#1

Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 22.07.2006 04:23
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

Hallo!

Es wurde um eine Beschreibung des modus operandi der Colorentwicklung gebeten, ich bot mich an, diese zu erstellen und will sie nun nicht schuldig bleiben. Zunächst ein paar grundsätzliche Sachen:
Die Farbentwicklung ist kein Hexenwerk, man muss Sorgfalt walten lassen und exakter arbeiten als bei Schwarzweißmaterialien, aber dafür genießt man die Vorteile eines einheitlichen Prozesses. Es gibt nicht die individuellen Unterschiede und Film-/Entwicklerpärchen. Hier ist alles identisch.

Zu den Materialien:
Man braucht wie bei der Schwarzweißentwicklung eine normale Entwicklungsdose, einige Leute empfehlen, eine andere zu nehmen. Ich verarbeite in meinen Dosen alles „wie es kommt“ und habe da noch keine Probleme mit gehabt, spüle aber auch sehr sorgfältig aus.
Außerdem benötigt man ein exaktes Thermometer (ein Fieberthermometer eignet sich, wenn man bei 38°C verarbeiten möchte) und ein paar Mensuren, Flaschen. Das übliche eben. Will man mit den Minimalvoraussetzungen klarkommen und ist nicht im Besitze einer Temperierbox oder eines ähnlichen Gerätes, so sollte man dafür sorgen, alle Chemikalien auf gleicher Temperatur im Wasserbad zu halten. Es empfiehlt sich dann auch, die Entwicklungsdose vorher mit temperiertem Wasser auszuspülen, damit innen die richtige Temperatur herrscht, eine Metalldose kann man im Zweifelsfalle schnell nachtemperieren, bei Kunststoff sieht das anders aus.
Temperaturschwankungen können sich in Farbverschiebungen niederschlagen, daher sollte man hier tatsächlich lieber einmal mehr nachmessen als einmal zuwenig.
Als Chemikaliensatz kann man alles nehmen, ob Agfa, Kodak, Tetenal oder Maggi draufsteht, wichtig ist, dass es die richtigen Chemikalien sind. C-41 für Negative, E-6 für Dias. Das sollte bekannt sein. Tetenal hat eine ganz praktische Sache, nämlich Chemikalien in Brausetablettenform, ich habe diese mal ausprobiert und war angetan von der Handhabung. Man löst immer nur soviel wie man braucht und hat stets frische Chemikalien, die Tabletten altern nicht so sehr wie fertig angesetzte Lösungen (Farbentwickler altert sehr schnell).

Nun gilt es also, den Film zu entwickeln. Dabei halten wir uns an die Anweisungen des Chemikalienherstellers. Wir beginnen bei Negativen mit dem Farbentwickler, bei Dias sieht das anders aus, daher bekommen Umkehrfilme einen separaten Thread gewidmet. Im Prinzip passiert im Entwicklungsprozess das gleiche wie bei Schwarzweiß, Silberhalogenide werden zu metallischem Silber reduziert. Gleichzeitig entstehen durch Kupplung der Farbstoffe mit oxydiertem Entwickler die Farbstoffe. Bei Rollfilmen wird die farbige Lichthofschutzschicht entfernt (wie bei Schwarzweiß).
Je nach Angabe im Beipackzettel des Herstellers erfolgt jetzt eine Wässerung.
Im Bleichfixierbad passiert folgendes: Die Gelbfilterschicht wird entfärbt, das reduzierte Silber geht eine lösliche Verbindung ein und die Maskierung des Filmes wird gebildet. Durch die gleichzeitige Fixage des Films werden alle Silberanteile aus dem Film herausgelöst. Der Film enthält nach der Verarbeitung kein Silber mehr im Gegensatz zu einem Schwarzweißfilm.
Nun folgt in der Regel eine Wässerung und danach ein Schlussbad. Aus diesem wird der Film herausgezogen und aufgehängt, normalerweise streift man ihn nicht ab, er trocknet aufgrund der recht hohen Verarbeitungstemperatur recht schnell. Oft sind die Filme mit einem milchigen Schleier belegt, dieser verschwindet beim Trocknen, also keine Angst nach dem ersten Verarbeiten.
Trockene und fertig verarbeitete Color- und Colorumkehrfilme zeichnen sich durch eine exzellente Planlage aus im Gegensatz zu Schwarzweißfilmen, die auch nach hängendem Trocknen einen recht hohen Drall haben.

