Ja, Walter, da sprichst Du einen wichtigen Aspekt an.
„Auf dem Bauernhof haben die Leute zu Fäkalien und dem Tod ein eher entspanntes Verhältnis“ heißt es ja auch so schön. Das Schwein ist verendet, die olle Tonne war halt da, der Abdecker kommt am Nachmittag, also stellen wir das mal da hin, dann wird er es schon finden. Der Ort hat 400 Einwohner, davon haben die meisten zumindest als Nebenerwerb noch Landwirtschaft – da kommt schlicht niemand auf die Idee, wie symbolisch aufgeladen ein solcher Anblick bei anderen Leuten ankommen mag.
Das war mir wiederum klar, deshalb habe ich das Bild gemacht, da es für alle diese Dinge, die hier diskutiert werden, stehen kann, auch wenn der eigentliche Kontext vielleicht viel harmloser ist. Man sieht das Bild und macht sich verschiedenste Gedanken, einfach weil der isolierte Anblick des Tiers in der Tonne einen geradezu dazu nötigt, sich zu positionieren und Geschichten im Kopf auslöst.
In früheren Zeiten war man in der Tat weitaus weniger zimperlich, war ein Tier verendet, so daß man es nicht mehr verwerten konnte, warf man es, wie allen anderen Abfall auch, irgendwo hin – auch in Gewässer, da der der Zusammenhang zu Seuchen durch verunreinigtes Trinkwasser noch nicht bekannt oder bewußt war.
Andererseits wurde von geschlachteten Tieren so ziemlich alles verwertet, dabei entstanden „Arme-Leute-Essen“ wie Stippgrütze, Wöbkenbrot oder gar Kuheuter, die heute bestimmt nur noch wenigen appetitlich erscheinen. Heute gibt es halt die industrielle Verwertung von tierischen Abfällen. Die ist auch nicht schön, aber vom pragmatischen Standpunkt her wahrscheinlich richtig.
Wir haben bei uns übrigens auch einen Schlachthof von Westfleisch, aus dem immer ein erbärmlicher Gestank in die Umgebung dringt. Fotografieren darf man dort aber bestimmt nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das wollen würde.
Viele Grüße
Nils