#1

SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 21.02.2010 19:22
von Gelöschtes Mitglied
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VueScan-Professional ist ein (semi)professionelles Scanprogramm. Es ist sehr komplex, 1-Klick-Scans kann man damit nicht machen und es erfordert eine deutliche Einarbeitung. Dafür wird man mit hervorragenden Scans belohnt.

Dies ist keine komplette Bedienungsanleitung, sondern soll nur die speziellen Punkte erläutern, die für ein optimales Ergebnis unbedingt zu beachten sind. Auch die Eigenarten des Canoscan 8800F werden berücksichtigt.

Hier möchte ich euch meine Vorgehensweise bei SW-Negativ-Scans zeigen. Die Screenshots wurden mit Windows gemacht (Tastenkombination "Alt Gr - Druck", einfügen in Bildprogramm oder Textprogramm mit "Strg - V").

Oft ist zu lesen, man solle keine Bearbeitung der Scans im Programm vornehmen, sondern erst später bei der Bildbearbeitung. Das ist nach meiner Meinung schlichtweg falsch. Nur im Scanprogramm selbst kann man auf die originalen Scandaten zugreifen und Korrekturen sind z.B. ohne Tonwertabriss in einem viel weiteren Rahmen möglich, als dies nach Speicherung selbst als Tif möglich ist.

Zur Archivierung scanne ich immer direkt auf dem Scannerglas, Emulsionsseite nach unten, mit einer Glasscheibe (18x24 Bilderrahmen) abgedeckt. Die Glasscheibe habe ich mit Klebeband an den Kanten "entschärft". Newtonringe habe ich sehr, sehr selten. Dagegen hilft leichtes Erwärmen oder kurz beföhnen. Natürlich muss man spiegeln, da das Bild sonst seitenverkehrt wäre. Gescannt wird grundsätzlich mit max. Auflösung von 4800 DPI, exportiert dann mit der integrierten Verkleinerungsfunktion (Faktor2), so dass 2400 DPI übig bleiben. Nach meiner Einschätzung liefert der Canoscan 8800F so deutlich mehr als die oft zu lesenden 1600 DPI real, sicher aber auch nicht mehr als 2400. Es geht also nichts verloren. Wer gleich zu Beginn nur mit 2400 DPI scannt, verliert ein paar Details. Übersichtscans (Kontaktabzüge) mache ich natürlich mit viel geringerer Auflösung.


Bild 1 (Quelle):

Als Vorlage wähle ich "SW-Negativ" aus. Manchmal scanne ich auch als Farbnegativ, zuletzt hatte ich aber im SW-Modus etwas bessere Ergebnisse und man sieht sofort, wie es später aussieht. Trotzdem wird als RGB-24 gescannt, da die Informationsdichte hier größer ist. Mit "Belichtung halten" und "Belichtung RGB" kann man die Schatten- und Lichterzeichnung beeinflussen. Der Bereich geht von "0" bis "11". Bei "0" hat man max. Schattenzeichnung", bei "11" max. Lichterzeichnung. Mit den Lichtern hatte ich nie Probleme, kleine Werte für bessere Schattenzeichnung wähle ich oft. Meist bringt aber schon der Automatikmodus gute Ergebnisse. Die Funktion "Mehrfachbelichtung" reduziert in erster Linie nur das vom Scanner produzierte Rauschen. Brauche ich nie. Die Scans sind auch als Einfachscan hervorragend. In das Feld "Auflösung Scan" gehört natürlich "4800" und nicht 1200 wie auf dem Screenshot.


Bild 2 (Farbe):

Von entscheidender Bedeutung ist die Wahl des manuellen Modus und die Wahl des Schwarz- und Weißpunktes. Setzt man beide auf "0" bekommt man maximale Tonwerte. Flaue, kontrastarme Bilder bekommen sofort deutlich mehr Brillianz, wenn man den Weißpunkt nur minimal erhöht. Bei kontrastreichen Vorlagen fressen dann aber schnell die Lichter aus, dann besser auf "0" lassen.

