Astrofotokollektionen
in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 30.09.2010 00:31von Bernd 54 • Mitglied | 303 Beiträge
Tach in die Runde,
bin wieder auf der Astroschiene und möchte Euch 2 Astrofotokollektionen zeigen.
Kollektion 1:
Beim Hauptfoto in der Mitte handelt es sich um den sog. "Bubblenebel" NGC 7635 in der Kassiopeia. Die Aufnahme entstand am 16. 10. 2001 und ist ein Komposit aus 2 Aufnahmen mit 1 x 120 Min und 1 x 67 Minuten Belichtungszeit. Zur Streulichteliminierung diente ein Interferenz-Filter, der das störende Streulicht durch künstl. Lichtquellen absorbiert, aber das Licht der Sterne und der Objekte weitgehend durchläßt. Aufnahmeinstrument war ein C8 (Spiegel-/Linsenkombination) auf Losmandy G-11 Montierung und nachgeführt wurde mit einem ST-4 Autoguider. Als Film diente der Kodak Ektachrome E200 - seinerzeit D E R Film für Farb-Astrofotografie wegen seiner extremen Empfindlichkeit im H-Alpha-Bereich und wegen seines hervorragenden Schwarzschildverhaltens.
Links oben ist NGC 2174 im Orion, Belichtungszeit 1 x 120 und 1 x 105 Min.
Rechts oben ist NGC 1977 oberhalb des Orionnebels, 2 x 120 Min. ohne Filter belichtet, Links unten NGC 6888 im Schwan, 150 Min. belichtet
Rechts unten der Cocoon-Nebel IC 5146 im Schwan, Bel.-Zeit 120 Min.
Auch diese Aufnahmen habe ich mit dem C8 auf Losmandy G-11 + ST-4 Autoguider gemacht.
Die Brennweite war bei allen Objekten 2230mm bei f=11. Die Aufnahmen entstanden in den Jahren 2000 bis 2003
Bei dem genannten ST-4 Autoguider handelt es sich um eine kleine CCD-Kamera, die auf den Leitstern justiert wird. Der CCD-Chip registriert die Abweichungen des Leitsterns infolge periodischer Fehler im Schneckengetriebe des Nachführmotors an der Montierung.
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Kollektion 2:
Links oben IC405 im Fuhrmann, aufgenommen am 9. 1. 2002 mit dem C8 bei 2230mm, f=11, Belichtungszeit 108 Min. auf Kodak Ektachrome E200+ Idas-Filter
Rechts oben M66 und M65 im Löwen vom 23. 12. 2000 und vom 16. 3. 1990. Es handelt sich hier um ein LRGB-Komposit aus einer Farbaufnahme auf Kodak Ektachrome E200 und einer SW-Aufnahme auf Kodak TP 2415 hypersensibilisiert. Durch die Einbeziehung der SW-Aufnahme (Luminanzbild) konnte der Kontrast deutlich gesteigert werden. Die Belichtungszeiten betrugen 120 bzw. 105 Min. bei 2230mm Brennweite. Die SW-Aufnahme wurde visuell von Hand nachgeführt.
Links unten der Komet Hale Bopp vom 31. 3. 1997. Fotografiert wurde mit einem 135er Teleobjektiv 1:3,5 auf Kodak ProGold 400. Die Belichtungszeit betrug 20 Min.
Rechts unten der große Orionnebel M42. Dieses Bild ist ein Komposit aus mehren Einzelaufnahmen.
Als Filmmaterial diente Kodak Ektachrome 200 und Fuji Provia 400
Da der Innenteil des Objektes sehr hell ist, wurde dieser mit kürzerer Belichtungszeit fotografiert und die Außenbereiche mit längerer Belichtungszeit. Die Belichtungszeiten betrugen 2, 4, 8, 15, 30 und 60 Minuten.
Als Aufnahmeinstrument diente ein Spiegel-Linsensystem nach Schmidt-Cassegrain des bekannten amerikanischen Herstellers.
Die Aufnahmebrennweite betrug 2200mm bei 200mm Spiegelöffnung, also Blende 11. Bei der angeschlossenen Kamera handelte es sich um die Canon F-1n. Um die Sterne punktförmig zu halten, wurde die Erddrehung mit Hilfe einer elektronisch gesteuerten Montierung präzise nachgeführt. Die Aufnahmen wurden gescannt und mit einer speziellen Software zu einem Komposit zusammengefügt.
