Du liegst sehr wahrscheinlich richtig mit Deiner Vermutung, ich habe das Objektiv in einer 6x6-Ikonta und da wird alles, was offener als Blende 8 ist, schon etwas haarig, der Schärfentiefebereich wird verdammt klein (zu klein zum Schätzen) und insgesamt wird es deutlich unschärfer. Bei meinen beiden ähnlichen f=4,5-Dreilinser-Faltern (Agfa Isolette I, Franka Solida I) zeigt sich dasselbe Bild, für available light sind die daher eher nichts. Mit 11 oder 16 hingegen macht die Ikonta aber richtig tolle Bilder. Da das Objektiv bei 6x9 noch ein ganzes Eck mehr auszuleuchten hat, kann ich mir gut vorstellen, daß in Deinem Fall Blende 8 für ein bis an die Ränder scharfes Bild nicht reicht.
Darüber hinaus experimentiere ich momentan mit einer 80 Jahre alten Welta Perle in 6x9 herum, die hat ein Rodenstock Trinar, ebenfalls f=4,5, drin, ab Blende 11 werden auch die Ränder scharf (also, nicht so scharf, wie man das heute erwarten würde, das ist halt keine Mamiya). Da ist das Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen schon etwas tricky, da sie nur einen 100/50/25/B/T-Verschluß hat und man bei längeren Belichtungszeiten auf dem Stativ doch sehr auf das eigene Zeitgefühl angewiesen ist.
Ich fotografiere trotzdem gern mit den alten Dreilinser-Faltern, da ich diese leichte Randunschärfe recht hübsch und nostalgisch finde. Mit einem Tessar damaliger Bauart kann man hingegen tatsächlich mit offener Blende fotografieren, von den Ergebnissen, die meine Baby-Ikonta (auch schon 75 Jahre alt) bringt, bin ich recht positiv überrascht.
Der Lucky ist ein interessanter Film, wenn Lichtverhältnisse und Motiv passen, die Überstrahlungen kann man als Stilmittel nutzen und er ist in der Tat selbst in Rodinal recht fein. Mich stört an ihm am meisten der unglaublich miese Druck der Zahlen auf dem Papier, durch ein stärker getönten Rotfenster kann man die fast gar nicht lesen.
Viele Grüße,
Nils