Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 20.03.2007 22:17von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
da hier selten, aber immer wieder mal Aufnahmen präsentiert werden, denen es aufgrund des Scan's an Schärfe fehlt (mein Scanner packt z.B. Diafilme nicht sehr scharf), stelle ich Euch an dieser Stelle hier verschiedene Möglichkeiten vor, um digitalisierte Ergebnisse nachzuschärfen.
Hierzu werde ich zur besseren Lesbarkeit mehrere Beiträge nacheinander einstellen, u.U. auch weil es etwas dauern könnte, alle Möglichkeiten zu präsentieren. Bitte daher vorerst noch nicht auf diesen Threat antworten.
Die hier angegebenen Anleitungen sind für Adobe Photoshop gedacht, lassen sich aber in sehr ähnlicher Weise in vielen anderen guten Grafikprogrammen (z.B. PhotoImpact) entsprechend anwenden. Hier kann die Befehlsfolge anders sein, wenn man aber das Stichwort kennt, hilft einem die Hilfefunktion schnell.
Wichtig: nach einem Schärfevorgang sollte das Bild immer bei 100% Vergrößerungsmaßstab kontrolliert werden. Bei allen anderen Maßstäben (z.B 25%) werden nicht die tatsächlichen Pixel eines Bildes, sondern nur die sichtbaren Pixel dargestellt, um das Programm zu beschleunigen und den Arbeitsspeicher zu entlasten. Daher lässt sich nur bei 100 %iger Vergrößerung das Schärfeergebnis einwandfrei nachvollziehen.
Gruß
Sven
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Meine Handwerkszeuge: EOS 5D, EOS 5D MK II, EF 24-105/4 L IS USM, EF 70-200/2.8 L USM, EF 50/1.8 II, Cosina AF 19-35/3.5-4.5 Digital, Sigma 12-24 F4.5-5.6 II DG HSM; Canon PowerShot SX50 HS; Yongnuo YN-568 EX II, YN-622C; Panasonic Lumix DMC-G6, Lumix Vario 14-42/3.5-5.6 asph./Mega O.I.S., LUMIX G VARIO 45-150mm / F4.0-5.6 ASPH MEGA O.I.S.
RE: Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 20.03.2007 22:27von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Jedes Grafikprogramm bietet mehr oder weniger vielfältige, vollautomatische Schärfeverfahren, die "Leicht schärfen", "Schärfen" oder auch "Stark schärfen" heißen. Mit diesen Schärfeverfahren hat man (bis auf die Abstufung) keinerlei Möglichkeiten zur Feinsteuerung. Die Ergebnisse werden selten zufriedenstellend scharf, meistes bildet sich schnell mehr oder weniger starkes Korn bzw. Bildrauschen.
Daher rate ich von diesen Schärfeverfahren ab !!!
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RE: Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 20.03.2007 22:44von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Schärfen mit Hochpassfilter
Das Schärfen mit Hochpassfilter ist das wohl schnellste und am einfachsten durchzuführende Schärfungsverfahren, was aber sehr gute Ergebnisse produziert. Selbst aus sehr mattschigen Bildern wird Zeichnung herausgeholt, wo zuvor keine zu erkenn war. Zudem lässt sich das Schärfen mit dem Hochpassfilter fein dosieren.
Und das geht in Adobe Photoshop so:
- Tastenkombination STRG + J oder -> Ebene -> Neu -> Ebene durch Kopie = es wird eine zweite Bearbeitungsebene erstellt
- -> Filter -> Sonstige Filter -> Hochpassfilter = in dem sich öffnenden Fenster wird der Radius mit 5,0 Pixel angegeben
- in der Ebenenpalette wird die Füllmethode (oben links in der Ebenenpalette) auf "Hartes Licht" gesetzt
Damit ist die Aufnahme sehr deutlich nachgeschärft worden. Über die weitere Bearbeitung lässt sich nun die Dosierung steuern:
- in der Ebenenpalette kann nun die Deckkraft der neuen Bearbeitungsebene reduziert werden. Hierzu gibt es keinen festen Wert, je nach Aufnahmemotiv und persönlichem Geschmack kann die Deckkraft zwischen 25 und 100 % liegen. Ideal empfinde ich meist Werte zwischen 40 und 75 %.
Zuletzt wird die Bearbeitungsebene wieder mit der Grundebene zusammengeschmolzen. Hierzu folgenden Pfad nutzen:
- -> Ebene -> auf Hintergrundebene reduzieren
Und fertig ist ein perfekt geschärftes Bild.