Bei Hersteller, Marke und Typ lasse ich alles bei der Grundeinstellung "Generic" etc, Filmprofile gibt es nicht soo viele passende und oft verschlimmbessern sie das ganze. Einfach mal probieren, ob der verwendete Film dabei ist, aber IMMER mit manuellen Einstellungen (Generic) vergleichen!

Mit den Gradations- und Helligkeitsreglern kann man je nach Bedarf rumspielen, hier sind keine allgemeingültigen Aussagen möglich, da das Bild- und Filmmaterial zu unterschiedlich ist. Mit einem korrekt belichteten HP5+ muss ich meist keinerlei Korrekturen vornehmen. Fast könnte man meinen der Film sei die Vorlage für die Standardeinstellungen. Ganz oben im Menu "Bild" kann man übrigens verschiedene Darstellungen wählen, ich verwende aber immer die hier gezeigte.


Bild 3 (Ergebnis):

Den Scan dann als RGB24-Tif exportieren. Bewahrt wieder die meisten Informationen für eine Nachbearbeitung. Das sogenannte "Raw"-Format ist m.E. nutzlos. Und da man doch meist noch ein paar Bearbeitungen machen muss, auch kein JPG. So muss man wohl immer ein paar Fusseln wegstempeln und ein maßvolles Nachschärfen ist auch keine schlechte Idee.


Ich hoffe, ihr bekommt immer gute Scans. Ich liebe dieses Programm. Klar, man muss sich intensiv einarbeiten. Aber die Ergebnisse die ich mit VueScan und dem Canoscan erziele, können sich m.E. sehen lassen. Sollte sich ein korrekt belichtetes Negativ nur fehlerhaft scannen lassen, liegt das m.E. immer(!) an einem Anwendungsfehler oder das Gerät ist defekt. Für optimale Ergebnisse ist also Handarbeit angesagt. Ist man aber erst mal eingearbeitet, geht es dennoch ziemlich fix.

Mit allen Filmen, die ich verwende, hatte ich bisher immer sehr gute Scanergebnisse mit VueScan und dem Canscan 8800F, egal mit welchem Motiv. Von der düsteren Nachtaufnahme bis zum winterlichen Schneefoto:

Agfa APX 100, RolleiRetro 400
Fomapan 100, 400
Fuji Neopan 400, 1600
Ilford PanF, FP4+, HP5+
Kodak Tmax 100, 400


Liebe Grüße und tolle Scans - Reinhold

Angefügte Bilder:
test1.jpg
test2.jpg
test3.jpg

zuletzt bearbeitet 21.02.2010 19:37 | nach oben springen

#2

RE: SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 21.02.2010 21:31
von ujh • Mitglied | 144 Beiträge

Danke für die Anleitung! Das werde ich beim nächsten Film mal so probieren. Eine kleine Frage: Musstest du irgendwas machen um den Graph angezeigt zu bekommen? Ich habe ihn bis jetzt nicht gesehen und frage mich ob man ihn irgendwo ein- und ausblenden kann oder ob er bei der Mac-Version einfach fehlt.

Urban




http://urbanhafner.posterous.com/


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#3

RE: SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 21.02.2010 21:38
von Gelöschtes Mitglied
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ganz oben: Menu Bild - Diagramm SW

jedenfalls bei Windoof. LG Reinhold


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#4

RE: SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 21.02.2010 21:39
von ujh • Mitglied | 144 Beiträge

Zitat von grommi
ganz oben: Menu Bild - Diagramm SW

jedenfalls bei Windoof. LG Reinhold



Danke, dann werde ich da mal suchen. Manchmal bin selbst ich als Informatiker zu doof den Computer zu bedienen ;)

Urban




http://urbanhafner.posterous.com/


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#5

RE: SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 21.02.2010 23:44
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Danke Reinhold für die Anleitung. Daß man im Scann keine Bildbearbeitung machen soll sondern im Programm, wird immer gesagt, aber Du hast natürlich Recht, daß das nicht logisch ist. Was im Scann nicht da ist, holt auch kein Programm mehr raus. Auf den Gedanken war ich auch heute Nacht so kurz vor 2 auch noch gekommen, und siehe da: ich habe auch mit Vuescan anständige Tonwerte bekommen, obwohl es eher try-and-error war, denn die wahre Bedeutung der Regler hat sich mir noch nicht erschlossen. Jedenfalls bin ich dann beruhigt in's Bettchen gekrochen.

