#1

Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 13.02.2016 10:32
von Smena-8 • Mitglied | 454 Beiträge

Hallo Leute,

ich frage mich wirklich, was ich mit einer Kamera mache, die mir nie Glück gebracht hat...

Leica IIIa mit Summar 1:2 5cm

Vorzüge:
- Optisch wirklich schön erhalten
- Aus meiner bevorzugten Kameraepoche (wirklich schöne Kameras hören für mich ca. 1960 auf)
- Die Schraubleica ist ein Meilenstein
- Die Geschichte, wie ich sie gefunden/geborgen habe, ist interessant und eine schöne Erinnerung
- Es ist garantiert die einzige Leica, die ich je besitzen werde

Nachteile:
- Ich kann mit dem Scheißteil nicht fotografieren, die Ergonomie ist der blanke Horror, andere waren selbst in den 30ern schon weiter
- Das Summar ist versenkbar (= nervig) und furchtbar streulichtempfindlich, selbst mit der (vorhandenen) Leitz-Sonnenblende
- Ich hatte schon einiges an Ärger und Odysseen damit (zum Glück nichts, was mich Geld gekostet hätte)
- Der Meßsucher arbeitet inzwischen wieder korrekt, ist aber selbst bei schönem Wetter kaum zu erkennen, in Innenräumen ist er unsichtbar
- An dem wunderbar weichen Auslöser konnte ich mich erfreuen – bis heute

Zum Fotografieren war sie vorher kaum zu gebrauchen, jetzt gar nicht mehr, da sie nicht mehr auslöst.

Aus Sammlersicht ist es halt eine Leica, wenn ich sie jetzt für 200-250 Euro verscheuere, ärgere ich mich vielleicht mal. An eine alte Leica werde ich nie wieder kommen.

Dazu ist zu sagen, daß ich mich bislang über jede Kamera geärgert habe, die ich vorschnell weggegeben habe, mit zwei Ausnahmen, der Flexaret und der Kiev 60. Die hatten mich so sehr geärgert, daß ich so ein Geraffel nicht einmal mehr mit Handschuhen anfassen würde.

Anderseits bin ich ein anwendungsorientierter Sammler. Ich liebe es, je nach Laune mit einer meiner völlig unterschiedlichen Kameras zu fotografieren (ich habe oft in vier bis fünf Stück parallel Filme). Eine Kamera, mit der ich nicht fotografieren kann, ist eigentlich uninteressant für mich.

Und das schnelle Geld ist auch nicht alles:
- Würde man sie zur Reparatur geben, wäre es zeitwertgerecht.
- Würde man sie in die Schublade legen, würde sie zumindest nicht an Wert verlieren.

Aber es wurmt mich halt gerade so, daß sie nicht mehr auslöst. Ich kriege schon wieder das Flexaret/Kiev-Gefühl.

Vorerst meine Lösung: Ich lege sie in den entlegensten Kamerakarton und vergesse sie für mindestens fünf Jahre. Und sehe dann weiter.

Sammlerfrust.

Viele Grüße
Nils


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modern life is rubbish
zuletzt bearbeitet 13.02.2016 10:36 | nach oben springen

#2

RE: Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 13.02.2016 11:06
von DD_Ihagee • Moderator | 3.013 Beiträge

Ich kann dazu nur eines beitragen: egal was für ein Typ (also egal ob Leica oder Praktica) - funktionieren müssen die Dinger.
Bekommt man sowas selber wieder hin ist das toll.
Wenn nicht, gibt man so ein Teil jemanden, der sich damit auskennt. Zu einem Service also.
Danach hat man wieder richtig Freude mit dem Teilchen.
Wenn ich hier preisgebe, daß ich schonmal für die Reparatur einer "L" 70€ ausgegeben habe, halten mich hier wahrscheinlich mind. 75% der Forenten für bekloppt.
Was mir allerdings egal ist.
Sie funktioniert wieder zur vollsten Zufriedenheit.
Das war es mir wert!

