Die Leica mini zoom ist eine Kompaktkamera, die von 1993-1997 gebaut wurde. Ähnlich wie die Leica mini-Reihe mit Festbrennweite wird die zoom auf dem Gebrauchtmarkt noch recht hoch gehandelt, die Preise liegen im Schnitt zwischen 30 und 70 €. Ich hatte das Glück, sie – zusammen mit der Pentax Espio mini und der Minolta Vectis 200 inklusive den dazugehörigen Taschen – für einen Spottpreis zu ersteigern, der auf eine schlechte Produktbeschreibung des Verkäufers zurückzuführen war. Nichtsdestotrotz ist mein Modell in sehr gutem Zustand und mit Datenrückwand versehen, die allerdings sehr störend sein kann – denkt man nicht daran, die Dateneinblendung zu deaktivieren, so kann man sich damit das schönste Foto mit einer störenden Stempeleinblendung versauen.
Beim Ein- und Ausschalten und beim Zoomen ist die Leica nicht gerade leise, wenn auch nicht ganz so laut wie die Leica mini bei der Inbetriebnahme, zudem ist sie schneller einsatzbereit. Ausgestattet ist sie mit einem Leica Elmar-Vario-Objektiv mit einer Brennweite von 35-70 mm, das 7-Linser hat eine Lichtstärke von f/4 – f/7,6. Das ist nicht gerade üppig, zumindest nicht im Vergleich zu den Kompakten mit Festbrennweite, aber es geht noch in Ordnung. Die übrige Ausstattung ist – im Vergleich zur Leica-mini-Serie mit festem Objektiv – einiges umfangreicher und vielseitiger, so bietet sie zunächst folgende Programme:
- Programmautomatik mit automatischer Blitzzuschaltung
- Programmautomatik mit automatischer Blitz- und Vorblitzschaltung
- Programmautomatik mit automatischer Blitzzuschaltung und Belichtungskorrektur + 2 EV
- manuelle Blitzzuschaltung (Zwangsblitz)
- manuelle Zuschaltung von Blitz und Vorblitz (Zwangsblitz)
- manuelle Blitzabschaltung
- manuelle Blitzabschaltung mit Unendlich-Fokussierung
- manuelle Blitzabschaltung mit Unendlich-Fokussierung und Belichtungskorrektur + 2 EV
- manuelle Blitzabschaltung in Verbindung mit Bulb (Langzeitbelichtung)
Zudem bietet sie den obligatorischen Selbstauslöser. In Hinsicht auf die Langzeitbelichtung und damit Nachtaufnahmen ist diese Leica der mini-Reihe mit festem Objektiv deutlich überlegen: zum einen unterliegt der Bulb keiner Beschränkung, der Verschluss bleibt wirklich so lange geöffnet, wie der Finger auf dem Auslöser bleibt. Zum anderen wird die abgelaufene Zeit im Display angezeigt, last but not least ist das Stativgewinde mitten unter dem Gehäuse (und nicht am Gehäuserand) positioniert, wodurch die Kamera deutlich satter auf dem Stativ sitzt. Einschränkend ist bei Nachtaufnahmen jedoch zu erwähnen, dass es in der Bulb-Funktion erstens keine Belichtungsmessung mehr gibt, d.h. man muss nach eigenem Gefühl belichten, zweitens weiß man nicht, welche Blende die Kamera voraussetzt, insbesondere bei Zwischenschritten im Zoom-Bereich (also nicht Anfangs- oder Endbrennweite), so dass sich auch mit Hilfe eines Belichtungsmessers keine exakte Belichtungszeit ermitteln lässt.
Auch in Hinsicht auf die Filmwahl hat Leica die Ausstattung– im Vergleich zur mini-Serie mit Festbrennweite – erweitert, so ist die Möglichkeit nach oben hinaus umfangreicher (statt maximal ASA 1000 hier ASA 3200), so dass man z.B. auch zum Fuji Neopan 1600, Fuji X-tra Superia 1600 oder Ilford Delta 3200 greifen kann. Ein weiterer Vorteil ist der automatische Verschluss des Objektivs, der Schutz vorm Zerkratzen und Verdrecken der Linse bietet.