Heute morgen hat Vuescan mir auch wieder SW-Negative angeboten.

Zitat von ujh
Manchmal bin selbst ich als Informatiker zu doof den Computer zu bedienen


Nachdem ich mehr als 15 Jahre Schulungen und Softwaresupport gemacht habe, bin ich überzeugt, daß die Programmierer einfache Dinge gern verkomplizieren, vermutlich damit sie wichtiger erscheinen. Zum Glück habe ich damit nix mehr zu tuen und darf jetzt windoof sein

Die Scanns mit Vuescan dauern bei mir allerdings immer ätzend lange, auch wenn ich keinen Multiscann eingestellt habe. Besonders nach dem Scann dauert es ewig, bis das Ergebnis vorliegt. Es wird manchmal minutenlang "keine Rückmeldung" angezeigt und der WIN7-Kreisel wird schon ganz schwindelig. Reinhold, hast du da eine Idee, woran es liegen könnte? Kann es sein, daß auf dem PC nur der Loader läuft und das Programm ansonsten vom Netz? Ich fürchte, daß es so ist. Mit 150kb wäre es ja ein extrem kleines Programm. Mal sehen, ob der Scann abgeschlossen wird, wenn ich diesen Beitrag hier fertig geschrieben und abgeschickt habe.

Gruß
Jochen


Gruß
Jochen
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analog: Olympus OM-2 und OM-4, Kodak Retina IIIC, IIIS und Retina Reflex S; digital: Pansonic Lumix GH3 und GF6
meine Galerie http://www.pbase.com/buschkoeln
meine HP http://jochen-b.de/


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#6

RE: SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 22.02.2010 00:09
von ujh • Mitglied | 144 Beiträge

Zitat von bilderknipser

Zitat von ujh
Manchmal bin selbst ich als Informatiker zu doof den Computer zu bedienen


Nachdem ich mehr als 15 Jahre Schulungen und Softwaresupport gemacht habe, bin ich überzeugt, daß die Programmierer einfache Dinge gern verkomplizieren, vermutlich damit sie wichtiger erscheinen. Zum Glück habe ich damit nix mehr zu tuen und darf jetzt windoof sein




Stimmt schon. Informatiker sollte man nie die Bedienoberfläche erstellen lassen ;) Dafür gibt es ja die Designer. Sonst kommt eben was viel zu kompliziertes raus (wie zB Silverfast wie ich finde).

Zitat von bilderknipser

Die Scanns mit Vuescan dauern bei mir allerdings immer ätzend lange, auch wenn ich keinen Multiscann eingestellt habe. Besonders nach dem Scann dauert es ewig, bis das Ergebnis vorliegt. Es wird manchmal minutenlang "keine Rückmeldung" angezeigt und der WIN7-Kreisel wird schon ganz schwindelig. Reinhold, hast du da eine Idee, woran es liegen könnte? Kann es sein, daß auf dem PC nur der Loader läuft und das Programm ansonsten vom Netz? Ich fürchte, daß es so ist. Mit 150kb wäre es ja ein extrem kleines Programm. Mal sehen, ob der Scann abgeschlossen wird, wenn ich diesen Beitrag hier fertig geschrieben und abgeschickt habe.



Hast du vielleicht die Kratzerentfernung (wie auch immer das auf Deutsch heisst) an? Das dauert bei mir bei Vuescan extrem lange. Das habe ich dann gleich wieder ausgemacht.

Urban




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#7

RE: SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 22.02.2010 00:31
von hansigerst • Mitglied | 45 Beiträge

Falls es sich noch nicht herumgesprochen hat:

Thomas Gade hat unter vuescan.de eine komplette deutsche Betriebsanleitung im Netz stehen.

Und vuescan läuft normalerweise nicht online.
Es installiert sich nichtmal (läuft Standalone)
aber es setzt auf die Treiber Software der Hersteller auf:
bei meinem Reflecta nuss das CyberView installiert sein und soweit ich weiß (nicht 100pro sicher) muss Canon scangear beim 8800F eben auch da sein.

