RE: Filmfrage; Farbumkehrfilme
in analoges Fotozubehör 05.06.2011 00:36von Oliver-Jorst_Jürgen • Mitglied | 440 Beiträge
Hallo,
der purpur-Stich in den Scans kommt glaube ich auch aus zu knapper Belichtung, wenn man nachträglich versucht, die Bilder mit der Bildbearbeitung aufzuhellen.
Ich hänge hier mal Bilder an, die ich auf Fuji-Velvia aufgenommen habe. Das Bild Nr. 1 zeigt eine Aufnahme, die deutlich zu knapp belichtet wurde und Bild 2 die digitale Nachbearbeitung diieser Aufnahme. Diesmal ging's gut, dass Ergebnis kann sich sehen lassen. Meistens entsteht beim nachträglichen aufhellen zerstörerisches Bildrauschen oder der besagte Purpur-Stich.
Zum Glück konnte dieses Bild noch gerettet werden. Bei Bild Nr. 3 versagte der Belichtungsmesser wohl vollends. Kann mir das Ergebnis nicht erklären; sieht für mich selbt integral betrachtet nicht korrekt belichtet aus. Irgendwie trotz allem ein interessantes Bild mit einer ungewöhnlichen Lichtstimmung.
O.K. Farbumkehrfilme sollen vielleicht ruhig etwas knapper belichtet werden, aber irgendwo ist auch dort die Grenze.
Gruß Oliver
RE: Filmfrage; Farbumkehrfilme
in analoges Fotozubehör 05.06.2011 03:10von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge
Die Bilder hier ist schon recht schwierig, alles Gegenlichtaufnahmen, die Zugaben erfordern, der Himmel ist recht hell, die Schatten und die Landschaft im allgemeinen aber soviel dunkler, daß sie kaum noch durchgezeichnet sind. Unterbelichtete Fujis gehen zwar in Richtung violett, blau u.ä aber in diesem Falle könnte auch die Lichtstimmung ein Ausgleichsfilter erfordert haben. Bild 3 ist eine extreme Gegenlichtaufnahme und das Himmelslicht hat das Meßergebnis stark verfälscht, da hätte entweder das Boot mittels Punktmessung angemessen werden müssen (wenn man es zur Verfügung hat), oder aber es wären wohl so anderthalb bis zwei Blenden zuzugeben gewesen. Himmel und Boot gleichermaßen gut durchgezeichnet zu bekommen, ist in diesem Fall nahezu unmöglich.
Ich würde mir an Deiner Stelle einen Diafilm hernehmen und Belichtungsreihen verschiedener Lichtsituationen machen, damit Du ein Gefühl dafür bekommst, wie die Belichtung sitzt. Der "Belichtungsspielraum" beträgt eben theorisch genau 0 Blenden und praktisch ohne merkliche Qualitätsabstriche vielleicht 1/2 bis allerhöchstens 1. Ich halte es da mit Benno Wundshammer (sinngemäß): Wer mit einem Belichtungsmesser umzugehen versteht, der braucht eigentlich keinen mehr.
gut Licht
Walter
RE: Filmfrage; Farbumkehrfilme
in analoges Fotozubehör 05.06.2011 08:01von Oliver-Jorst_Jürgen • Mitglied | 440 Beiträge
Hallo Walter,
danke, für Deine Hilfe ! Wieder einmal zeigt sich, wie absolut genial unser menschliches Auge ist: Leuchtdichtebereich von 1:10^9, die Linse hat eine Brechkraft von 19 bis 33 Dioptrien, das komplette Auge eine Breckraft 58 bis 70 Dioptrien; entsprechend einer Brennweite von 14 bis 17mm. Die Iris vermag sich blitzschnell den sich ständig wechselnden Gegebenheiten in einem Bereich von f/2,4 bis f/6,4 anzupassen. 126 Millionen Rezeptoren, Wellenlängenbereich 380 bis 760 nm...
Jedenfalls kommt da kein Film mit. Ich wundere mich im Moment noch darüber, dass Realität und fotgrafisches Abbild manchmal so weit ausseinanderliegen. Da steht man mit seiner Kamera unten am Hafen; es präsentiert sich einem ein stimmungsvolles Bild in brillanten Farben und einem schier unendlichen Detailreichtum - Klack macht die Kamera und ich gehe mit einem guten Gefühl, voller Freude auf die entwickelten Bilder nach Hause und eine gute Woche später liegt dann die Enttäuschung im Briefkasten.
