Der Kodak D 76 ist ein typischer Tankentwickler, also das was der Fotohändler früher in seinem Labor nutzte um alle Filme möglichst mit gleicher Zeit in einem Tank entwickeln zu können. Seine Vorzüge sind in alle Richtungen ein Kompromiss, einerseits veringert er die Filmempfindlichkeit kaum, bei einigen Filmen wird sie sogar etwas gesteigert. Das ergiebt, wenn man mal an die alten Kameras ohne Beli oder sogar die Boxkamereras denkt viele kopierfähige Negative, sprich Geld in der Kasse das damit verdient werden kann.
Er arbeitet feinkörnig genug um auch KB Filme zu verarbeiten. Abstriche in der Kantenschärfe sind zu machen. Auch hier der Blick in alte Zeit, Rollfilm 6/6 und 6/9 wurde oft nur als Kontaktkopien gemacht und KB aus Kostengründen nur auf 7x10 vergrößert. Wer noch auf Planfilm oder Platten größeren Formates gearbeitet hat, machte ohnehin Kontakte, da kam es darauf garnicht an. Der Portraitfotograf nutzte die 13x18 Platte für große Kopien und war froh über die Eigenschaft des Ausgleichens des D76, konnte er doch nur mäßig eingreifen bei der Kopie mit abhalten und nachbelichten..
Ausgleichen bezieht sich hier auch mehr darauf, das alle 36 Bilder eines Films zu nahezu ein und derselben Gradation entwickelt werden, egal ob die Belichtung genau passt oder etwas danebenlag. Also auch hier eine Beschleunigung des Arbeitsablaufes im Labor, da nicht mehr für jedes Bild individuell die passende Papiergradation ermittelt werden musste.
Boshaft gesagt, konnten so Anlernkräfte in der Dunkelkammer beschäftigt werden. Ein Belichtungsautomat und zwei drei Hinweise auf die Belichtungs korrektureinstellung und los geht es alles erst mal auf "Normal" durchziehen.
Im Hellraum wird dann von einer Fachkraft beurteilt "zu verkaufen" oder "wiederholen". Das ist billiger als die eine Fachkraft in der Dunkelkammer.
Das sollte alles bedacht werden, auch heute noch ist der D 76 ein Standardentwickler. Wer gerne Landschaften oder ähnliche Amateursujets aufnimmt, oder Portraits im Studio mit gleichen Lichtbedingungen macht wird gut damit fahren.
Bei den "Extremen", wie Reportage, Konzertfotografie, hochempfindliche Filme, Pushentwicklung und ähnliches wird der D76 enttäuschen. Nur dafür war auch nie gedacht, eher für Onkel Helmuth der einmal im Jahr den 36 er Plus X Pan, Isopan, FP4 voll hatte und selig auf die Abzüge vom Sommer im Harz schaute.
Gruß Jürgen