VG
Holger


___________________________
Res severa est verum gaudium

Seneca
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#3

RE: Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 13.02.2016 11:14
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Einen Service für diese Kamera sollte eigentlich jede gute Werkstatt machen können. Ich denke da an Kosten von max. bis zu 140 Euro. Ein Problem wird es nur, falls Ersatzteile benötigt werden, aber auch an die ist noch zu kommen.
Wenn sie es Dir wert ist ... Genau wie Holger sagt.

Ich wäre mir da ausgesprochen unsicher, besonders wenn das Objektiv so negative Seiten hat. Ich habe schon so manche schöne Kamera (z.B. die Yashicamat 124G) wegen der Streulichtempfindlichkeit wieder weggegeben, denn natürlich sind immer die besten Bilder verdorben.

Wegen des Löchleinsuchers habe ich übrigens nie mit einer Schraubleica geliebäugelt. Da sind mir die alten Russinnen mit Messsucher deutlich lieber.

Andererseits kannst du auch nur das Objektiv ersetzen (+ einen Service für die Kamera). Ich beobachte gerade die versenkbaren 50er, weil ich damit die Kamera auch noch in eine kleine Tasche dazubekomme. Für das Summar solltest Du auf jeden Fall 200 Euro bekommen. Das bezahlst Du auch nur für ein Elmar 2,8/50. Und mit einem Elmar 3,5/50 wäre sogar noch der Großteil des Service mit drin. (Übrigens ist das Summar dank Deiner Beschreibung bei mir jetzt aus dem Rennen.) Für einen 100er mehr bist Du schon in der Region eines versenkbaren Summicron oder Summitar.

Kamera in der Schublade wäre für mich keine Option egal welcher Marke, allenfalls um auf den Service sparen zu können. Auch in meine Vitrine kommt nur Geraffel, daß nicht mehr benutzbar ist und deshalb keinen Wert mehr hat. Eine Leica - auch defekt - gehört dazu aber sicher nicht.

Als Kölner kenne ich aber auch keinen Trennungsschmerz. "Wat fott es, es fott" sagt man hier. Kommt allerdings vor, daß ich mir nach Jahren eine Kamera auch wieder kaufe, die ich mal weggegeben habe.


Gruß
Jochen
------
analog: Olympus OM-2 und OM-4, Kodak Retina IIIC, IIIS und Retina Reflex S; digital: Pansonic Lumix GH3 und GF6
meine Galerie http://www.pbase.com/buschkoeln
meine HP http://jochen-b.de/


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#4

RE: Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 13.02.2016 11:59
von Smena-8 • Mitglied | 454 Beiträge

Ja, für 200 Euro (inklusive halbdurchlässigen Spiegel) dürfte sie wieder wie neu sein. Die habe ich aber gerade nicht so einfach übrig, schon gar nicht für eine Kamera, die dann kaum zum Fotografieren benutzt wird.

Eigentlich halte ich sie mir nur aus ästhetischen Gründen, denn fotografieren würden mit einer solchen Kamera nur Masochisten wollen. Selbst eine Box-Tengor hat einen besseren Sucher (boah – wenn das jetzt nicht mal der ultimative Leica-Diss war, haha).

M39-Linsen aus der Sowjetunion habe ich genügend, die sehen an der Leica aber erstens doof aus (selbst die silbernen Ausführungen) und zweitens kann man mit einer FED um Längen besser fotografieren.

Es ist halt eine reine Luxuskamera.