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RE: Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 20.03.2007 23:03von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Ein im Ergebnis ebenfalls sehr gutes, sehr vielfältig und fein zu steuerndes Schärfungsverfahren ist das Nachschärfen mit der Filterfunktion "Unscharf maskieren" (USM). Hierzu gibt es einmal eine sehr einfache, universelle und einmal eine detailiertere Möglichkeit, Bilder nachzuschärfen.
Für diejenigen, die es möglichst einfach mögen, hier daher eine einfache Methode:
- Aufnahme mit dem Zoom zur genauen Beurteilung auf 100 % setzen
- Photoshop: Filter -> Scharfzeichungsfilter -> Unscharf maskieren
Photoimpact: Foto -> Schärfen -> Unschärfemaske (Optionen)
Paint Shop Pro: Anpassen -> Bildschärfe -> Unscharf maskieren
Paint Shop Pro 7: Effekte -> Bildschärfe -> Unschärfe-Maske
- die Stärke auf 122, den Radius auf 0,2, den Schwellenwert auf 0 setzen, mit okay bestätigen
- nun so oft diesen Schritt wiederholen, bis das Bild die Schärfe hat, die man ihm geben möchte
Zwischen den einzelnen Schritten nicht speichern, insbesondere nicht bei JPEG-Dateien !!
Auf diese Weise wird das Bild schonend und Schritt für Schritt nachgeschärft. Bei bereits verkleinerten Dateien (z.B. 750 x 500 Pixel) sind Ergebnisse schneller zu sehen als bei großen Bilddateien (z.B. 2400 x 3600 Pixel), also nicht wundern, wenn bei der nicht komprimierten Datei nicht sofort etwas zu sehen ist.
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RE: Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 20.03.2007 23:36von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Die Funktion "Unscharf maskieren" ist das beste Schärfeverfahren, wenn man es wie im Folgenden aufgeführt anwendet. Hierbei ist - für EBV-Fan's gedacht - wichtig zu erwähnen, dass sich grade dieses Verfahren eignet, um mit Maskierungen sowohl Bereiche mit feinen als auch mit groben Details separat zu bearbeiten. Hierauf soll aber nicht eingegangen werden, da dies den Rahmen der Verwendung analoger Ergebnisse sprengt.
So geht nun also die Feinanwendung:
- Ansicht auf 100 % setzen. In Photoshop ALT+STRG+0 drücken bzw. -> Ansicht -> Tatsächliche Pixel
- den "Unscharf maskieren"-Filter aufrufen, Pfade für die gängigsten Bildbearbeitungsprogramme siehe einen Beitrag weiter oben
- Begonnen wird mit folgenden Werten: Stärke 100%, Radius (je nach Bildauflösung) 1-2 Pixel, Schwellenwert 0
- jetzt nach Augenmaß den Radius verändern: für feinere Details einen Radius <1 Pixel wählen, für gröbere Details Radius 1-2 Pixel; hierbei auf Konturverdickungen bzw. Konturkränze achten. Wenn diese erscheinen, den Radius wieder reduzieren.
- Stärke nach Augenmaß justieren: vorsichtig erhöhen, Farbkränze / Übersteuerungen dürfen nicht sichtbar werden; der Wert sollte nicht zu hoch angesetzt, sondern eher durch mehrmalige Anwendung des USM-Filters (STRG+F) schonender gesteigert werden
- Zuletzt kommt der Schwellenwert - auch diesen nach Augenmaß steuern und die Werte maximal im einstelligen Bereich erhöhen; wichtig: wenn mit Ebenenmasken gearbeitet wird, bleibt dieser Wert auf 0 !!
Jetzt noch "okay" und ihr habt ein fertig geschärftes Bild. Grade der USM-Filter wirkt optimal, wenn er mehrfach hintereinander schonend eingesetzt wird.
Hinweis: Insbesondere beim Einsatz des USM-Filters kann eine Aufnahme am Bildschirm recht schnell überschärft wirken. Dies liegt daran, dass die Aufnahme helle und dunkle Kanten beinhaltet. Die dunklen Kanten werden optimal geschärft, die hellen können hierdurch aber einen Saum erhalten. Dies lässt sich durch getrenntes Schärfen verhindern.
