Ich wollte mal von meiner Erfahrung mit der Minolta X-700 berichten, die ich mir letzte Woche besorgt habe.
Bisher hatte ich immer die X-300 bzw. X-300s benutzt. Die sind schön billig und verrichten ihren Dienst. Allerdings hat mich ein gravierender Mangel immer genervt: Die fehlende Abblendtaste! Ich kanns nicht leiden, mit der SLR die Schärfentiefe zu errechnen oder zu schätzen. Da kann ich ja gleich meine Falter nehmen. Ich mache zwar viele Landschaftsaufnahmen, wo das vielleicht nicht so dramatisch ist, aber man will ja auch mal andere Sachen probieren.
Daher spielte ich schön länger mit dem Gedanken, auf eine X-700 aufzurüsten.
Nach längerer Beobachtung nun ein Gehäuse für 17,- Euro erstanden. Anmerkung des Verkäufers: Löst nicht mehr aus.
Das kennen wir schon von der 300er, nur dass es bei der 700er 2 Kondensatoren sind, wovon der zweite blöderweise unter der oberen Kameraabdeckung sitzt. Aber da nun 17,- Euro nicht die Welt sind und ich neugierig bin, habe ich die Kamera total zerlegt.
Nach 2 Stunden war ich nach dem Zusammenbau echt froh, dass kein Scheibchen oder Schräubchen übrig blieb.
Die kamera funktioniert nun auch wieder. Hat zwar am Transporthebel nun keinen Lack mehr, weil der so hartnäckig war und ich mit einer Rohrzange run musste aber egal - ich will fotografieren und keine Kameraausstellung machen.
Nun am Wochenede das Teil mal eingeweiht. Einen billigen Paradiesfilm zum Verschießen geladen und los.
Die Anleitung zur X-700 habe ich natürlich nicht gelesen. Wozu auch, ich kenn ja die X-300. Höhöhö..
Schon bei der ersten Aufnahme im Manuellmodus dachte ich erstmal, die Kamera spinnt doch noch. Warum zur Hölle wird da nur ein LED-Balken im Sucher angezeigt, wo es doch bei der 300er zwei sind? Hmmm, nach einigen hilflosen Versuchen dann halt doch die Anleitung rausgekramt. Zum Glück war die samt Originalverpackung dabei.
Dort nun ein weiteres Unterscheidungskriterium zwischen der 700er und den 300ern gefunden:
Die 700er zeigt nicht die aktuell eingestellte Verschlusszeit an. Shice!
Bei der 300er hat man einen blinken LED-Balken, der die eingestellte Verschlusszeit anzeigt und weitere Balken, die je nach gemessener Beleuchtungsstärke ober- oder unterhalb des blinkenden Balkens aufleuchten. Mit der Blende oder durch Verstellen der Verschlusszeit bringt man die beiden Balken nun aufeinander, je nach Wunsch.
Ganz anders bei der X-700: Hier wird nur ein Balken angezeigt, der die "bei dieser Blende empfohlene Verschlusszeit" anzeigt.
Ein meiner Meinung nach ganz blödes Verfahren. Man merkt sich ja nicht immer die aktuell eingestellte Verschlusszeit.
Eine Aufnahme läuft also so ab: Man betrachtet das Motiv durch den Sucher und sieht je nach Blende z.B. bei "125" einen Leuchtbalken. Nun hat man aber natürlich wieder vergessen, was eingestellt war. Also Kamera wieder absetzen und schauen. Siehe da, 1/500 ist eingestellt. Also Verschlusszeit auf 1/125 oder auch eine andere aber diese sich diesmal in jedem Fall merken!
Dann neu ansetzen und mittels Blende den Leuchtbalken nun auf die sich hoffentlich gemerkte Verschlusszeit bringen.
Da war das Hantieren mit der alten SRT100 ja noch sicherer. Hier brachte man einen Zeiger mit einem Nachführring zur Deckung. Man musste sich nicht um die eingestellte Verschlusszeit kümmern, sondern brauchte die nur zu verstellen, wenn man mit der Nachführung nicht mehr hin kam.
Bei der X-300 hat man die Verschlusszeit immer im Sucher. Ein meiner Meinung nach wesentlicher Vorteil.
Dieses ständige "sich merken" bzw. kontrollieren ob die richtige Zeit auch eingestellt ist, ist meiner Meinung nach ein großes Manko der X-700. Klar, man gewöhnt sich an alles. Aber wenn man erwartet, dass die X-700 eigentlich das bessere Modell sein soll, wird man dahingehend doch etwas enttäuscht. Die X-700 bietet zwar noch eine Programmautomatik, aber die werde ich wohl eher selten benutzen.
Dank der Abblendtaste kann ich nun die neue Kamera gut für Nahaufnahmen benutzen. Als Universalkamera für Unterwegs bin ich allerdings etwas enttäuscht.
Natürlich hätte ich mich auch vorher informieren können, aber naja, bei dem Preis..
Das soll jetzt nicht heissen, dass die Kamera schlecht ist. Im Prinzip ein geiles Teil. Da die X-700 vor den 300ern oder der 500er auf dem Markt war, kann man auch nachvollziehen, warum die noch nicht über die Verschlussanzeige verfügt.
Die nächste geplante "Evolutionsstufe" wird dann wohl die X-500 sein. Die hat zwar keine Programmautomatik, auf die ich gut verzichten kann, aber dafür die Abblendtaste und die Anzeige der Verschlusszeitenwahl wie bei den 300ern.
Falls jemandem irgendein weiterer versteckter Fallstrick betreffend der X-500 bekannt wäre, möge er sich melden.
Danke und Gruß
Joachim