Ich hoffe, ich konnte mit dieser kurzen Anleitung und dem schwachen Anleuchten der theoretischen Hintergründe einigen die möglicherweise vorhandene Scheu nehmen. Ich habe versucht, möglichst die Hintergründe zu erklären und gleichzeitig verständlich zu bleiben. Wenn noch Fragen sind, bitte. Jederzeit. Wenn noch Erklärungsbedarf steht, auch gerne.
Ich schrieb oben, dass der Prozess einheitlich ist und man dennoch individuell der Anleitung folgen sollte. Dies aus folgendem Grunde: Die Prozesse der Hersteller unterscheiden sich bei den Wässerungen. Manche schieben eine dazwischen, manche nicht. Manche schreiben nach dem Bleichfixierbad 3 mal eine halbe Minute vor, manche 5 mal eine Minute. Daher unbedingt der Anleitung folgen. Pauschal lässt sich das leider nicht festlegen, der Rest schon.
Wie gesagt, Umkehrfilme gibt’s extra.

Niko


In der räumlichen Askese zeigt sich das Wesen des Sammlers.



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#2

RE: Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 22.07.2006 05:52
von Horst

Hi Niko,

Klasse;- das wäre doch auch mal was für die Sparte "Erfahrungsberichte".

Wer hätte am Anfang, als "Mike", daß Forum ins Leben gerufen hat ( der analoge Gott, sei gepriesen, daß er ihm diese Zünd-Idee gegeben hat), daß wir hier einmal, in die teife der Color-Verarbeitung vordringen werden.

Wenn User, solche Berichte ins Forum setzen, zeigt es mir, daß wir alle auf dem richtigen Weg sind.
Das User mit dem Forum mitleben, mit Gestalten, sich Gedanken machen und ihr Wissen an andere weitergeben.

Das ist es,was ich so toll finde, der Zusammenhalt, der Kammeradengeist, das freundliche miteinander. Und genau das unterscheidet uns von anderen ( z.B. "fc" ).

In diesem Sinne : " Es gibt noch viel zu tun;- packen wirs an "!

So long !
Horst




12 gute Fotos in einen Jahr, sind eine gute Ausbeute ( A. Adams / Schwarzweiss-Papst).



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#3

RE: Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 22.07.2006 21:22
von pongo • Mitglied | 776 Beiträge

Sehr gut, Niko, dem ist nichts hinzuzufügen. Die Scheu vor Color-Verarbeitung, ob Film oder Print, ist tatsächlich vollkommen unbegründet, aber seltsamerweise weit verbreitet. So ist zu beobachten, daß frühere sw-Vertreter auf einmal mit der Digi-Knipse wie besessen Color fotografieren. Was produziert wird, ist der neue Trend, überwiegend Kitsch !!!

Die besten Grüße



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#4

RE: Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 22.07.2006 22:23
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

Danke. Ich vertrete übrigens die Meinung, dass auch die Farbpapierverarbeitung einfacher ist als bei Schwarzweiß. Wenn man mit Colorprozssoren arbeitet ohnehin, die steckt man in die Trommel und guckt ein bisschen beim Drehen zu.
Aber auch bei der Filterung. Auch ein Laboranfänger erkennt einen Farbstich sofort, die Beseitigung mit subtraktiven Filtern ist denkbar einfach, ich würde sagen, das ist gerade für Anfänger einfacher als bei Schwarzweiß auf Anhieb die richtige Gradation auszuwählen.

Niko


In der räumlichen Askese zeigt sich das Wesen des Sammlers.



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#5

RE: Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 23.07.2006 03:11
von pongo • Mitglied | 776 Beiträge

ja, ja, ja, wie recht Du hast, Niko!



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#6

RE: Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 23.07.2006 22:11
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

Zitat von Niko
Auch ein Laboranfänger erkennt einen Farbstich sofort, die Beseitigung mit subtraktiven Filtern ist denkbar einfach, ich würde sagen, das ist gerade für Anfänger einfacher als bei Schwarzweiß auf Anhieb die richtige Gradation auszuwählen.

Hi Niko,

danke für diesen Bericht. Vielleicht versuche ich mich wirklich mal in der Farbentwicklung, am Besten in meinen Ferien, wenn ich Zeit habe, mich hiermit (und mit dem Waschzettel der Chemikalien) zu beschäftigen.

Kannst Du auch PDF-Dateien erstellen ?? Wenn ja, würde ich Dich bitten, Deine Anleitungen (ggfs. von hier nach Word kopieren) als PDF zu erstellen, dann könnte Mike die in den Downloadbereich einstellen.

