Ich weiß gar nicht, warum es hier so aggressiv wird. Betrachten wir es mal rational: Die Filmfabrik Wolfen war irgendwann veraltet und zu den am Standort herrschenden Kosten nicht mehr konkurrenzfähig (zumindest nicht in allen Bereichen). Zu diesem Zeitpunkt hätte man in einer Marktwirtschaft zwei Möglichkeiten gehabt, Investieren oder Stillegen. Niemand kann genau sagen, wie die Entscheidung ausgefallen wäre - aufgeben mußten ja durchaus einige Hersteller im Laufe der Jahre. Da aber in der DDR keine Marktwirtschaft herrschte, ging die Erfüllung des Bedarfs an Filmmaterial vor (und daß man bei einem so wichtigen Gut wie Filmmaterial autark sein wollte, leuchtet ein). Gleichzeitig wurde erkannt, daß Investitionsbedarf besteht und das im Rahmen der Möglichkeiten auch in Angriff genommen, der Mangel an Investmitteln verhinderte allerdings ein rasches Vorgehen bzw. wurde das wieder und wieder verschoben (Betriebsteile auf "Weltniveau" gab es allerdings, z.B. die Filmkonfektionierung). Gescheitert ist ORWO dann letztlich daran, daß das Werk trotz mangelnder Konkurrenzfähigkeit dem Markt ausgesetzt wurde. An sich kann man keinem vollends die Schuld daran geben, die Wirtschaftsplaner der DDR betrieben eine Art "große Mischkalkulation" für eine gesamte Volkswirtschaft und zwar mit bürokratischen Verteilungsmechanismen - daß einzelne Betriebe am Markt bestehen sollten, war nie vorgesehen, die Privatisierer (Treuhand) dahingegen waren nun betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten ausgesetzt, sprich, der Betrieb hätte profitabel arbeiten müssen. Dabei fehlte es bei ORWO ja keineswegs nur am Maschinenpark, sondern auch an den Abnehmern. Auf den Westmärkten waren die dort dominierenden Farbfilme nur relativ wenig vetreten, die Exporte in den Ostblock dahingegen waren nun nichts mehr wert bzw. in der dort nun einsetzenden Wirtschaftskrise nicht mehr abzusetzen. Wäre das Indiengeschäft besonders lukrativ gewesen, hätten sich sicher Investoren gefunden - das war es aber vermutlich nicht, weil ja dem Vernehmen nach nicht in Devisen sondern Sachwerten bezahlt wurde. Fakt ist wohl auch (ich habe es zumindest so in Erinnerung), daß ORWO seine (modernisierten) Filme trotz Treuhand-"Subventionen" auf ein marktgerechtes Niveau nicht am Markt absetzen konnte, weil, wie gesagt, die Abnehmer fehlten - da eben die Vorgänger, zum Beispiel der NC 21, auf den Westmärkten nicht sonderlich marktüblich war.