Mit dem direktem Gegenlicht ist der Film hoffnungslos überfordert, was dem Auge keinerlei Probleme bereitet. Lösungen für das Problem gibt's viele, aber keine wirklich guten:
1. Lernen zu sehen, wie die Kamera - aufs wesentliche belichten
2. Belichtungsreihen anfertigen und wenn alle Stränge reißen zu HDR zusammenmontieren
3. Auf bessere Filme / Sensoren warten
4. Im Zweifelsfall auf's Bild verzichten
5. Bild von der gegenüberliegenden Seite aus in Sonnenrichtung aufnehmen
6. Wiederkommen und fotografieren, wenn die Sonne günstiger steht...
In jedem Fall muss ich zukünftig weniger Auschuss produzieren; sonst leidet irgendwann die Freude am Hobby und das Kosten- / Nutzen-Verhältnis stürzt in den Keller. Na ja, genau mit aus diesem Grund bin ich im Forum, um mich mit Euch auszutauschen. Für Eure Tipps und Ratschläge bin ich wirklich dankbar. Ich werde zukünftig die speziellen Eigenschaften des Aufnahmematerials stärker berücksichtigen und die Belichtung ggf. manuell korrigieren.
Farbumkehrfilme sind 'ne feine Sache, aber sie wollen beherrscht werden.
Gruß Oliver
RE: Filmfrage; Farbumkehrfilme
in analoges Fotozubehör 05.06.2011 08:31von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge
Zitat von Oliver-Jorst_Jürgen
Farbumkehrfilme sind 'ne feine Sache, aber sie wollen beherrscht werden.
Ja das stimmt. Bei solchen Gegenlichtaufnahmen solltest Du vielleicht wirklich 2 Schüsse mit unterschiedlicher Belichtung riskieren.
Das geht natürlich ins Geld und manchmal sind dann beide Aufnahmen nichts.
Gibt es einen Grund, warum es Diafilme sein müssen? Projizierst Du die oder geht es dabei nur ums schnelle Anschauen der Ergebnisse?
Gruß
Joachim
"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
RE: Filmfrage; Farbumkehrfilme
in analoges Fotozubehör 05.06.2011 11:03von Oliver-Jorst_Jürgen • Mitglied | 440 Beiträge
Hallo Joachim,
ein wichtiges Kriterium ist für mich, die gute scanbarkeit der Filme. Der zweite Grund ist, dass ich zunächst einmal Dias sammeln möchte um mir später einmal einen Projektor zuzulegen. Mittelformatprojektion ist einfach eine großartige Sache. Die Projektoren sind leider recht teuer, aber auf kurz oder lang führt kein Weg drann vorbei. Schön finde ich auch, dass sich die Dias so prima auf dem Leuchttisch beurteilen lassen. Na ja und zum Schluss bleibt da noch die mögliche Crossfilmentwicklung.
Gelegentlich nehme ich auch Negativfilme; besonders für schwarz/weiß-Aufnahmen.
Gruß Oliver
Hallo Oliver,
wenn ich das dritte Bild anschaue: der Himmel für sich allein ist doch ideal belichtet. Doch das ganze Motiv hinzubekommen mit Umkehrfilm wahrscheinlich völlig unmöglich. Gerade diese Motive haben doch m.M.n bei den Digitalen zur HDR-Technik geführt. Ein Farbnegativfilm hätte da evtl. etwas mehr rausgeholt. Ich würde gerne mehr Umkehrfilme benutzen, hatte aber immer ähnliche Probleme, zu dunkle Bilder. Was ist - rein aus Sicht der Belichtung - denn überhaupt das Einsatzgebiet für Umkehrfilm? Bei 5-6 Blenden Spielraum würde ich sagen, bleiben doch nur Motive, die mehr Ton in Ton sind? Sowie die beiden "Ränder", also entweder ein mittleres Grau in Richtung 100% Schwarz, oder mittleres Grau in Richtung 100% weiß. Nochmal zum dritten Bild: in Fotobüchern ist soetwas immer mal wieder als Silhouetten-Motiv beschrieben, würde also meinen noch ein Tacken knapper zu belichten.
Gruß, Jorge
RE: Filmfrage; Farbumkehrfilme
in analoges Fotozubehör 08.06.2011 09:04von Oliver-Jorst_Jürgen • Mitglied | 440 Beiträge
Hallo,
oha, ich wurde gerade in einem anderen Tread auf die völlige Fehlbedienung meiner Kamera hingwiesen: Die vermeintliche Dioptriekorrektur von -1 entpuppte sich als Belichtungskorrektur von -1 Blende. Auch wenn's peinlich ist, weiß ich nun, warum meine Aufnahmen generell zur Unterbelichtung tendieren. O.K. vom Ansatz her, den Farbumkehrfilm etwas knapper zu belichten ist vielleicht gar nicht so falsch, aber eine ganze Blende war da viellicht doch etwas viel.
Ich werde in Zukunft doch öfters mal zum Farbnegativfilm greifen, weil der Film gerade in kritischen Licht-Situationen besser geeignet ist.