Was Farbabzüge angeht: welche Ausstattung benötige ich hier (habe bereits einen Kaiser-Farbkopf VCP 6007), angefangen von der richtigen Lampe bis hin zum richtigen Papier ?? Einen Farbstich erkenne ich mit Sicherheit, aber wie teuer wäre es für mich, hier einzusteigen ??

Ciao Sven



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#7

RE: Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 24.07.2006 00:43
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

Also, PDF-Dateien kann ich erstellen, mache ich am Wochenende.

Zur Papierverarbeitung brauchst du minimal ein paar Schalen. Calbe liefert Chemikalien für die Schalenentwicklung, lieferbar von Fotoimpex. Angesichts des extrem schnell oxydierenden Farbentwicklers nicht ideal, aber früher machte man das schließlich auch erfolgreich so und außerdem kann man so ein wenig am Bleichfixierbad schnüffeln, das Kaliumbromid erzeugt einen interessanten Geruch (aufgrund des Kaliumbromids ist Bleichfixierbad prinzipiell auch als Pflanzendünger nutzbar...). Ansonsten: Eine Trommel mit Colorprozessor oder ohne. Eine drehbare Trommel hätte ich noch da, kann ich dir mal leihweise zur Verfügung stellen, wenn du beginnen möchtest. Für Duka-Lampen gibt es Filterscheiben für Colorverarbeitung. Die sind aber bei weitem nicht so hell wie beim SW-Prozess. Was hast du für eine Lampe?

Preise: Naja, so ne 25er Packung Farbpapier kommt wahrscheinlich in 18x24 so auf 20 Euro, Chemikalien dazu... Also so 30-35 Euro solltest du beim Einstieg rechnen, auch wenn es nicht günstig erscheint (mit einem Großlabor kannst du preislich nicht konkurrieren), probier es mal aus.

Niko


In der räumlichen Askese zeigt sich das Wesen des Sammlers.



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#8

RE: Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 24.07.2006 01:48
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

Zitat von Niko
Preise: Naja, so ne 25er Packung Farbpapier kommt wahrscheinlich in 18x24 so auf 20 Euro, Chemikalien dazu... Also so 30-35 Euro solltest du beim Einstieg rechnen, auch wenn es nicht günstig erscheint (mit einem Großlabor kannst du preislich nicht konkurrieren), probier es mal aus.

Okay, danke. Hätte ich mir teurer vorgestellt. Wie besagt, ich denke, wenn ich Ferien habe (dauert aber noch einen guten Monat), schau ich mir das ggfs. mal Schritt für Schritt an.

Ich habe eine alte Kindermann-Lampe. Deren orangene Scheibe habe ich rausgeworfen und durch eine rote (zurechtschneidbare) Folie von Brenner ersetzt. Die 20 Watt-Birne, mit der ich schon ein Nachtsichtgerät gebraucht hätte, hab ich durch eine 17 Watt-Energiesparbirne ausgetauscht, die so hell ist wie 60 Watt. Um's dann nicht zu hell zu haben, hab ich die Lanpe dicht vor eine weiße Mauerwand gerückt und arbeite nur im reflektierenden Licht. Damit komme ich sehr gut klar, das PE-MG-Papier schleiert nicht... und bei Bedarf kann ich die Helligkeit "regeln", indem ich die Lampe mehr oder weniger weit zur Wand schiebe...

Ciao Sven



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#9

RE: Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 24.07.2006 02:43
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

Vorsicht, bei mehr als 15W kann der Filter ausbleichen oder leicht anschmelzen und dann ist es mit deiner Duka-Leuchte vorbei. Farbfilter kriegst du günstig alte. Ich nutze mehrere Agfa-Leuchten, Filtergrößen 16x21 oder 24x24cm. Die Filter sind in Glas gefasst, gibts immer mal günstig bei 321-meins.

Niko


In der räumlichen Askese zeigt sich das Wesen des Sammlers.



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#10

RE: Die Entwicklung von Colornegativfilmen

in Dunkelkammer & Entwicklung 24.07.2006 02:58
von pongo • Mitglied | 776 Beiträge

Niko,

woher beziehst Du Calwe-Chemie? Bisher verwendete ich hauptsächlich Dilu, sehr ergiebig und lange haltbar. Wie steht es damit bei Calwe?

Leute, wo kauft ihr bloß euer Papier? Ein ebay-Händler verkauft taufrisches Kodak Enduro 30 x 40, 50 Blatt für um die 30 Euro, hat auch alle anderen Größen lieferbar; ich bin sehr zufrieden.- Übrigens Colorpapier nie von privat kaufen/ersteigern, die Haltbarkeit ist eng begrenzt.

Die besten Grüße



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