In der Mitte NGC 7538, auch bekannt unter dem Namen "Flammennebel" im Sternbild Cepheus. Die Belichtungszeit betrug 120 Min. auf Kodak E200+Idasfilter
Danke für's angucken und viel Spaß. Bei Fragen immer löchern . . . .
Gruß
Bernd
RE: Astrofotokollektionen
in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 30.09.2010 01:00von Gelöschtes Mitglied
Mal wieder sehr beeindruckende Bilder von den Welten um uns herum. Fragen? Yep, wie hast du den SW-Film hypersensibilisiert? Welche Empfindlichkeitssteigerung konntest du erzielen und ist das auch für "normale" Fotografie geeignet?
LG Reinhold
RE: Astrofotokollektionen
in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 30.09.2010 04:31von Bernd 54 • Mitglied | 303 Beiträge
Zitat von grommi
Mal wieder sehr beeindruckende Bilder von den Welten um uns herum. Fragen? Yep, wie hast du den SW-Film hypersensibilisiert? Welche Empfindlichkeitssteigerung konntest du erzielen und ist das auch für "normale" Fotografie geeignet?
LG Reinhold
Hallo Reinhold,
danke schön.
Der Film wurde hypersensibilisiert, um das Schwarzschildverhalten, was sich durch abnehmende Empfindlichkeit bei Langzeitbelichtungen zeigte, zu reduzieren oder gar ganz auszuschalten. Der hypersensibilisierte Film wurde nicht oder nur geringfügig in der Nominalempfindlichkeit gesteigert, sondern er behielt nach einer Behandlung seine von Haus aus vorhandene Empfindlichkeit auch über einen langen Zeitraum (Stunden) konstant. Unbehandelter Film verliert nach kurzer Zeit (Minuten) seine Empfindlichkeit, was dazu führte, das man nur noch zu eine geringe Schwärzung auf dem Negativ erhielt. Das heißt, wenn bei z.B. 30 Minuten Belichtungzeit gewonnene Schwärzung nicht wesentlich mehr wird, wenn man doppelt so lange oder länger belichtet. Je höher die Empfindlichkeit und so stärker der Schwarzschildeffekt. Schwache Strukturen eines Himmelsobjektes werden dadurch gar nicht oder nur unzureichend abgebildet. Um das kompensieren, wurde der Film hypersensibilisiert, so das auch bei langer Belichtungszeit die schwachen Strukturen auf dem Film zu sehen waren, also kontinuierliche Schwärzung stattfand.
Der Film wurde folgendermaßen behandelt:
Seinerzeit hatten viele Astrofotografen eine sog. Hypersensibilierungsanlage. Die Bestand aus einem Alutank, in dem eine Filmspirale mit dem eingespulten Film gesetzt wurde. Mit einem Deckel mit Manometer und Luftschlauchanschluß wurde der Tank luftdicht verschlossen (in der Dunkelkammer). Mit einer Handvakuumpumpe wurde die Luft mit der enthaltenen Feuchtigkeit rausgezogen bis ein Vakuum entstand. Am Manometer konnte man das Vakuum ablesen und wenn der Zeiger auf Null oder -1 stand, dann war völlige Luftleere im Tank. Danach wurde ein Gasgemisch (90% Stickstoff, 10% Wasserstoff) aus einer Linde Minican Druckdose eingelassen, welche zuvor an den Tank angeschlossen wurde. Bei einem Druck von 1,2-2 bar wurde der Film 24 Stunden "gebraten".
Am Tank befand sich eine Heizmanschette, mit der der Tank auf 60°C erhitzt wurde. Wenn der Film fertig und abgekühlt war, wurde er, wenn er nicht sofort gebraucht wurde, eingefroren, damit die Wirkung bei längerem Nichtgebrauch nicht nachlassen würde.
Die Hypersensibilierung ist aber auf Grund der Digitalisierung verdrängt worden und wird nur noch selten - wenn überhaupt - praktiziert. In der normalen Fotografie ist eine Empfindlichkeitsteigerne Behandlung nicht notwendig, weil die Belichtungszeiten hier im Sekundenbruchteilen stattfindet.