Die Flexaret und die Kiev 60 hingegen waren von den erreichbaren Ergebnissen her wohl die besten Anwenderkameras, die ich je hatte, die Bildqualität war jeweils bombastisch gut. Die Flexaret funktionierte aber leider nur dann, wenn sie wollte, es war völlig unberechenbar. Ein Film versaut, einer brillant, einer versaut, einer wunderbar. Und leider ist die Mechanik hochkomplex, die nimmt auch keiner gern zur Reparatur, ich habe es dann entnervt aufgegeben. Die Kiev war häßlich, viel zu groß und schwer, laut, machte aber Bilder zum Niederknien. Wenn nur die Materialqualität auch zum Niederknien gewesen wäre... Mir ist irgendwann einfach der Spann-/Transportmechanismus beim normalen, vorsichtigen Benutzen zerbröselt, weil die kraftübertragenden Teile eher für eine Pocketkamera dimensioniert waren. Dabei war die beim Kauf neuwertig gewesen, komplettes Set, augenscheinlich fast gar nicht benutzt. Bei mir hielt sie genau vier Filme lang. Bei Arax in der Ukraine kann man wohl einer funktionstüchtige Kamera aus dieser Basis machen lassen, aber so einen Klumpen kauft man schließlich, weil er billig ist, zum Preis der Arax kann man auch schon eine ordentliche Mamiya haben.

Viele Grüße
Nils


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#5

RE: Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 13.02.2016 12:31
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Zitat von Smena-8 im Beitrag #4
Kamera, die dann kaum zum Fotografieren benutzt wird.

.....

Es ist halt eine reine Luxuskamera.


In dem Fall würde ich mir den Luxus bezahlen lassen. Für den Erlös bekommst Du vermutlich eine Retina IIIC (großes "C") mit hervorragendem Objektiv und großem Leuchtrahmensucher. Die standen seinerzeit auch preislich einer Leica kaum nach, waren demnach also auch Luxuskameras. Der Luxus fing bei Leica aber eigentlich erst nach der M3 an, als der markt schon von SLRs beherrscht wurde. Die Schraubleicas waren normale Anwenderkameras und werden dazu inzwischen nur hochgelobt, weil die Leute sich eine M-Leica immer noch nicht leisten können.


Gruß
Jochen
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#6

RE: Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 13.02.2016 13:00
von namir • Mitglied | 2.452 Beiträge

Man darf das mit Reparaturen nicht zu rationell sehen. Wir sind ja Leute, die Freude daran haben, keine kleinen Unternehmen. Klar, wenn man für weniger Geld eine insgesamt bessere Kamera bekommt, nehme ich die. Wenn es - Verkauf als defekt miteinkalkuliert, vom Verkaufserlös einen gewissen Teil als eigenen Lohn einkalkulieren abziehen (Kameraverkaufen macht ja keinen Spaß) - darauf hinausläuft, dass die Reparatur etwas (aber nicht sehr viel) teurer ist - kann man das trotzdem machen.
Stell sie vielleicht in die Vitrine oder ein freies Regalfach... und platziere eine Sparbüchse (evtl. eine Filmdose) in Reichweite, jedes Mal, wenn Du Dich dabei ertappst, darüber nachzudenken, ob sie nicht vielleicht doch zur Reparatur sollte, legst Du einen Euro (oder zwei- bei hartnäckigem Grübeln vielleicht auch mal fünf, so wie ein Bier und drei Zigaretten, darüber denkt in der Kneipe auch keiner nach) in die Spardose. Wenn auf diese Weise ein signifikanter Anteil der erwarteten Reparaturkosten zusammenkommen sollte, wird sich auch der Rest locker machen lassen. Wenn nicht: Ist es Dir so egal, dass es egal ist.

Zitat von Smena-8 im Beitrag #1

Dazu ist zu sagen, daß ich mich bislang über jede Kamera geärgert habe, die ich vorschnell weggegeben habe




geht mir ähnlich. Na gut, Kameras habe ich kaum weggegeben. Aber alles, was ich an Laborzeug weggegeben habe, habe ich nachher... mehrfach wieder gekauft. (ein Vergrößerer verkauft, zehn gekauft... eine Entwicklungsdose verkauft - die gleiche wieder und noch ein paar... die Rotationsmaschine ärgert mich nur deswegen nicht so, weil sie 1. zu groß und 2. nicht für die große Trommel geeignet war. Na gut, ärgert mich doch, ich hätte sie schon gerne wieder.


