#1

Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 29.01.2008 01:16
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

Hallo,

nachdem ich hier mehrfach schon in diversen Threads erwähnte, dass ich häufig und gerne eine Schraubleica im Einsatz habe und dann zeitgleich jedesmal das hohe Lied auf diese Kamerageneration anstimmte ist es langsam an der Zeit, sie mal vorzustellen.

Es geht um die Leica IIIc (meine ist Baujahr 1946), die eine neue Generation in der Schraubleica-Modellentwicklung einleitete, weil das Gehäuse leicht abgewandelt wurde und nunmehr aus einem großen Teil, bestehend aus Deckkappe und Hauptkörper des Gehäuses bestand, vorherige Modelle waren aus vielen Einzelteilen zusammengesetzt. Mit dieser Änderung wurde die Leica zwar wenige mm größer, aber auch stabiler. Haupteigenschaften wie der getrennte Suchereinblick, die Aufteilung der Verschlusszeiten auf zwei Wahlräder usw. blieben gleich.

Die Leica ist sehr kompakt und mit dem versenkbaren Elmar auch gut taschengängig. Dennoch liegt sie sehr gut in der Hand und die Finger finden automatisch die richtige Position, selbst wenn man wie ich recht große Hände hat.
Der Verschlusszeitenbereich reicht von 1/1000 sec - 1 Sekunde + B und T, wobei ab der 1/30-Sekunde das Langzeitenrad auf der Front genutzt werden muss. Damit jedoch auch die Langzeiten ausgelöst werden, muss auf dem Kurzzeitenrad oben die Position "30-1" gewählt werden. Es erscheint anfangs etwas kompliziert, ist aber in der Praxis schnell gemacht. Der Sucher ist geteilt, wie bereits oben erwähnt. Durch die linke Einblicköffnung sieht man den Entfernungsmesser, der über den Hebel zum Dioptrienausgleich am Rückspuldrehknopf auch anpassbar ist. Rechts daneben findet sich das Fenster des 50mm-Fernrohrsuchers (es ist kein Leuchtrahmensucher). Selbst als Brillenträger kann man diesen jedoch ganz gut überschauen. Benutzt man andere Brennweiten als 50mm, so muss man sich mit Zusatzsuchern behelfen. Es gibt einzelne Spiegelsucher sowie Universalsucher. Ich entschied mich für letzteres, allerdings gegen eine Leitz-Version. Bei mir steckt im Zubehörschuh seit neuem immer ein TEWE-Universalsucher, der eigentlich aus dem Filmbereich kam, aber dann auch für KB-Kameras gefertigt wurde und als es ihn zu kaufen gab, sündhaft teuer war. (Umgerechnet auf heutige Kaufkraft würde man für diesen Sucher so knapp 900 Euro hinblättern müssen.)

Gelinde gesagt verwöhnt die Leica den Anwender nicht gerade mit Komfort. Es ist eine Kamera für Puristen. Das Zählwerk ist manuell zurückzustellen, der Film kann nur durch den Boden geladen, muss vorher angeschnitten und auf die Aufwickelspule gefummelt werden, das Zeitenrad ist zur Verstellung leicht anzuheben usw. Also was macht die Kamera aus? Mich fasziniert die Präzision jeder Funktion. Die Auslösung ist sehr leise (manche beschreiben das Geräusch als hohles "flapp", das kann ich nicht unbedingt bestätigen. Seit der Generalüberholung bei Leitz ist sie noch leiser und liegt mit einer Zentralverschluss-Vitomatic gleichauf in puncto Geräuschentwicklung), Bewegungsabläufe wie etwa der Filmtransport oder die Fokussierung des Objektivs sind leichtgängig, aber mit einem wohldefinierten Widerstand. Mit jeder Funktion vermittelt die Leica das äußerste Gefühl der Zuverlässigkeit und Robustheit. Das Ganze bei einer Größe, die etwa der einer 70er Jahre pocket entspricht (Vergleichsfoto).

Gewöhnt man sich an die archaische Anmutung der Bedienung, dann kann man auch recht fix mit ihr arbeiten. Der Doppeleinblick des Suchers beispielsweise stört mich nicht mehr und selbst mit Zusatzsucher geht das Einstellen und Anvisieren nebst Ausschnittsuchen sehr zügig, wenn man an die Kamera gewöhnt ist. Durch die geringe Größe der Kamera und des Objektivs und die geringe Lautstärke kann man mit ihr auch einigermaßen unbemerkt fotografieren.

