RE: Entwickler für ADOX CHS 100?
in Dunkelkammer & Entwicklung 11.10.2010 06:34von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge
Wie es in den 50ern war, kann ich nicht beurteilen, in den 60er Jahren war das Ergebnis mit Adox KB 17 in Bezug auf Korn jedenfalls nicht wesentlich anders als mit dem Efke KB 50 heute. Ich habe mich vor ein paar Jahren mal dazu hinreißen lassen, einen Efke KB 50 in einer 1964 produzierten Ampulle Neofin blau zu entwickeln. Dichte und Kontrast waren so wie es sein soll, aber es gab wegen der Überlagerung seltsame Kornzusammenballungen. Im Anschluß habe ich dann neuen Neofin besorgt und das Ergebnis überzeugte mich auch nicht. Der Neofin muß allerdings doch in gewisser Weise geändert worden sein, da für unterschiedliche Neofin-Jahrgänge unterschiedliche Entwicklungszeiten angegeben werden.
gut Licht
Walter
RE: Entwickler für ADOX CHS 100?
in Dunkelkammer & Entwicklung 11.10.2010 11:36von greyscale • Mitglied | 112 Beiträge
Hallo,
auch ich würde Neofin nicht als einen Feinkornspezialisten weiterempfehlen, aber das ist bei diesem Entwicklertyp wohl keine Überraschung. Man muß auch ehrlicherweise anfügen, daß Beutler sich in der Dunkelkammerpraxis ausgiebig zu seinen Zielen bei der Entwicklung des Neofin ausläßt, und daß ein feines Korn dort nicht genannt wird. Hervorgehoben werden vor allem zwei Parameter: die Ausnutzung der Empfindlichkeit und die, wie er es nennt, "Anfangsgeschwindigkeit der Oberflächenentwickler", die in Verbindung mit einer recht knappen Belichtung dazu betragen soll, Reflektions- und Diffusionslichthöfe - die Achillesferse der Dünnschichtfilme - so klein wie möglich zu halten. Auch deshalb bin ich bis jetzt stets davon ausgegangen, daß Neofin speziell für die Adox Dünnschichtfilme entwickelt wurde.
Da ja Beutler in seinem Buch auch explizit über Feinstkornentwickler wettert, will ich noch einmal nachfragen: Walter, was war in den 60ern eigentlich der Maßstab hinsichtlich feinem Korn? Wenn wir einen in Neofin entwickelten Efke KB 50 heute an einem in A49 entwickelten Efke oder gar an einem in Spur HRX-3 entwickelten modernsten Flachkristallfilm mit doppelter Empfindlichkeit messen, dann ist klar, wie das Ergebnis ausfällt. Wenn ich Dich richtig verstehe, dann fiel aber ein Adox KB 17 in Neofin in den 60ern hinsichtlich Feinkörnigkeit und Vergrößerbarkeit auch schon durch? Das hätte ich nicht unbedingt erwartet.
Viele Grüße,
Michael
RE: Entwickler für ADOX CHS 100?
in Dunkelkammer & Entwicklung 11.10.2010 14:36von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge
Zitat
Reflektions- und Diffusionslichthöfe - die Achillesferse der Dünnschichtfilme
Das ergibt für mich keinen Sinn, ein Dünnschichtfilm wird doch eigentlich gerade zur Vermeidung von Diffusionslichthöfen geschaffen und der Reflexionslichthof ist ja eine Frage des Lichthofschutzes. Die "Achillesferse" ist doch eher der geringere Dichteumfang und die Problematik der Kopierfähigkeit der Lichter bei Überbelichtung bzw. der Schatten bei Unterbelichtung. Gerade aber bei einem dickschichtigen Material wäre doch wohl Oberflächenentwicklung angezeigt, damit nicht alles durchentwickelt wird.
Zitat
Da ja Beutler in seinem Buch auch explizit über Feinstkornentwickler wettert, will ich noch einmal nachfragen: Walter, was war in den 60ern eigentlich der Maßstab hinsichtlich feinem Korn?
