Das ist keine Erinnerung an die Vergangenheit, sondern ein Vorgeschmack auf die Zukunft, in einigen Jahren ist das alles wieder hochaktuell.
Naja, was jetzt Ost und West angeht, darf man ein paar Aspekte auch nicht vergessen.
Nehmen wir nur mal die Agfa: Erzeugnisse zweiter Wahl landeten in Dosen mit der Aufschrift Perutz oder in Handelsmarken oder sie wurden in Dritte-Welt-Länder verkauft, ich sage jetzt nicht Entwicklungsländer. Da war die Wahrscheinlichkeit minderwertige Produkte zu erhalten schon von Anfang an sehr beschränkt. Auf dem westdeutschen Markt mit seinem hohen Preis- und Anspruchsniveau hätte man auch den Teufel getan, sich auf diese Weise den Namen Agfa zu ruinieren.
Bei ORWO sah das ganz anders aus, zumindest, wenn man in der DDR kaufte. Die beste Ware ging an den Westen, in die UdSSR und zum Stasi, zur NVA usw. In den Geschäften landete also, was übrig blieb. Selbst Dritte-Welt-Länder waren Devisenbringer oder Lieferanten bestimmter Rohstoffe und keine Abnehmer für die "Abfälle" des Hauptmarktes. Im übrigen schadete es ja nicht, den Kunden minderwertige Ware zu liefern. So lange die nicht so schlecht war, daß zwei Filme gekauft werden mußten, um einen brauchbaren zu erhalten, dämpfte das ja die Nachfrage nach dem sowieso schon knappen Filmmaterial.
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Aber hier im Westen war die Farbfilmfotografie auch noch weit weg von heutigen Niveau - man schaue sich einmal Abzüge aus en 70er an - die Farbstoffe waren so schlecht und wenig dauerhaft - da ist schon in den 80ern, fast der gesamte Cyananteil verschwunden...
Diese Schlamperei gründet darin, daß die Agfa hurtig auf PE-Papier bzw. ein zweites Mal auf den Kodak-Prozeß umstellen wollte bzw. mußte, nachdem man es einfach verschlafen hatte bzw. weil Kodak vorgeprescht war. Material aus den 50er und 60er Jahren ist heute noch relativ tadellos.
Die Chargenschwankungen wie bei ORWO auf Grund ver- und überalterter Maschinen gab es bei der Agfa in den 70er/80er Jahren jedenfalls nicht, bestenfalls als absolut untypische Ausreißer. Bei ORWO gab es auch Filme mit heftigem Gelbschleier im Zusammenspiel mit der Verschmutzung durch die Faserchemie und ungenügender Abdichtung.
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Nun, da sind aber wieder reichlich zwanzig Jahre ins Land gegangen... (wobei ich bezweifeln muß, daß der Qualitätsstandard bei ORWO Wolfen sich verbessert hätte - das alles ist aber eh spekulativ)
Die Pläne für die Modernisierung und Umstellung auf die Prozesse nach Kodak-Verfahren waren ja bereits fertig, teilweise die Baumaßnahmen schon in Gang. Gehen wir mal davon aus, es wäre im Ostblock seinen Gang weitergegangen, dürfte sich bei ORWO schon etwas geändert haben. Bei den üblichen Planverzögerungen wäre vielleicht alles frisch zum Ende der Analogära so um das Jahr 2000 fertig gewesen. Wie gesagt, eine normale Entwicklung vorausgesetzt, nicht eine DDR, die als einziges Land des RGW die Revolution mit Panzern blutig niedergeschlagen hätte oder dergleichen - die hätte wohl andere Probleme gehabt.
Was mich an ORWO persönlich immer am meisten gestört hat war, daß gerade die Farbfilme durch ihre Braunstichigkeit und kalkige Härte zuweilen eine etwas unschöne Farbcharakteristik besaßen. Woran das gelegen hat, vermag ich nicht zu beurteilen, aber die Filme der Tschechen oder der Sowjets hatten angenehmere Farben in meinen Augen. Wobei ich die ORWOs in den späten 80ern wieder angenehmer empfand, dafür hatten sie aber teilweise mit blaustichigen Schatten zu kämpfen hatten. Natürlich ist das aber auch Geschmackssache, mir war auch Kodak zu bräunlich.