So, mein 2. Film ist durch, deshalb schon mal ein paar Eindrücke.

zunächst mal eine allgemeine Beschreibung:

Die Weltax ist eine Rollfilmkamera, die von 1939 bis 1959 gebaut wurde. Ursprünglich von Welta in Freisal bei Dresden, ab Mitte der 50er (auch?) von der Büromaschinenfabrik Rheinmetall. Die Weltax gab es mit den unterschiedlichsten Objektiven und Verschlüssen. Ich habe das Glück eine mit Zeiss Tessar 3,5/75 und T-Vergütung erwischt zu haben. Das war wohl die letzte und beste Ausführung. Der Verschluß meiner Weltax (von Rheinmetall) ist ein Tempor mit der alten Zeitenreihe von 1 bis 1/250 sec. und B, der vor jeder Aufnahme separat gespannt werden muß.

Die Weltax ist eine 2-Format Kamera für 4,5x6 und 6x6. Der Sucher ist entsprechend umschaltbar und für das Format 4,5x6 ist eine Einlegemaske für das Bildfenster dabei. Der Filmtransport wird mit den üblichen roten Fensterchen auf der Rückseite kontrolliert. Eine Doppelbelichtungssperre gibt es nicht.

Eine kleine Besonderheit bietet der Sucher: er läßt sich zum Parallaxausgleich auf unendlich und auf "nah" einstellen - sprich kippen.

Ein Drahtauslösergewinde ist im Gehäuseauslöser und ein Standard-Blitzanschluß am Objektiv.

nun meine subjektiven Eindrücke:

Die Kamera macht einen äußerst soliden Eindruck. Da scheint wohl weniger Blech als solides Material verbaut zu sein. Auch der Klappmechanismus ist ausgesprochen stabil und läßt keine Probleme erwarten. Er ist allerdings arg "sensibel" und macht dem Namen "Springkamera" aus der Anleitung alle Ehre. Eine Kaffetasse hat sie mir schon vom Tisch gefegt, zum Glück leer

Auch Filmführung und die stramme gefederte Andruckplatte machen einen sehr guten Eindruck. Der Film wird über 2 Rollen aber ohne Umlenkung gerade auf die Spulen geführt. Das Filmeinlegen in die beiden ausklappbaren Spulenkammern ist gegen so einiges andere incl. meiner Mamiya ein reines Vergnügen. Fast so was wie ein Schnelladesystem. Zum Glück braucht sie den stinknormalen 120er Film. Da gibt es mit den Ikontas doch scheinbar Probleme.

Die bis auf den Auslöser komplett leere linke Oberseite macht allerdings einen arg hausbackenen Eindruck. Da wäre reichlich Platz für einen Zubehörschuh gewesen, wenn man den Auslöser nicht ganz so dominant plaziert hätte. Ein aufsteckbarer Entfernungsmesser wäre z.B. ein sinnvolles Zubehör.

Der Sucher ist ein echtes Highlight, aber leider im negativen Sinn. Er scheint innen überhaupt nicht mattiert zu sein. Schon bei kräftigerem Seitenlich strahlt er ganz toll. Bei Gegenlicht oder bei Lampenlicht im Dunkeln ist nur noch ein heller Schein zu sehen. Da kann man das Motiv lediglich erahnen. Auch die einklappbare 4,5x6 Begrenzung ist nur mit sehr gutem Willen als Bildbegrenzung zu bezeichnen. Aber ich habe trotzdem geschafft, genau das aufzunehmen, was ich wollte in 6x6 jedenfalls. Mal sehen was bei 4,5x6 nachher so auf dem Film ist.

Im Gegensatz zum Sucher tut das Objektiv so, als hätte es noch nie was von Gegenlicht gehört. Und ich habe bisher kaum ein so gegenlichtfestes Objektiv gehabt. Bei Bild 1 habe ich im Sucher praktisch nichts gesehen und auch ohne Kamera kaum was. Von Verzeichnung oder Vignettierung ist bei allen Bildern absolut nichts zu sehen, und die Schärfe ist bis in die Ecken für meine Begriffe sehr gleichmäßig. Natürlich ist das hier in Web-Größe nicht wirklich zu beurteilen. Das 2. Bild mit vielen Details deshalb mal was größer.