Mittlerweile habe ich meine schon ein paar Jahre, damals habe ich sie mir in den Sommerferien erarbeitet und wenn ich mich entscheiden müsste, welche Kamera ich als einzige behielte, dann wäre die Leica schon ziemlich weit vorne. Rivalisiert nur durch meine Rolleicord III, die in den Ferien vorher das Ziel war und für mich realisiert wurde. Durch diesen persönlichen Bezug habe ich mittlerweile vielleicht einen etwas geschönten Blick auf die Kamera und ihre Eigenheiten wie etwa das recht krude Bestücken mit Film, aber gerade diese Eigenheiten machen sie für mich aus. Sie ist ein verdammt guter Kompromiss in Sachen Präzision, Robustheit und Funktionalität und genau darauf kommt es ja eigentlich an...

Angefügte Bilder:
DSCF0751.JPG
DSCF0752.JPG
DSCF0753.JPG

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In der räumlichen Askese zeigt sich das Wesen des Sammlers.


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#2

RE: Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 29.01.2008 01:43
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

Hi Niko,

danke für den Bericht, er war interessant zu lesen, obwohl ich mir die Umsetzung so mancher Funktion nicht ganz klar vorstellen konnte - vielleicht hast du ja mal Gelegenheit, sie mir bei einem künftigen Usertreffen vorzustellen?

Beeindruckt bin ich von der Tatsache, dass diese Kamera nach 71 Jahren immer noch so perfekt zu arbeiten scheint. Das muss meine Canon EOS 1 erstmal nachmachen , vorausgesetzt, es gibt in 52 Jahren noch Film oder ich fotografiere mit 80 noch...

Nichtsdestotrotz weiß ich nicht, ob eine so puristisch anmutende Kamera etwas für mich wäre, ich bin doch zu sehr mit (voll-)elektronischen SLR's groß geworden.

Gruß
Sven




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Meine Homepage: http://www.glamorous-pictures.de - Galerie, Erfahrungsberichte, Tutorials und Fotoliteratur


Meine Handwerkszeuge: EOS 5D, EOS 5D MK II, EF 24-105/4 L IS USM, EF 70-200/2.8 L USM, EF 50/1.8 II, Cosina AF 19-35/3.5-4.5 Digital, Sigma 12-24 F4.5-5.6 II DG HSM; Canon PowerShot SX50 HS; Yongnuo YN-568 EX II, YN-622C; Panasonic Lumix DMC-G6, Lumix Vario 14-42/3.5-5.6 asph./Mega O.I.S., LUMIX G VARIO 45-150mm / F4.0-5.6 ASPH MEGA O.I.S.
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#3

RE: Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 29.01.2008 03:31
von TTL (gelöscht)
avatar
Hallo,

auch dieser Bericht von Niko ist erstklassig.
Etwas bin ich schon neidisch auf Niko, dass er noch so ne Schraub-Leica hat.

Meine habe ich damals ( brauchte Knete) verkauft. Bekomme heute noch Tränen in die Augen, wenn ich daran denke, was ich letztendlich dafür bekam ( würde ich nie wieder machen).

Es ist keine Kamera.
Es ist ein Mytos.
Es soll ja mal eine Leica gegeben haben, welche einem Piloten der US-Navy gehörte.
Dieser Pilot stürtzte irgendwann mal ab. Er hat es Überlebet und Jahre später wurde die Kamera gefunden und seinem inzwischen gealterten Besitzer zurückgegeben. Ob sie noch funktionierte;- ich weiß es nicht.
Es ist eine Geschichte, eine Legende.

Auch soll es mal eine "Hindenburg-Leica" gegeben haben.
Diese wurde nach dem etsetzlichen Unfall, in New Jarsy, auf irgendeinem, ich glaube Behelfs-US-Marine-Flughafen,19.. ( Sche...;- in der Schule wieder gepennt) gefunden.
Ob es diese Leica wirklich gab, weiß ich nicht. Manche sagen:"Es gab sie". Andere wiederum halten es für eine Geschichte.
Eine RETINA, wurde aber mit Sicherheit gefunden.

Auch der Mytos, dass eine Schraub-Leica, einem Offizier der Wehrmacht das Leben rettete, da das Projektil ( Gewehr o. Pistole) genau die Leica traf und ihm so das Leben bewarhte, soll sich zugetragen haben.

Wie man sieht;- Keine Kamera: "Ein Mytos" !

Klasse Niko, und Danke für diesen Bericht.




