Canon EF 70-200/4 L USM
in Erfahrungsberichte 04.01.2009 08:56von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Vorüberlegung und Kaufentscheidung
Das Objektiv, welches bei mir dem EF 70-200/4 L USM vorausging, war das EF 75-300/4,5-5,6 IS USM (s. gesonderten Erfahrungsbericht). Ich schwärmte schon bei dessen Anschaffung von Canons Profitelezoom, erhoffte mir jedoch zunächst, mit weniger Geldeinsatz ein gutes Telezoom zu bekommen. Mit dem EF 75-300/4,5-5,6 IS USM war ich auch eine ganze Weile zufrieden, jedoch störte mich sowohl die eher lichtschwache Optik, als auch der für einen Ultraschallmotor extrem langsame, recht laute und nicht so treffsichere Autofokus. Die Abbildungsleistung des EF 75-300/4,5-5,6 IS USM war zwar gut, ich wünschte mir hier aber eine noch bessere Schärfe und Brillanz. Last but not least konnte mich der Bildstabilisator nicht so richtig überzeugen. Zwar ist dieser erste IS von Canon mit den heutigen Stabilisatorentechniken nicht mehr richtig vergleichbar, aber weder die bildliche Wirkung mit eingeschaltetem Stabilisator, noch dessen Vibrieren beim Einsatz waren etwas für mich. Dann lobe ich mir doch eher ein gutes Stativ, um noch verwacklungsfrei fotografien zu können, da ich ohnehin benagelt genug bin, ständig mein Stativ mitzuschleppen. Ich weise an dieser Stelle aber darauf hin, dass ich eine Mindermeinung vertrete, wenn ich mich gegen einen Bildstabilisator ausspreche.
Es musste also eine Alternative zum EF 75-300/4,5-5,6 IS USM her. Dies konnte entweder nur der direkte Nachfolger, das EF 70-300/4-5,6 IS USM, oder aber das EF 70-200/4 L USM sein. Vom Erstgenannten hört und liest man in einschlägigen Foren allerhand Positives, Canon hat hier endlich einen Ultraschallantrieb eingebaut, der seinen Namen alle Ehre macht, zudem soll die Abbildungsleistung ein ganzes Stück besser sein als beim Vorgängerobjektiv. Was mich hier störte, war einerseits die lichtschwächere Optik im Vergleich zum L-Objektiv, andererseits halt wieder der Bildstabilisator. Also griff ich endlich zum ähnlich teuren EF 70-200/4 L USM, von dem ich schon viel zu lange geschwärt hatte. Hier überzeugten mich die gute, durchgehende Offenblende und die positiven Berichte über die sehr gute Abbildungsleistung.
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Meine Handwerkszeuge: EOS 5D, EOS 5D MK II, EF 24-105/4 L IS USM, EF 70-200/2.8 L USM, EF 50/1.8 II, Cosina AF 19-35/3.5-4.5 Digital, Sigma 12-24 F4.5-5.6 II DG HSM; Canon PowerShot SX50 HS; Yongnuo YN-568 EX II, YN-622C; Panasonic Lumix DMC-G6, Lumix Vario 14-42/3.5-5.6 asph./Mega O.I.S., LUMIX G VARIO 45-150mm / F4.0-5.6 ASPH MEGA O.I.S.
RE: Canon EF 70-200/4 L USM
in Erfahrungsberichte 04.01.2009 08:56von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Mechanik und Handhabung
Das EF 70-200/4 L USM wiegt mit Schutzdeckeln, Streulichtblende und Stativschelle 938 Gramm, das heißt, man hat schon ein gewisses Gewicht vor der Kamera. Trotzdem sind das EF 70-200/4 L IS USM oder die vergleichbaren Canon-Objektive mit Offenblende 2,8 (ob nun mit oder ohne Bildstabilisator) nochmal deutlich schwerer, somit hat man bei diesem Objektiv einen guten Kompromiss zwischen Gewicht und Leistung.
Dieses Objektiv bietet einen optimalen und relativ günstigen Einstieg in Canons Objektivprofiserie, gekennzeichnet durch einen roten Ring und die weiße Lackierung, die ein übermäßiges Aufheizen des Tubus bei starker Sonneneinstrahlung verhindern soll. Entsprechend der Ausrichtung von Canon ist die Verarbeitung dieses Objektivs mustergültig und sehr hochwertig.
Der Fokus- und der Zoomring sind mit einem griffigen und geriffelten Gummi bezogen, so dass man ständig eine optimale Kontrolle über die Mechanik hat. Die Fokussierung und der Zoom lassen sich leichtgängig und schnell bedienen, der Ultraschallmotor ist im Autofokusbetrieb, wie er sein soll – flüsterleise, sehr schnell und treffsicher. Über einen kleinen Wahlschalter lässt sich der Bereich der Autofokussierung entweder auf die gesamte Fokussierung oder auf den Weg von 3 Meter bis unendlich einstellen. Hat man also im Nahbereich kein Motiv und benötigt (z.B. für Sportaufnahmen) die volle Schnelligkeit des Autofokus, lohnt sich hier eine entsprechende Vorauswahl. Dank des Ultraschallmotors besteht zudem die Möglichkeit, jederzeit von Hand die Fokussierung zu korrigieren, auch wenn der Autofokus noch eingeschaltet ist. Möchte man auf diesen ganz verzichten, kann man mittels eines kleinen und ausreichend griffigen Schalters natürlich ganz auf manuelle Fokussierung umschalten.