Die Fensterchen für die Bildnummern sind sehr klar. Selbst die zarten Bildnummern des Tmax sind problemlos zu sehen. Da hatte ich mit anderen Kameras schon große Probleme. Außerdem mußte ich bisher für 4,5x6 immer in 2 6x9 Fenstern erst zum ersten Fenster drehen und dann die selbe Zahl zum 2. Die Weltax hat ein Fenster für das offensichtlich doch aufgedruckte 4,5x6 Format.

Fazit

Für meine Begriffe ist die Weltax mit dem Tessar vorbehaltlos zu empfehlen. Ok, der Sucher ist nicht gerade ein Sahnestück, und ein Entfernungsmesser würde ihr auch gut zu Gesicht stehen, wenn man unter 10 m geht. Eine Tiefenschärfetabelle werde ich wohl unten drauf kleben.

Gruß
Jochen

Jochen ist zurück in der Falter-Welt!

Ich gratuliere Dir zu dem schönen Stück und wünsche noch recht viel Freude daran.

Der Sucher scheint mir ein ähnliches Patent wie bei der Belca Beltica zu sein, da hat mir diese Parallaxenverstellung allerdings schon so manchen Streich gespielt (und der Sucher ist so klein, daß ich ihn mir ins Auge drücken muß, bis es blutet). Falterfernrohrsucher für Brillenträger gibt es eh fast keine, nur die von Franka hatten bislang eine für mich annehmbare Größe. Altväterliche Rahmen- oder Brillantsucher finde ich daher gar nicht mal so übel...

Viele Grüße,
Nils

Nun ist mir ja vor einiger Zeit noch eine 2. Weltax zugeflogen. Ich hatte danach geschaut, weil ich für meine nur eine Tasche gesucht habe, die man aber nicht einzeln bekommt, und um eventuell den geflickten Balgen meiner Kamera durch einen intakten zu ersetzen. Die neue hat das einfachere Trioplan-Objektiv und den Junior Verschluß, der nur 3 Zeiten kennt: 1/25, 1/50 und 1/100. Der Verschluß ist selbstspannend, also über den Auslöseknopf.

Natürlich habe ich auch einen Film "durchgejagt" und bin tatsächlich erstaunt über das Objektiv. Es ist deutlich besser, als ich erwartet habe. Nur in den äußersten Ecken ist Unschärfe zu erkennen. Wenn man nur 4,5x6 verwendet, ist davon nichts mehr zu sehen. Schade, daß sie mit den Verschlußzeiten so eingeschränkt ist. Da werde ich doch wohl den Objektiv-Verschluß-Block zwischen den beiden Kameras tauschen, was scheinbar recht einfach möglich ist.

In der kleinen WEB-GRöße ist die Eckenunschärfe überhaupt nicht mehr zu sehen.

Gruß
Jochen

Hallo Jochen,

es ist schon erstaunlich, bei google unter Weltax stehst schon drinn. Sehe allerdings gerade das dein 1. Beitrag schon vom Januar ist. Das ist also doch kein Wunder. Ein Wunder ist allerdings das Trioplan, das ist mir schon an meiner Rollei 35 LED aufgefallen, diese Optik ist wirklich Spitze. Weiterhin viel Spass mit der Weltax, ich werde sie mal auch auf mein Anschaffungsliste setzen.

Gruß
Michael

Ähm, natürlich ist an meiner Rollei 35 ein Triotar, sonst wäre es eine Sonderanfertigung.
Aber mein Meyer-Görlitz Trioplan 2,8/100 ist trotzdem ne Wucht muß gelgentlich mal ein Bildchen aufladen.