Hier nochmal eine Zusammenfassung der wichtigsten technischen Daten:
Filmempfindlichkeit von ASA 50 – 3200
nichtkodierte Filmpatronen = ASA 100
automatischer Filmtransport
Objektiv: Vario-Elmar, f/4 – f/7,6, 35 – 70 mm, 7-Linser
Fokus: 0,6 m – unendlich, aktiver Infrarot-Autofokus, Messwertspeicherung
Verschlusszeiten: 1/300 Sek. – 1/4 Sek., Bulb ohne Begrenzung
Blitz: LW 9 – 17
Batterie: CR123A
Gewicht (ohne Batterie): 230 g
Die Optik
Um es gleich vorweg zu nehmen: die optische Qualität der Leica mini zoom ist – besonders für eine Zoom-Kamera – wirklich gut, wenngleich auch nicht so überragend, wie ein Unerfahrener es bei dem Ehrfurcht gebietenden Namenszug „Leica“ vielleicht erwarten mag. Ein 100er Diafilm, belichtet mit der Leica und entwickelt bei Studio 13, ist überzeugend und scharf genug, um auch einer Projektion standzuhalten, erst beim genauen Hinsehen fällt auf, dass das letzte Quäntchen Schärfe, z.B. das feinste Geäst einer Baumkrone, nicht restlos ausgeprägt ist.
Überzeugend kommt die kleine Leica sowohl mit Gegenlichtsituationen als auch mit Seitenlicht klar, ich konnte kaum bis gar keine Streulichtempfindlichkeit ausmachen. Die Farben kommen klar und natürlich rüber, die Kontrastdarstellung – auch die Schattenzeichnung – steht Spiegelreflexkameras mit einem vergleichbaren Zoomobjektiv nicht nach. Auch Nachtaufnahmen kommen ordentlich scharf rüber, haben aber die oben bereits angerissene Problematik mit der vom Benutzer einzuschätzenden Belichtungsdauer, die Hälfte meiner nächtlichen Versuche waren unterbelichtet, die andere Hälfte führte zu durchaus akzeptablem Ergebnissen. Wem die Aufnahmeergebnisse wichtig sind, dem sei hier zu einer mindestens drei Aufnahmen umfassenden Belichtungsreihe geraten. Wie bei einer Kompaktkamera nicht anders zu erwarten, versucht sie natürlich, mit einer möglichst kleinen Blende so viel Bildfläche wie möglich scharf zu stellen.
Der Brennweitebereich von 35 – 70 mm deckt im Alltag einen recht großen Bereich ab, allerdings sind die 35 mm für Landschafts- und Architekturaufnahmen oft noch zu groß, schöner wäre hier ein Kompromiss mit 28 mm Brennweite gewesen.
Anbei zwei Beispiele, gescannt mit dem Konica Minolta Dimage Scan Elite II. Zuerst immer das Original, verkleinert und dem Größenverlust entsprechend nachgeschärft, danach ein 100-%-Ausschnitt des Originalscans mit einer Auflösung von 2.880 dpi, ohne Nachschärfung oder weitere Bearbeitung
Fazit
Diese kleine Leica hinterlässt ein gutes Bild. Die Optik ist nicht überragend, trumpft aber mit guter Schärfe und recht guter Detailzeichnung auf, auch Streu- oder Gegenlicht sind für die Kompaktkamera kein Problem. Die im Vergleich zu Kompakten mit Festbrennweiten – besonders zu ihren Schwestern aus der Leica mini-Serie – verringerte Lichtstärke des Zoomobjektives stört im Alltag wenig, wenn man es denn benötigt, kann man sich den nötigen „Lichtumfang“ über höchstempfindliche Filme wieder herausholen. Mit ihrer uneingeschränkten Langzeitbelichtungsfunktion ist sie sogar ansatzweise tauglich für die Nachtfotografie, allerdings sollte der Fotograf dann eine umfangreiche Belichtungsreihe bei wichtigen Motiven machen.
Hinweis
Unter diesem Link (http://www.glamorous-pictures.de/leica_mini_zoom.html) findet sich unter dem Testbericht eine deutsche Bedienungsanleitung zum Download.
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Meine Homepage: http://www.glamorous-pictures.de - Galerie, Erfahrungsberichte, Tutorials und Fotoliteratur
Meine Handwerkszeuge: EOS 5D, EOS 5D MK II, EF 24-105/4 L IS USM, EF 70-200/2.8 L USM, EF 50/1.8 II, Cosina AF 19-35/3.5-4.5 Digital, Sigma 12-24 F4.5-5.6 II DG HSM; Canon PowerShot SX50 HS; Yongnuo YN-568 EX II, YN-622C; Panasonic Lumix DMC-G6, Lumix Vario 14-42/3.5-5.6 asph./Mega O.I.S., LUMIX G VARIO 45-150mm / F4.0-5.6 ASPH MEGA O.I.S.
Zitat von Holger67
Das zweite Foto gefällt mir gut.Klug gewählte Perspektive.Ist das der neue Berliner Bahnhof ?
Nein, das ist aus Dresden, wo ich wegen dem missglückten Bundesusertreffen 2009 war ...
Gruß
Sven
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