Probleme mit dem 880F sind schon bei einigen der letzten updates ein Thema gewesen.

Gruß
Hansi
(der seine SW Negative schon auch mal als RAW (Format dng, 16 bit) scannt)


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#8

RE: SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 22.02.2010 00:36
von hansigerst • Mitglied | 45 Beiträge

Zitat von ujh
Danke für die Anleitung! Das werde ich beim nächsten Film mal so probieren. Eine kleine Frage: Musstest du irgendwas machen um den Graph angezeigt zu bekommen? Ich habe ihn bis jetzt nicht gesehen und frage mich ob man ihn irgendwo ein- und ausblenden kann oder ob er bei der Mac-Version einfach fehlt.

Urban



Den (bessser die) Graphen kann man auch bei dem Reiter Voreinstellungen (englisch Prefs dort Graphtype) festlegen.

Es gibt vier Graphen:
die rohen Scandaten (RAW)
Tonwertumfang (das ist der von Grommi gezeigte SW)
Gradationskurve (curve)
Ausgabedaten (image)

Gruß Hansi


zuletzt bearbeitet 22.02.2010 00:39 | nach oben springen

#9

RE: SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 22.02.2010 01:00
von hansigerst • Mitglied | 45 Beiträge

Zitat von grommi



Bild 3 (Ergebnis):

Den Scan dann als RGB24-Tif exportieren. Bewahrt wieder die meisten Informationen für eine Nachbearbeitung. Das sogenannte "Raw"-Format ist m.E. nutzlos. Und da man doch meist noch ein paar Bearbeitungen machen muss, auch kein JPG. So muss man wohl immer ein paar Fusseln wegstempeln und ein maßvolles Nachschärfen ist auch keine schlechte Idee.




Man kann dem 8800F mit Vuescan auch 48bit RGB entlocken (geht mit scangear m.W. nicht) Das ist dann ein echtes 16 bit Bild. Es geht natürlich auch 16bit Greyscale.

Der Vorteil von RAW Daten ist folgender:
Ich kann die tatsächlich vom Scanner gelesenen Daten als RAW (ist ein ein eigenes TIFF Format, keine Bild-Datei) ohne irgendwelche Änderungen speichern und später die die Daten wieder aufrufen, ohne das Bild nochmal zu scannen.

Wenn man es als DNG Format abspeichert, kann man mit einem herkömmlichen RAW-Konverter duie Daten wie eine Kamera-RAW-Datei bearbeiten.
Ein gescanntes Negativ ist dann auch tatsächlich erstmal ein Negativ (umkehrung z.B. mit der Grad-Kurve) muss gemacht werden.

Sorry für die vielen Posts,
hab grad in der Mittagspause gelesen und geantwortet gleichzeitig

Nochmal Gruß
Hansi


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#10

RE: SW-Negative scannen mit VueScan - Anleitung

in Scanner und EBV für analoges Material 22.02.2010 01:58
von ujh • Mitglied | 144 Beiträge

Zitat von hansigerst
[quote="grommi"]
Der Vorteil von RAW Daten ist folgender:
Ich kann die tatsächlich vom Scanner gelesenen Daten als RAW (ist ein ein eigenes TIFF Format, keine Bild-Datei) ohne irgendwelche Änderungen speichern und später die die Daten wieder aufrufen, ohne das Bild nochmal zu scannen.

Wenn man es als DNG Format abspeichert, kann man mit einem herkömmlichen RAW-Konverter duie Daten wie eine Kamera-RAW-Datei bearbeiten.
Ein gescanntes Negativ ist dann auch tatsächlich erstmal ein Negativ (umkehrung z.B. mit der Grad-Kurve) muss gemacht werden.



Ist das dann wirklich äquivalent zu einem RAW Bild das mit einer digitalen Kamera aufgenommen wurde? Kann man also in diesen Fall wirklich einfach drauf los scannen und dann hinterher wie bei jedem anderen RAW Bild dran drehen, weil bei Scanvorgang nichts verloren geht? Das würde mir doch sehr entgegen kommen, weil ich dann nicht so lange beim Scanner rumsitzen muss.

Urban




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