wie sie ist.Und diese funktioniert von daher sehr verlässlich,ich selber kann irgend welche Fehler selber beheben und das ohne viel Aufwand.
Bilder die ich mit meiner Kiev gemacht habe kann man sich ja auch auf meiner Homepage ansehen.Mehr möchte ich dazu auch nicht mehr erwähnen,in dieser hinsicht gebe ich Niko und Horst recht,das Endergebnis (Bilder)zählen für eine Beurteilung.
Lg.
Dietmar


( der mit der Kiev tanzt )

Fotografieren ist eine Sprache die jeder versteht

http://madial-photography.meinatelier.de/
http://www.flickr.com/photos/dietmar-mathies/
http://dietmarmathies-impressionen.blogspot.com


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#44

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 16.02.2007 22:18
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

In Antwort auf:
Muß ich wohl verpasst haben !


Fällt mir angesichts Deiner Antwort im Thema schwer, das zu glauben. Hier ist der Link dazu. Irgendwo ist aber noch ein zweites, da war noch ein Foto von der Koe aus Düsseldorf, welches ich hier mal hochgeladen habe, da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher. Ganz davon abgesehen denke ich aber nicht, dass es hier ums Profilieren mit hochgeladenen Fotos geht. Das kann kein Indikator sein für die Berechtigung, an Themen diskutierend zu partizipieren. Also bitte...



Gruß
Niko


---
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#45

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 10.10.2008 12:20
von uthaburn • Mitglied | 1.631 Beiträge

Hallo Freunde,

ein alter Tread aber immer noch interessant zu lesen. Ich habe seinerzeit eben auch eine Kiev 88 und eine Kiev 60 besessen. Die Kiev 88 ist eine Kopie der Hasselblad 1600 die 1949 in Amerika vorgestellt worden ist. Victor Hasselblad hat seine 1600 ziemlich schnell eingestampft, da es immer wieder Probleme mit dem Schlitzverschluss gab, dass wurde erst bei der Hasselblad 1000 optimiert. Ich kann die Kiev 88 nur mit meinen V-Systemen vergleichen (etwas unfähr, da die V-Systeme keinen Schlitzverschluss mehr haben).
Die Qualität an Werkstoffen und deren Verarbeitung, sind ein grosser Pluspunkt der schwedischen Manufaktur. Beide Kameras sind ähnlich vom Aufbau, es passt sogar der Lichtschachtsucher und das TTL - Belichtungssystem der Kiev auf die Hasselblad, aber das ist auch schon alles.
Die Verarbeitung einer Kiev 88 ist das Grauen pur, die Optiken sind im Vergleich zu Zeissobjektiven ware Flaschenböden, die Qualität stimmt einfach nicht und sie ist auch nicht gleichbleibend. Ich habe mich sehr schnell von meinen Kievs getrennt. Wer eine Kiev mit einer Hasselblad vergleicht, der vergleicht Äpfel mit Birnen, da sind Welten zwischen.
Foto Wiese in Hamburg baut Kievs um, auf westlichen Standart, nach einer Bajonettveränderung bei Wiese, kann man sogar Schneider Objektive verwenden, dass ganze ist aber dermaßen teuer, dass man sich eher nach einem gebrauchten Hasselbladsystem umschauen sollte.
Der serienmäßigen Stahlschlitzverschlusses an einer Kiev, bewegt beim Auslösen etliches an Massen und erreicht somit niemals eine 1.000tel sek. (Das schafft eine Hasselblad 1000 allerdings auch nicht). Von Ostprodukten und damit ist auch eine Pentagon Six ect. gemeint, sollte man prinzipiell die Finger von lassen, Transportprobleme und andere Probleme sind hier vorprogrammiert. Es locken bei Ostprodukte eigentlich nur die Preise. Meine Erfahrung ist, wer billig kauft bezahlt irgendwann doppelt. Meine Hasselblads sind über 50 und über 30 Jahre alt und funktionieren noch wie am ersten Tag, ähnlich wie eine Leica aus den 40er, die läuft immer noch, weil es Qualität ist.
Ein Ostprodukt kann weitaus teurer werden als eine Hasselbad und sowas macht wirklich keinen Sinn.
Ich möchte hier keinem Ostkamerabesitzer auf die Füsse treten, dass ist nur meine Meinung, da ich den Vergleich der hier erwähnten Kameras selber testen konnte.
Grüße
Frank


alles was Klack macht !!

http://home.fotocommunity.de/rolleiflex/index.php?id=1353326


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#46

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 10.10.2008 17:35
von Harald

Ein sehr interessanter Tread, der meine Erfahrungen mit Kopien bestätigte.
Die müssen billig hergestellt werden, sonst lohnen sie sich nicht- ein Exportmodell einer Kopie ist dann halt noch besser, als eines,das für den inneren Gebrauch gebaut wurde.
Als Ostkamera-Fan bin ich besser mit einem Exportmodell bedient- ganz klar.
Meine Prakticas (MTL) sind jahrzehnte alte und vollkommen problemlos, wie auch die Objektive, die zwischen 25-55 Jahre alt sind und noch immer ganz ausgezeichnet funktionieren.
An einer Praktica und einem Zeiss oder Meyer Objektiv wackelt nichts oder ist auch nur wackelig konstruiert.
Gut, eine Kleinbild (ich brauche keine 30x40cm Vergrößerungen) spielt in einer anderen Liga, dennoch muss sich mancher mit seiner Leica oder Hasselblatt warm anziehen, wenn die Qualität getoppt werden soll.
Spaß? Allemal!