Gruß
Michael

Ich tue Abbitte, was ich zum Sucher der Weltax gesagt habe. Gestern hatte ich Bastelabend und dachte, ich könnte vielleicht den guten Sucher meiner einfachen Weltax mit Trioplan gegen den schlechten Sucher der anderen Weltax tauschen. Die Deckkappe des Suchers einfach mal abzuschrauben, auf die Idee bin ich vorher irgendwie nicht gekommen. Jedenfalls konnte ich danach die beiden Linsen des Suchers rausnehmen und putzen, und nun ist er glasklar auch bei Gegenlicht

Gruß
Jochen

Hallo Jochen,

Dein Erfahrungsbericht gefällt mir sehr gut - habe mir im letzten Jahr 3 Weltaxe angeschafft (2 Trioplan, 1 Tessar) und bin sehr zufrieden. Ich mag halt die alten Falter von Welta und Zeiss. Von Zeiss habe ich noch 4 Nettare, die ebenfalls gut in Schuß sind und benutzt werden.

Eine Frage würde ich gerne loswerden:
wie hast Du die Deckklappe des Suchers abbekommen? Ich sehe 2 Schrauben an der vorderen Basis des Suchers und 2 kleinere Schrauben an den beiden Seiten - welche muss ich abschrauben ?

Viele Grüße aus dem Saarland
Dieter

Die beiden kleinen an der Seite. Dann kann man die einfach hochziehen.

Was machst Du denn mit so vielen Faltern? Ich habe jetzt 2 Weltax und davon ist 1 zuviel. Ich nehme ja fast nie 2 Kameras mit verschiedenen Filmen mit, höchstens 2 OMs mit 400er und 1600er oder 3200er.

Gruß
Jochen

Hallo Jochen,

Danke für den Tipp!

Warum ich so viele Falter habe?

Zum einen: sie gefallen mir richtig gut: das wertige Materialgefühl, die trotz Alter beachtliche optische Leistung, die qualitativ hochwertige Verarbeitung,... all das gefällt mir an den Faltern.

Aber Du hast vollkommen recht: es sind zuviele, ich kann ja nicht gleichzeitig damit fotografieren.
Urpsrünglich wollte ich von der Weltax und Nettar je 2 funktionstüchtige Exemplare haben, damit im Reparaturfall der Ersatzteilnachschub bzw. Austausch (Balgen, Objektiv,...) sichergestellt ist.
Die anderen wurden mir aber derart günstig angeboten, dass ich nicht nein sagen konnte - es ist schon schade, dass Kameras in einem derart guten Zustand so gering angesehen und verkauft werden. Gut für den Käufer, aber trotzdem bedauerlich.

Mit den Faltern werde ich zukünftig überwiegend s/w fotografieren - für die alltäglichen Familienbilder in Farbe nutze ich Nikon SLR oder Olympus Meßsucher.

Nochmals Danke für die Hilfe.

Gruß
Dieter

Zitat von Dieter Imbsweiler

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das wertige Materialgefühl, die trotz Alter beachtliche optische Leistung, die qualitativ hochwertige Verarbeitung

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Ja, die Firma Welta war wohl etwas Besonderes und konnte durchaus mit Zeiss mithalten, auch wenn sie eher auf einen Käuferkreis mit etwas kleinerer Geldbörse ausgerichtet waren. Leider gibt es ja keine mit E-Messer. Welta war jedenfalls (meines Wissens) die einzige Firma, die sogar von Leica mit Objektiven beliefert wurde. Es gibt wohl eine KB mit Elmar. Aber ich denke mal, daß die nun wirklich unbezahlbar ist.

Meine Zweit-Weltax werde ich aber wieder verkaufen. Ich finde es schade, sie nicht zu benutzen, und Ersatzteilvorhaltung mache ich nicht. Wenn nötig, wird sich schon wieder eine finden, falls es sich lohnt. Einen Balgentausch könnte ich auf keinen Fall selbst machen, und meine Werkstatt hat schon den Kopf geschüttelt: zu großer Aufwand und deshalb zu teuer.

Gruß
Jochen