zuletzt bearbeitet 13.02.2016 13:01 | nach oben springen

#7

RE: Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 13.02.2016 21:23
von Fotoklaus • Mitglied | 73 Beiträge

Behalte die Leica und wenn Du mal Geld übrig hast, gönne Ihr einen Service. Eine Leica mit Summitar ist ein Stück Fotogeschichte, das immer
einen gewissen Wert behalten wird und im Zweifelsfall einen Abnehmer.
Zur Flexaret und dem anderen Ost- Gerät: Hätte man auch sagen können, ne Rolleicord für 150.- und eine Pentax ME für 30.- und fertig...
Zu den Reparaturkosten vs. Zeitwert: Die Überlegung hinkt, weil man im Schadensfall wieder nur was gebrauchtes bekommt mit ungewissem
Ausgang. Die gewartete Kamera hält dann vielleicht sehr lange und man hat keine Probleme mehr damit.
Somit kann das auch sehr wertvoll sein, bzw. einen hohen Nutzwert haben.


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#8

RE: Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 13.02.2016 23:18
von Smena-8 • Mitglied | 454 Beiträge

Ich habe damals einen lächerlichen Betrag für die Leica bezahlt, sonst hätte ich sie nicht.

Gegen ein M-Leica tauscht sie ja eh keiner ein.

Die Flexaret hätte man mit viel Aufwand einmal komplett auseinandernehmen, reinigen und dann wieder zusammenbauen können. Vom Material her ist das eine hochwertige Kamera, aber mindestens so kompliziert wie eine Nachkriegs-Rolleiflex, da sind an hunderten von Stellen Möglichkeiten, was falsch zu montieren... deshalb findet man kaum noch funktionsfähige Flexarets, für eine Flexaret-Überholung kannst Du nämlich auch eine Rolleiflex, die das Fünf- bis Zehnfache wert ist, machen lassen. Mir ist beides zu teuer, das ist fürs Hobby insgesamt nicht meine Preisklasse. Die Kiev 60 ist hingegen eine Fehlkonstruktion aus minderwertigem Material.

Aber ich denke nach dem Lesen Eurer Beiträge, daß ich in diesem Fall mit der Strategie, nichts zu überstürzen, wohl nicht falsch liege.

Ob's mir egal ist, kann ich wohl echt erst in ein paar Jahren sagen.

Viele Grüße
Nils


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#9

RE: Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 13.02.2016 23:34
von Smena-8 • Mitglied | 454 Beiträge

Nebenbei: Hat eigentlich schon mal jemand von Euch die Agfa Karat 12 oder 36 aus den 1950ern in der Hand gehabt?

http://www.lippisches-kameramuseum.de/Ag..._36_Solinar.htm

Die scheint mir eine interessante Konstruktion zu sein, sie hat einen Meßsucher, der das gesamte Sucherbild in zwei Hälften teilt, meines Wissens die einzige Kamera mit diesem Merkmal. Dazu gab es die auch mit 2.0er Objektiv.

Sie wird auch (für mich) viel zu teuer gehandelt, aber erscheint mir doch reizvoll, ist auch recht kompakt und hübsch anzuschauen.

Viele Grüße
Nils


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zuletzt bearbeitet 13.02.2016 23:36 | nach oben springen

#10

RE: Was macht man mit so einem Eumel?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 14.02.2016 05:21
von Fotoklaus • Mitglied | 73 Beiträge

Ich habe eine Karat 36. Objektiv gut, der (Mess-) Sucher nicht berauschend und nur bedingt genau.
Die sonstige handwerkliche Ausführung ist sehr gut.
Da würde ich eher eine Super- Solinette vorziehen, wenns ums fotografieren geht, oder eine Retina mit Messucher (IIc, IIIc).
Als interessantes Sammlerstück ist die Karat 36 sicherlich reizvoll. Die älteren Modelle benutzten eine spezielle Agfa- Filmpatrone.
Alternative wäre noch eine Karat IV, aber die wiederum hat die besondere Form der Karat 36 nicht.


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