Helle und dunkle Kanten getrennt schärfen
- Original-Ebene kopieren durch STRG+J oder -> Ebene -> Neu -> Ebene durch Kopie
- USM-Filter auf die Ebenen-Kopie anwenden
- in der Ebenenpalette den Füllmodus (oben links in der Ebenenpalette) "Abdunkeln" wählen
- die Ebenen-Kopie durch STRG+J erneut kopieren
- bei der zweiten Ebenenkopie in der Ebenenpalette den Füllmodus "Aufhellen" anwenden
Nun hat man 2 geschärfte Ebenen, einmal eine, die dunkle Kanten berücksichtigt (Abdunkeln), einmal eine die helle Kanten berücksichtigt (Aufhellen). Diese werden nun
- über die Ebenendeckkraft eingestellt. Hierbei ist zu beachten, die Deckkraft der Aufhellen-Ebene auf jeden Fall zu reduzieren, um den Eindruck der Überschärfung zu vermeiden.
Last but not least alle Ebenen wieder zusammenfügen. Dies geht in Adobe Photoshop mit dem Befehl -> Ebene -> Auf Hintergrundebene reduzieren
Noch ein Hinweis für diejenigen, die Hybrid arbeiten, also analog fotografieren und ihre Aufnahmen dann am Rechner weiterverarbeiten: Für die Darstellung auf dem Monitor ist eine geringere Schärfe erforderlich, als für den Druck zu verwenden ist. Wenn man das Ergebnis optimal drucken will, muss die Monitor-Variante um ~50% überschärft werden. Hierzu den Wert "Stärke" also um 50% erhöhen, also z.B. statt auf 100% auf insgesamt 150 %.
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RE: Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 20.03.2007 23:39von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
So, das wären zunächst die wichtigsten Schärfemöglichkeiten. Es gibt noch mehrere, die ich hier vielleicht nach und nach vorstellen werde, aber diese Auswahl stellt die entscheidenden Mögilchkeiten vor.
Nun habt viel Spaß beim Nachschärfen Eurer gescannten, analogen Bilder. Welches Verfahren ihr letztlich bevorzugt, ist Geschmackssache - und auch ein wenig abhängig von den jeweiligen Möglichkeiten des bevorzugten Bildbearbeitungsprogrammes.
Ciao Sven
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RE: Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 21.03.2007 07:13von mike • Admin | 4.295 Beiträge
Hallo Sven ich wusste gar nicht das es so viele Möglichkeiten alleine beim Thema Nachschärfen gibt - obwohl Photoshop ist ja auch ein riesiges Programm
Danke für deine Anleitung
Gruß mike
RE: Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 29.08.2007 19:36von einemann496 • Mitglied | 1 Beitrag
Hallo Grisu,
1. Kompliment --- exzellente Beiträge zum Thema USM in Photoshop !
Ich würde es gern noch um 3 Punkte erweitern:
A) Bei der Einstellung des Radius wird von den Leuten, die z.B. Schulungs-Videos (Adobe) und workshops in digitalfoto.de erstellen,
ein Standard (Anfangswert) von Radius 1 Pixel pro 150 dpi (Bildgröße) empfohlen, ich beginne also mit: 300 dpi = Radius 2 Pixel.
B) wer nicht unbedingt Zwischenspeichern will, kann in der Protokoll-Palette (Button unten) einen neuen "Schnappschuss" erstellen.
C) wer die meisten Fotos mit Foto-Bearbeitungs-Software (Photoshop, u.a.) bearbeitet, sollte die Schärfe-Funktion in der digi. Kamera auf "0" setzen oder deaktivieren,
weil das besser mit der Fotobearbeitungssoftware geht und die Kamera-Software da nicht schon etwas "vergeigt", das später nicht wieder zu retten ist.
Letzteres wird überflüssig, wenn im RAW - Format fotografiert wird.
Mit Gruß vom 35. Breitengrad
http://www.kreta-hermann.de
RE: Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 04.11.2007 02:53von pettifogger • Mitglied | 19 Beiträge
RE: Richtig nachschärfen - verschiedene Methoden
in Scanner und EBV für analoges Material 30.10.2008 06:07von Frank • Mitglied | 208 Beiträge
Hallo Sven!
Ich habe ab und zu schon beim Einnscannen selbst Probleme. Bei Dias, Farbnegativen aus dem Großlabor kein Problem - nur bei selbstentwickelten S/W Filmen: der Grund hierfür liegt darin, daß sich der Filmstreifen beim Aushängen bzw. Trocknen der Länge nach wölbt, also wenn ich einen Negativ-Sechserstreifen auf den Tisch lege, habe ich ein kleines Tunnel.
Hast Du da auch einen Tip parat, wie man die Streifen plan bringt? Das kann nämlich mit der Zeit ganz schön nerven.
Vielen Dank und Grüße vom
Frank
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