Die Adox-Filme zählten zu den Feinkörnigsten ihrer Klasse - das habe ich nicht bestritten, insbesondere der 21er galt im Vergleich als sehr feinkörnig. Die absolut feinkörnigsten Filme waren natürlich die ganz niedrigempfindlichen wie Isopan IFF, Adox KB 14, Kodak Technical Pan usw. Aber gestehe mir bei den damaligen Filmpreisen und der Möglichkeit an unabhängige Informationen zu kommen eine gewisse Subjektivität zu. Ich habe nicht systematisch alle europäischen Filmfabriken durchgetestet, und daß es so etwas wie Fuji überhaupt gab, war Ende der 50er/zu Beginn der 60er höchstens beiläufig aus irgendwelchen Übersichten bekannt auch vieles von Kodak war nur auf (teils widerwillige) Bestellung zu haben.
Neofin, Emofin, Agfa Isonal usw. waren damals recht beliebt, weil die Körnung oberhalb der normalempfindlichen 17-DIN-Filme mit jeder Blende mehr stark zunahm. Man konnte daher aus einem 17-DIN-Film, dann vielleicht 21 oder 23 DIN herausholen und hatte ein recht feines Korn das die eigentlichen Vertreter dieser Empfindlichkeitsklasse kaum erreichten (gewisse Abstriche bei der Schattenzeichnung wurden dann billigend in Kauf genommen).
Wenn man aber feines Korn wollte, dann nahm man einen der gering-mittelempfindlichen Filme (12-17 DIN vielleicht) und entwickelte ihn in einem Feinkornentwickler wie Atomal (Neu), Hauff Mikrolin u.ä. Da die aber bekanntlich nicht besonders scharf arbeiten, bevorzugte ich schon damals Feinkornausgleichsentwickler. Das deutsche Pendant zum D76 hieß damals Leicanol und kam von Tetenal und vereinbarte für mich eine Reihe guter Eigenschaften.
gut Licht
Walter
RE: Entwickler für ADOX CHS 100?
in Dunkelkammer & Entwicklung 12.10.2010 12:33von greyscale • Mitglied | 112 Beiträge
Hallo Walter,
vielen Dank für Deinen Bericht. Der begrenzende Faktor scheint damals somit in erster Linie die Nichtverfügbarkeit oder die schlechte Qualität höherempfindlicher Filme gewesen zu sein, die dazu führte, daß die Verwendung normalempfindlicher 17 DIN Filme in Entwicklern mit hoher Empfindlichkeitsausnutzung der alternativen Verwendung höherempfindlicher Filme im Feinstkornentwickler über lange Zeit vorgezogen wurde.
Was die Problematik der Lichthöfe angeht, sind Deine Argumente einleuchtend. Tatsächlich dachte ich in erster Linie an die Reflektion am Träger und dessen anschließende Weiterleitung durch die lichtstreuenden Eigenschaften der Emulsion. Da sich sowohl Beutler als auch Kisselbach dezidiert zur Problematik der Lichthöfe auslassen, während man in moderneren Büchern zur Dunkelkammertechnik diese oft gar nicht erwähnt findet, hatte sich bei mir offenbar die Überzeugung festgesetzt, daß die Filme damals allgemein über einen ungenügenden Lichthofschutz verfügten und dieses bei den Dünnschichtfilmen dann stärker als bei dickerem Material zu Problemen führte.
Wenn sich das Phänomen aber ausschließlich auf Diffusionslichthöfe reduziert, die bei dickeren Schichten und vor allem bei mehreren Schichten ausgeprägter sind, dann kehrt sich meine Interpretation von Beutlers Text tatsächlich in ihr Gegenteil. Die Ziele Beutlers, einerseits mittels hoher Empfindlichkeitsausnutzung knappe Belichtungen zu ermöglichen und zweitens über einen aggressiv arbeitenden Oberflächenentwickler das Ausentwickeln der vorhandenen Lichthöfe zu verhindern, würden dann stärker auf die Schwächen des Mehrschichtenfilms als auf diejenigen des Dünnschichtfilms abzielen. Aber das sagtest Du ja zu Beginn...