Gruß Horst



zuletzt bearbeitet 29.01.2008 03:38 | nach oben springen

#4

RE: Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 29.01.2008 09:55
von Rapier • Mitglied | 153 Beiträge

Hallo, habe eben Nicos Bericht über seine Leica IIIc gelesen und bin fast ausgerastet. Im Jahre 1980 mußte ich mich wegen Kündigung des Vermieters nach einer neuen Bleibe umschauen und habe als Altertümchenfan ein Gebrauchthaus gekauft. Dieses Haus hat einer Unternehmerfamilie gehört, die den Untergang der Buddenbrooks noch getopt hat. Nach Kauf hatte ich der Restfamilie eine Frist gesetzt, Papiere, verschlissenes Mobiliar und verschiedene Taschen abzuholen. Da die Frist ungenutzt um ein mehrfaches überschritten wurde, habe ich den ganzen Klumpatsch, soweit es ging, in diversen Dachbodeneinbauschränken verstaut.
Als ich nun Nicos Bericht vorhin gelesen habe, fiel mir eine dieser Taschen wieder ein. weil sie irgenwelche Fotodinge enthalten hatte. Also hoch auf den Boden gesucht, gefunden und wie unser Hund mit einem Knochen, Leine gezogen. Die Unordnung, die jetzt da oben herrscht, hat die Berliner Abstammung meiner mir rechtlich Angetrauten sehr deutlich offenbart.
Nun liegt die Tasche vor mir, leer, dafür auf dem Computertisch eine Filmkamera Nizo S8L mit vier leichtoxydierten Batterien im Griff, kein Wunder nach dreißig Jahren. Weiß jemand über so etwas Bescheid?
Nun aber kommt die Haupsache. Außerdem liegt dabei eine recht abgegriffene Leicatasche mit einer Leica, die Nicos sehr ähnelt. Das Objektiv dürfte das gleiche sein, Elmar f=5cm, 1:3,5. Der Verschlußgeht über ein Z (=B?) und 20-1 bis 500=1/500. Der Verschluß hakt etwas bei Z, die anderen Zeiten hören sich gut an.
vorn neben dem Objektiv ist noch ein Rad, mit dem weiß ich nichts anzufangen, Die Bodenplatte ist entfernbar, nur kann ich die Aufwickelsspule nicht rauskriegen. Blitzschuh vorhanden,aber kein Kontakt.
Hätte nun gern gewußt, ob mir einer von Euch einen Tipp für eine Bedienungsanweisung geben könnte, überhaupt, um was es sich für ein Modell handeln könnte. Ich gestehe, bin doch etwas aufgeregt.
Vielleicht auch eine kleine Leica-Legende, nur liegt sie zum Anfassen vor mir.
Herzliche Grüße, Christopher


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#5

RE: Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 29.01.2008 09:58
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

Hallo Christopher,

mach mal ein Foto, wenn's geht. Falls Du das nicht hier veröffentlichen möchtest: Meine Mailadresse ist Teil meines Profils, also einsehbar. Wir kriegen Deine Kamera schon identifiziert.

Gruß,
Niko


---
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#6

RE: Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 29.01.2008 11:38
von phosphor • Mitglied | 1.232 Beiträge

Zitat von TTL
Hallo,


Es ist ein Mytos.

Wie man sieht;- Keine Kamera: "Ein Mytos" !

Es ist ein Mythos, gell??

gruß
phosphor






Gruß Horst


______________________________________________
Die logarithmische Dichte eines Films
ist der dekadische Logarithmus
des reziproken Wertes des Transmissionsgrades
______________________________________________
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#7

RE: Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 29.01.2008 21:20
von Rapier • Mitglied | 153 Beiträge

Hallo Niko,
werde mich um ein Foto bemühen. Leider bedarf es dazu der Hilfe eines Digifreundes, der mir auch beim Einstellen hilft. Das alte Lied: der Computer mag mich nicht! Wird also ein paar Tage dauern.
Dank und Gruß, Christopher


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#8

RE: Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 31.01.2008 09:31
von Holger • Mitglied | 960 Beiträge

als Fan und Anwender habe ich natürlich einen Link parat :)

http://www.photodeal.de/allgemein/abenteuerleicas.htm

Viele Grüße
Holger


"Blende 8 - und dasein!"


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#9

RE: Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 03.02.2008 04:09
von Rapier • Mitglied | 153 Beiträge

Hallo Nico,
habe nun meinen Sohn zum Wochendbesuch verdonnert und ihn gebeten, die Aufnahmen von der Leica zu machen und einzustellen. ich hoffe, Du kannst was damit anfangen! Mit Dank und Gruß, Christopher

Angefügte Bilder:
PICT0298.JPG
PICT0301.JPG

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#10

RE: Leica IIIc

in Erfahrungsberichte 04.02.2008 00:50
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

Hallo Christopher,

es handelt sich um eine Leica III (ohne Buchstabenzusatz), durch die Seriennummer ist ihr das Baujahr 1934 zuzuordnen. Ist das Elmar vergütet? Der Auslöseknopf der Kamera ist definitiv nicht original. Sie scheint recht häufig benutzt worden zu sein (leicht abgegriffen). Hast Du sie mal getestet?

Gruß,
Niko


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