Hallo,
heute möchte ich einmal wieder eine schöne Kamera der Ein-Euro-Liga vorstellen - die Agfa Isola II. Sie sollte nicht mit der Isola I verwechselt werden, die technisch eigentlich nur eine Agfa Click I mit Springtubus und Doppelbelichtungssperre ist.
Die Kamera hatte ich nur für einen einzigen Testfilm, da ich sie für eine Freundin zum Geburtstag ersteigert hatte. Natürlich mußte ich die Kamera vorher ausprobieren, ich wollte schließlich keinen Mist verschenken. Ich hatte nur wenig Zeit, daher habe ich innerhalb einer Stunde bei schlechtem Wetter einen Fuji Superia 100 bei einer Oldtimerausfahrt in unserem Ort durchgezogen.
Man ist beim Betrachten der Agfa Isola geneigt, sie zu belächeln, wirkt sie auf den ersten Blick doch furchtbar primitiv. Sie hat vielleicht einiges mit einem Trabi gemeinsam... aus Plastik, sehr einfache Technik, keine Ausstattung – aber dann ist, wenn man die Herausforderung annimmt, doch mehr mit ihr möglich, als man zunächst annahm. Immerhin handelt es sich hier schon um eine gehobene Einfachkamera; wo Boxkameras, Click, Clack und auch die Isola I mit einer einzigen schwächlichen und nicht fokussierbaren Meniskuslinse und einer einzigen, für heutige Verhältnisse viel zu langen, Belichtungszeit auskommen müssen sowie keine Einstellwerte draufstehen, sondern höchstens Symbole wie eine Wolke und eine Sonne, ist hier doch schon alles wie bei einer richtigen Kamera. Nur etwas weniger von allem. Bei der Isola steht schon alles richtig in Zahlen dran - die Blenden 6,3 und 11 und die Zeiten 100, 30 und B (Zwischenwerte lassen sich aber nicht einstellen, dafür braucht man dann schon eine Rollei). Fokussieren kann man auch so, wie man es von richtigen Kameras gewohnt ist, die Zahlen 1, 1,2, 1,5, 2, 3, 5 und ∝ weisen dabei den Weg.
Die Optik ist immerhin schon ein Dreilinser mit einfacher Vergütung. Im Mittelformat sind damit, wie die beiliegenden Beispielbilder zeigen (schnelle Scans vom Papierbild), überraschend gute Aufnahmen möglich, die höhere Auflösung des Mittelformatfilms gleicht die anscheinend gar nicht so großen Defizite des Objektivs aus. Man bekommt außerdem eine leicht weichgezeichnete Abbildung, die bei vielen Motiven gut paßt.
Im Nahbereich unter 5m ist der Schärfentiefebereich sehr eng (siehe auch die Tabelle unter Punkt 12 der originalen Anleitung hier: http://www.corff.de/Klappkameras/Anleitu.../Anleitung.html), was sich kreativ nutzen läßt, so wurde der Citroen 11CV schön weichgezeichnet. Daß aber auch knackscharfe Aufnahmen im Nahbereich möglich sind, zeigt das Bild vom Innenraum des Kabinenrollers. Die beiden wurden mit 1/100s aufgenommen. Aber selbst mit der 1/30s läßt sich durchaus noch aus der freien Hand fotografieren, das Bild von Käfer und Simca ist so entstanden (mit "offener" Blende), hätte ich auch noch die Kamera gerade gehalten, wäre es fast gut. Einen merklichen Parallaxenfehler habe ich auch nicht feststellen können.
Fazit: Für einen Euro bestimmt kein Fehlkauf und eine schöne Kamera, die man z.B. immer im Auto parat liegen haben kann. Auch wenn sich die Kamera nicht ganz so flachmachen läßt wie eine Balgenkamera, ist sie doch schön leicht (Bakelit) und gut zu bedienen. Der Sucher ist ausreichend groß und ausklappbare Spulenhalterungen erleichtern das Filmeinlegen. Wenn Ihr nach einer suchen wollt, gebt bei ebay einfach Agfa Isola ein. Anders als bei der Isola I steht nicht Isola II drauf, so daß sie einfach als Agfa Isola angeboten wird. Wenn Ihr auf dem Foto am Objektiv den Schriftzug Agnar findet oder erahnen könnt (steht in einem schwarzen Ring, den die I nicht hat), ist es die richtige.
Viele Grüße,
Nils
PS: Das Geschenk ist übrigens sehr gut angekommen.