Viele Grüße,
Michael
RE: Entwickler für ADOX CHS 100?
in Dunkelkammer & Entwicklung 12.10.2010 18:47von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge
Zitat
Was die Problematik der Lichthöfe angeht, sind Deine Argumente einleuchtend. Tatsächlich dachte ich in erster Linie an die Reflektion am Träger und dessen anschließende Weiterleitung durch die lichtstreuenden Eigenschaften der Emulsion. Da sich sowohl Beutler als auch Kisselbach dezidiert zur Problematik der Lichthöfe auslassen, während man in moderneren Büchern zur Dunkelkammertechnik diese oft gar nicht erwähnt findet, hatte sich bei mir offenbar die Überzeugung festgesetzt, daß die Filme damals allgemein über einen ungenügenden Lichthofschutz verfügten und dieses bei den Dünnschichtfilmen dann stärker als bei dickerem Material zu Problemen führte.
Welche Unterschiede bei Reflexionslichthöfen es im Hinblick auf dünnschichtiges und dickschichtiges sowie doppel- und einschichtiges Material als auch Multilayer gibt, wäre sicher interessant zu erforschen, aber ich glaube das ist vernachlässigbar. Ich frage mich allerdings bei längerem Nachdenken, ob der gute Beutler vielleicht den Zeichnungsverlust in den Lichtern durch Überbelichtung mit Lichthofbildung verwechselt, in diesem Kontext würde ja eine nicht zu tief gehende Oberflächenentwicklung im Hinblick auf Erhaltung der Kopierbarkeit durchaus wieder Sinn machen.
Deine Vermutung zur Qualität des Lichthofschutzes stimmt - zumindest bei den Kleinbildfilmen mit ihrer oftmals bloßen Graubasis war er bei vielen Herstellern bis in die 60er Jahre eher zweifelhaft. Kisselbach gibt ja auch ein schönes Beispiel. Die Rollfilme und Planfilme/Platten, die ja immer einen echten Lichthofschutz hatten, waren gefühlsmäßig dagegen deutlich besser. Adox übernahm auch hier eine Vorreiterrolle durch eine zusätzliche tiefgrünblaue Lackschicht in den Kleinbildfilmen. Wesentlich zur Verbesserung beigetragen haben soll auch ORWO. Kodak hatte dahingegen ziemlich tiefgraue Filme und trug dem Problem somit auf andere Weise Rechnung.
Zitat
vielen Dank für Deinen Bericht. Der begrenzende Faktor scheint damals somit in erster Linie die Nichtverfügbarkeit oder die schlechte Qualität höherempfindlicher Filme gewesen zu sein, die dazu führte, daß die Verwendung normalempfindlicher 17 DIN Filme in Entwicklern mit hoher Empfindlichkeitsausnutzung der alternativen Verwendung höherempfindlicher Filme im Feinstkornentwickler über lange Zeit vorgezogen wurde.
Genauso war es, die Hochempfindlichen sahen in etwa so aus wie der Fortepan 400, waren ziemlich flach in der Gradation und nicht besonders scharf. So etwas war im Kleinbild für andere als Pressezwecke eigentlich kaum zu gebrauchen.
gut Licht
Walter
RE: Entwickler für ADOX CHS 100?
in Dunkelkammer & Entwicklung 22.11.2011 15:47von horei1 • Mitglied | 151 Beiträge
Daß der Calbe E102 regelrechte Kornwüsten produziert, kann ich absolut nicht bestätigen. Ich verwende ihn in der Verdünnung 1+40 oder 1+50. Da liefert er absolut harmonische Negeative ohne Kornwüste. Ich finde bei diesen Verdünnungen ist er ein Top-Entwickler.
Bildbeispiel http://www.flickr.com/photos/horst-reimer/4770345231/
« Gelbes Licht für Farb-DuKa? | Der Trend zur Farbfilm-Entwicklung im eigenen Fotolabor hat sich signifikant verstärkt. Eure Erfahrungen? » |
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