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#47

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 10.10.2008 20:56
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

[quote="Harald"Als Ostkamera-Fan bin ich besser mit einem Exportmodell bedient[/quote]
Bei den Nachriegs-Messsucher-Kameras habe ich da ganz andere Erfahrungen gemacht. Mir waren die Kameras für den Binnenmarkt, auf denen nicht "made in UDSSR" stand, immer lieber. An anderer Stelle hatte ich dazu folgende Vermutung angestellt: exportiert wurden die Kameras ja nicht in den Westen mit seinen Qualitätsanforderungen sondern in die armen sozialistischen Bruderländer, die natürlich auch nicht viel bezahlen konnten/wollten. Möglicherweise ist dorthin der Ausschuß geliefert wurden. Später wurden die FEDs dann von Quelle unter dem Namen Revue als Billigkameras verkauft. Das spricht auch nicht gerade für einen qualitätsorientierten Einkaufspreis.

Nur noch was zum Thema Nachbauten:
Die KB-Kievs waren nie Nachbauten sondern Weiterbauten der Contax zunächst sogar mit Originalteilen, die mit den Maschinen als Reparation in die Ukraine gewandert sind. Bei den ersten wurde sogar noch der eingeprägt Namenszug "Contax" weggefeilt und durch "Kiev" ersetzt. Die wurden dann mit kleinen Weiterentwicklungen bis in die 80er gebaut.
Die FEDs und Zorkis haben sich sehr schnell vom Leica-Vorbild gelöst. Das waren schon Meßsucherkameras ohne getrennten Einblick für Sucher und E-Messer lange bevor die M3 auf den Markt kam.
Grundsätzlich würde ich zur Qualität sagen, daß die Kameras bis in die 60er gut waren und problemlos auch heute noch benutzt werden können (falls die Verschlußtücher nicht in einem feuchten Keller vermodert sind oder die Gummierung wegen jahrelanger Nichtbenutzung verhärtet und gerissen). Die Kievs waren wieder gut ab Ende der 70er. Dazwischen liegt ein Trauerspiel.

Gruß
Jochen


Gruß
Jochen
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analog: Olympus OM-2 und OM-4, Kodak Retina IIIC, IIIS und Retina Reflex S; digital: Pansonic Lumix GH3 und GF6
meine Galerie http://www.pbase.com/buschkoeln
meine HP http://jochen-b.de/


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#48

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 10.10.2008 21:25
von Harald
Ein interessanter Erfahrungsaustausch, zu dem ich noch beitragen kann:
Die Revueflex TL25 meines Vaters war von der Verarbeitungsqualität der MTL5b fast noch überlegen, die machte einen sehr sorgsamen Eindruck und ist total unterbewertet- wer sich eine MTL5b zulegen möchte, dem kann ich nur zu dem Quelle-Modell raten!
(Objektive: Weltblick (Asahi) oder Pentacon (Zeiss Jena) beides 6 Linser)

zuletzt bearbeitet 10.10.2008 21:27 | nach oben springen

#49

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 16.10.2008 21:27
von McMatze • Mitglied | 166 Beiträge

Moin,

auch ich oute mich gerne als Kiev88 Benutzer :-)
Hab scheinbar eine von den guten abbekommen, nur das Transportproblem kann ich bestätigen.
Aber da gibt es auch eine ganz einfache und praktikable Lösung (ok, bei Nachtaufnahmen nicht so gut), ich mache die runde Öffnung am Magazin hinten auf und drehe halt soweit nach, bis die Bildzahl auf dem Filmträger richtig plaziert ist...

Gruß,
Matze


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#50

RE: Kiev ein System mit Kultcharakter

in Erfahrungsberichte 17.10.2008 01:14
von Harald

Na, da kann man nur wünschen, dass alles in Ordnung ist.
Am besten gleich mal nach den Lichtdichtungen sehen, Gummipflegemittel auf den Spiegelpuffer etc. (winzige Menge mit dem Wattestäbchen, das habe ich bei meinen Prakticas immer gemacht)
Was soll sonst schon an der Kamera sein, wenn die Zeiten gehen?
Wenn das so ist wie bei der Seagull, muss halt der Film so eingelegt sein, dass man vorsichtig mit der flachen Hand arbeitet und die Lasche einfädelt und darauf achtet, dass diese gut unter den folgenden Film greifen kann, sich nicht wieder abwickelt, weil man zu sparsam war..
Die ASA-Werte sollte man auch nicht vergessen umzustellen..
Die erste Enttäuschung kommt da, wo man gleich "künstlerische Bilder" machen will und nicht so recht mit der knappen Schärfentiefe rechnet, wo doch das Motiv so wunderbar klar zu sehen ist- in dem großen Sucherschacht!
Evtl. erst mal mit mittigen Blendenöffnungen arbeiten, damit der erste Film- s.o.- keine zu arge Enttäuschung wird.
Ich bin gespannt, poste unbedingt die Fortschritte!


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