Canon hat die Entfernungsskala unter einem Plexiglasfenster untergebracht und sie mit Markierungen für die Korrektur beim Infraroteinsatz komplettiert. Sie ist jederzeit gut ablesbar und bietet die Angaben in ft und m. Wie bei diesem Objektiv nicht anders zu erwarten, ist die Fokussierung innenliegend, d.h. der Tubus verlängert sich bei einer Erhöhung der Brennweite nicht. Die Frontlinse fest eingebaut und eignet sich damit ideal auch für den Polfiltereinsatz, da sich die Einstellung des Polfilters mit der Fokussierung nicht verändern kann.
Während beim EF 70-200/4 L USM die innen mit schwarzem Samt ausgeschlagene Streulichtblende zum Lieferumfang gehört, muss man die Stativschelle separat kaufen – und die lässt sich Canon teuer bezahlen. Diverse Fremdhersteller bieten hier aber ähnlich gute Schellen zum halben Preis. Der Kauf einer Stativschelle lohnt sich auf jeden Fall, sobald man von den Lichtverhältnissen auf ein Stativ angewiesen ist oder dies für maximale Schärfe einsetzen möchte. Spätestens bei der Dämmerungs- und Nachtfotografie sollte die Schelle nicht mehr fehlen. Meine Canon EOS 400D habe ich mit einem Batteriegriff ausgestattet. Wenn ich unter diesen Griff noch die Halteplatte für mein Manfrottostativ schraube und dann ein so schweres Objektiv wie das EF 70-200/4 L USM hänge, habe ich ein System, in dem zwar sehr wenig, aber trotzdem ausreichend Spiel für Verwacklungen ist, spätestens bei starkem Wind - zu frontlastig wird der Aufbau dann. Befestige ich das Objektiv aber direkt über die Schelle mit meinem Stativ und lasse die Kamera hintendran „baumeln“, sitzt das Ganze bombenfest und ich brauche auch bei kräftigem Wind keine Angst mehr vor verwackelten Bildergebnissen mehr zu haben.
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RE: Canon EF 70-200/4 L USM
in Erfahrungsberichte 04.01.2009 08:58von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Optische Leistung
Die optische Leistung dieses Objektivs ist schlichtweg ausgezeichnet. Bereits bei Offenblende ergibt sich über den gesamten Zoombereich eine hohe Schärfe, bereits ab einer Stufe Abblendung ist die Schärfe dann hervorragend. Weiteres Abblenden führt nicht mehr zu einer Steigerung der Schärfe, sondern hat dann nur noch bildgestalterische Wirkung. Zudem ist die Farb- und Kontrastdarstellung bereits ab Offenblende brillant – nur bei 200 mm Brennweite und Offenblende erkennt man einen leichten Brillanzabfall zum Rand hin, hier hilft es, eine Stufe abzublenden.
Zwar ist die Schärfeleistung z.B. der Festbrennweite EF 100/2 USM nochmal besser, aber fairerweise muss man hier auch zwischen Zoomobjektiv und Festbrennweite unterscheiden. Und da macht in dieser Preisklasse kein anderes Telezoom-Objektiv dem EF 70-200/4 L USM etwas vor.
Obwohl es – für (deutlich) mehr Geld – noch lichtstärkere Zoomobjektive mit diesem Brennweitenbereich gibt, lässt sich das EF 70-200/4 L USM auch hervorragend für die Portrait- und Studiofotografie einsetzen. Bereits mit Blende 4 erreicht man schon eine überzeugende Freistellung einer Person gegen einen womöglich störenden Hintergrund und auch im Fotostudium macht dieses Objektiv bei Portraits und Halbkörperaufnahmen an einer Film- bzw. Vollformatkamera eine gute Figur. Eingesetzt an einer APS-DSLR wird die Brennweite allerdings durch den Verlängerungsfaktor so lang, dass hier nur noch Portraits- oder aber Detailaufnahmen (z.B. der Augen) möglich sind.
Verzeichnungen oder Vignettierungen konnte ich an diesem Objektiv bisher nicht ausmachen, weder bei Benutzung an Kameras mit Film, noch an meiner EOS 400D mit APS-Sensor.
Im Folgenden sind zwei Beispielbilder aufgeführt, die mit dem EF 70-200/4 L USM entstanden sind. Zu sehen ist jeweils das vollständige Bild und ein 100-%-Bildausschnitt (volle Größe).
EDIT: irgendwas streikt hier grade, ich bekomm die Bilder nicht hochgeladen - ihr findet sie aber unter diesem Link an entsprechender Stelle:
http://www.glamorous-pictures.de/EF70200_4
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RE: Canon EF 70-200/4 L USM
in Erfahrungsberichte 04.01.2009 09:00von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Fazit
Das EF 70-200/4 L USM ist – völlig unabhängig vom Image-Wert, den ein Fotograf mit einem Profiobjektiv vielleicht für sich in Anspruch nehmen möchte – jeden einzelnen Cent wert. Die Abbildungsleistung spielt auf sehr hohem Niveau, die Bildergebisse sind brillant und sehr farbneutral. Gleichzeitig ist man durch den Zoom flexibel genug, um im Telebereich auf jede Situation reagieren zu können. In dieser Preisklasse wird man auf dem Markt kein vergleichbares Telezoom für das Canon EOS-System finden können.
Nicht umsonst ist dieses Objektiv bei mir – neben dem EF 50/1,8 II – das meistgenutzte Objektiv. Daher möchte ich es uneingeschränkt empfehlen.
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