Gruß Oliver
RE: Filmfrage; Farbumkehrfilme
in analoges Fotozubehör 08.06.2011 09:32von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge
Das Problem in diesem Fall war eindeutig - deine Blendenabzug hat es noch verschlimmert - daß Du gegen die Sonne gemessen hast, womit Dein Belichtungsmesser so mißt, als wolltest Du die Sonne auf einen mittleren Ton belichten. Bei Gegenlichtaufnahmen sollte man jedenfalls grundsätzlich reichlicher(etwa 1,5-2 Blenden) belichten und nicht knapper.
Zitat
Bei 5-6 Blenden Spielraum würde ich sagen, bleiben doch nur Motive, die mehr Ton in Ton sind?
Auf Photopapier vom Negativ hat man in Bezug auf den darstellbaren Bereich eigentlich auch nicht mehr Spielraum, man muß dann meistens entscheiden, was man absaufen oder ausfressen läßt. Bei den heutigen Digitalkopien oder mit weicheren Gradationen (nur schwarzweiß) kann natürlich ein wenig mehr getrickst werden. Wichtig ist meist, daß man alle bildwichtigen Teile sauber erfaßt, indem man möglichst darauf belichtet. In diesem Falle gehe ich mal davon aus, daß der Autor mit zwei Blenden mehr ein durchgezeichnetes Boot und noch einen leicht fahlblauen Himmel gehabt hätte.
gut Licht
Walter
RE: Filmfrage; Farbumkehrfilme
in analoges Fotozubehör 08.06.2011 10:25von Oliver-Jorst_Jürgen • Mitglied | 440 Beiträge
Hallo Walter,
danke für die Antwort !
In dem Bild Nr. 3 ist der Himmel tatsächlich absolut korrekt belichtet. Der Rest des Bildes säuft hoffnungslos ab, weil der Dynamik-Umfang des Filmes nicht ausreicht. Solche Aufnahmen im extremen Gegenlicht sind eine besondere Herausforderung.
Wenn ich das Bild auf die dunklen Flächen belichtet hätte, wäre der gesamte Himmel hoffnunglos überbelichtet und eine reine weiße Fläche ohne jegliche Zeichnung. Mein Problem war tatsächlich, dass meine Augen die Szene völlig anders wahrgenommen haben als der Film es erfassen konnte. O.K. auf Negativfilm aufgenommen mit etwas höherer Belichtung hätte zu einem besseren Ergebnis geführt, aber lange nicht zu dem Ergebnis, dass ich mir erhofft hatte. Mit einer Belichtungsreihe könnte ich den bestmöglichen Kompromiss wählen, aber ein Teil des Bildes würde zeichnungslos absaufen und ein anderer stark überbelichtet werden. HDR ginge nur bei absolut unbewegten Motiven, laufende Wellen auf der Wasseroberfläche würden bereits zu Problemen führen.
In meinen Fotolehrbüchern wird ein Baum im direkten Gegenlicht beschrieben: Man hat die Wahl zwischen der schwarzen Siluette von dem Baumstamm bei blauem Himmel und dem gut durchgezeichneten Stamm vor weißem Hintergrund. Bei meinem Bild hätte ich eine Spottmessung auf's Boot machen sollen. Mit einem Blitz hätte ich vielleicht das Boot im Vordergrund aufhellen können, aber niemals den ganzen Vordergrund.
Ich hätte besser mehrere Spotmessungen durchführen sollen und so eine Art Zonenmessung emitieren sollen, die meine Kamera leider nicht beherrscht. In zukünftigen Aufnahmen werde ich diese Diskussion im Hinterkopf haben und dank Eurer Hilfe zu besseren Ergebnissen gelangen.
Gruß Oliver
RE: Filmfrage; Farbumkehrfilme
in analoges Fotozubehör 08.06.2011 10:37von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge
Hallo,
analog mit Negativfilm könntest Du zum Beispiel Folgendes machen: Du belichtest korrekt auf das Boot, der reichliche Kontrastumfang des Films würde auch noch für den Himmel reichen, wäre aber nicht direkt vergrößerungsfähig, dann vergrößerst Du auf Papier, wobei Du versuchst, das Boot durch Abwedeln (Hände, Tonpapier am Stöckchen etc.)zurückzuhalten. Oder Du fertigst gleich eine Maske an, die Du in den Strahlengang halten kannst. (Schattenpartien vergrößern, aber kleiner als das gewünschte Endformat, ausschneiden und mit leichten Bewegungen in den Strahlengang einhalten.) Zumindest letzteres lohnt aber eigentlich nur bei wichtigen Motiven. Noch etwas fummeliger wären kontrastverändernde negative Masken, aber das wäre schon sehr aufwendig.
Eine für den Diafilm unter Umständen (natürlich nur bei nahem Motiv) taugliche Methode könnte das Aufhellblitzen sein, allerdings ist man da nur dann richtig flexibel und effektiv, wenn man entweder die Lichtleistung oder die Verschluß-Blenden-Kombination der Kamera ändern kann. Die nahen Schatten werden dabei durch den Blitz aufgehellt, der ferne Himmel bleibt wie er ist.
gut Licht
Walter
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