VG
Bernd
RE: Astrofotokollektionen
in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 30.09.2010 06:02von Gelöschtes Mitglied
Ah, jetzt, ja. Danke für die ausführliche Info. Es gibt noch die Methode mit unterschwelliger Vorbelichtung, die tatsächlich zu einer gesteigerten Empfindlichkeit führt. Das könnte für Available-Light-Fotografie schon hilfreich sein, zumal ein geringfügiger Kontrastverlust bei meist kontrastreichem Nacht(Kunst)-Licht kein Schaden wäre. Dazu habe ich aber noch keine ausführlichen Infos gesehen.
LG Reinhold
RE: Astrofotokollektionen
in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 30.09.2010 08:47von Bernd 54 • Mitglied | 303 Beiträge
Zitat von grommi
Ah, jetzt, ja. Danke für die ausführliche Info. Es gibt noch die Methode mit unterschwelliger Vorbelichtung, die tatsächlich zu einer gesteigerten Empfindlichkeit führt. Das könnte für Available-Light-Fotografie schon hilfreich sein, zumal ein geringfügiger Kontrastverlust bei meist kontrastreichem Nacht(Kunst)-Licht kein Schaden wäre. Dazu habe ich aber noch keine ausführlichen Infos gesehen.
LG Reinhold
Ach ja, die Vorbelichtung. Das wurde in der Astrofotografie auch praktiziert. Ich selbst habe das slebst nicht ausprobiert, aber ich weiß von anderen Leuten, das die Vorbelichtung so gesteuert werden mußte, das ein ganz leichter Grauschleier auf dem Film vorhanden sein mußte. Um die richtige Schleierdichte zu bekommen, mußten erst div. Testbelichtungen gemacht werden, um die richtige Belichtungszeit zu ermitteln. Dieser latente Schleier bewirkte quasi eine zusätzliche Empfindlichkeitssteigerung. Allerdings war das zwangsläufig mit Kontrastverlust verbunden, was dann im Labor beim Vergrößern wieder Wett gemacht werden mußte. Das war die billige - sprich kostenlose - Alternative zur Hypersensibilisierung, dafür allerdings auch nicht sooo effektiv. Übrigens gab es auch die chemische Sensibilisierung. Hierbei wurde ein Film durch ein bestimmtes chemisches Bad gezogen (ich weiß nicht mehr, was da für Chemiklien verwendet wurden) und getrocknet. Das war wohl sehr effektiv, hatte jedoch den Nachteil, das der Film sofort belichtet werden mußte. Bei der beschriebenen Gashypersensibilisierung behält der Film auch seine Emnpfindlichkeit über einen längeren Zeitraum im eingefrorenen Zustand bei und zwar auch dann wenn er zwischendurch für Einzelaufnahmen aufgetaut und erneut eingefroren wurde. Übrigens haben Filme (und das gilt auch für die klassiche Fotografie z. B. bei Nachtaufnahmen) über mehrere Sekunden bis Minuten) bei Minus-Temperaturen eine deutlich höhere Empfindlichkeit als normal.
VG
Bernd
RE: Astrofotokollektionen
in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 30.09.2010 09:21von uthaburn • Mitglied | 1.631 Beiträge
RE: Astrofotokollektionen
in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 30.09.2010 09:50von ThomasN • Mitglied | 983 Beiträge
Ja, sehr schön - und mit den analogen Mitteln von damals muss man sicherlich schon sehr viel Leidenschaft mitgebracht haben. Heute läuft alles digital - was wohl auch unbestreitbare Vorteile ggü. analog hat (z.B. Empfindlichkeit, Stacking-Methoden zur Rauschunterdrückung). Da waren wohl die Canon DSLRs, die astrotaugliche Chips hatten, bahnbrechend.
Mittlerweile habe ich aber den Eindruck, dass die Leute (Hobbyastrofotografen) ein bisserl durchdrehen und immer mehr Aufwand und Geld hereinstecken (das kann wirklich SEHR teuer werden). Da wird auch viel gereist: Kanarische Inseln sind super, aber noch besser in Namibia. Die Ergebnisse sind aber zum Teil wirklich atemberaubend und vor Jahren noch nicht mal Profiastronomen möglich.
Thomas
RE: Astrofotokollektionen
in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 02.10.2010 07:46von Benno • Mitglied | 592 Beiträge
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