#1

Beroflex MC 500/8

in Erfahrungsberichte 28.12.2008 05:34
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Vorüberlegungen und Kaufentscheidung
Irgendwann kommen die sehr viele Fotografen mal an einen Punkt, an dem die Brennweite eines normalen, bis 300 mm reichenden Zoomobjektives nicht mehr zu reichen scheint. Selbst in Verlängerung mit dem Crop-Faktor einer digitalen Spiegelreflexkamera mit APS-Sensor möchte man gerne noch einen Tick weiter kommen, um spätestens bei der Tierbeobachtung oder im Zoo die richtig spannenden Bildausschnitte zu ermöglichen.

Hier gibt es für den Nutzer des EOS-Systems mehrere Möglichkeiten, die sich in der Qualität selbstverständlich analog des Preises gewaltig unterscheiden:

entweder man schafft sich eine 500er Brennweite von Canon an, dann muss man aber mit Kosten von 5.000-6.000 € rechnen. Alternativ gibt es Zoomobjektive, die in derart starke Brennweitenbereiche vordringen, z.B. das 50-500er von Sigma. Aber auch hierfür muss man Beträge um die 1.000 € einrechnen. Die dritte Möglichkeit besteht in der Anschaffung eines Spiegelteles zu einem mehr oder weniger akzeptablen Preis. Hier ist man auf eine feste Blende (in der Regel zwischen 5,6 und 8) beschränkt, die Bilddarstellung soll eine ganz „eigene“ sein. Oder es gibt die Möglichkeit Nummer 4, indem man sich an die „Volkshelden“ längst vergangener Zeiten hält.

Ich habe mich aus Kostengründen und zum Hereinschnuppern zur letzten Möglichkeit entschieden und mich nach den Alternativen auf dem Gebrauchtmarkt umgesehen. Hier gibt es zum einen das Pentacon 500/5,6, das für diese Brennweite eine recht ordentliche Lichtstärke hat und auch eine gute Abbildungsleistung haben soll. Der Gebrauchtpreis pendelt sich bei Ebay bis zu 160 € ein. Man liest allerdings in den gängigen Foren von einer starken Serienstreuung – erwischt man kein gut verarbeitetes Modell, ist der Frust gleich vorprogrammiert.

Die Alternative des Pentacon ist das Beroflex MC 500/8, eine Stufe lichtschwächer, nicht ganz die gleiche Abbildungsleistung, aber auch erheblich günstiger zu bekommen. Der Gebrauchtpreis bei Ebay pendelt um 40 €. Ein Wort noch zum Kauf eines Beroflex: will man das Original – auch liebevoll Wundertüte - haben, muss man auf den Filterdurchmesser achten, dieser liegt beim Original bei 72 mm. Diejenigen mit 67 mm Filterdurchmesser nennen sich zwar auch Beroflex, sind aber von Fremdherstellern produziert und nicht die echte Wundertüte. Die Abbildungsleistung kann hierbei nochmal schlechter sein.
Meines hat mich mit Lederköcher und Stativschelle (diese sollte unbedingt dabei sein, siehe im Folgenden) keine 25 € bei Ebay gekostet.



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zuletzt bearbeitet 28.12.2008 05:35 | nach oben springen

#2

RE: Beroflex MC 500/8

in Erfahrungsberichte 28.12.2008 05:35
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

Vorweg eine kurze, aber eindringliche Warnung
Denjenigen Fotografen, die noch recht unerfahren sind, sei hier die eindringliche Warnung mitgegeben, niemals mit einem Objektiv dieser Brennweite (gefährlich können ab 100 mm Brennweite sein) in die Sonne zu schauen. Hierbei kann es unter Umständen durch die verbauten Glaslinsen zu Verbrennungen auf der Netzhaut kommen.




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#3

RE: Beroflex MC 500/8

in Erfahrungsberichte 28.12.2008 05:36
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

Erster Eindruck und Mechanik
Das Beroflex MC 500/8 kommt für ein Objektiv dieser Größe – immerhin 72 mm Filterdurchmesser und eine Länge von 414 mm - mit 796 Gramm sehr leicht daher. Zudem fällt bei der ersten Untersuchung auf, dass man das Objektiv an 2 Stellen auseinanderschrauben kann. Hierdurch kann ein verunreinigtes Teil von innen gereinigt werden, genauso schnell besteht aber auch die Gefahr, sich ungewollt Staub im Gehäuse einzuschließen.

Das Beroflex hat einen T2-Anschluss, man benötigt also entsprechende Adapter, um es an M42- oder EOS-Kameras zu verwenden. Einen T2-auf-M42-Adapter habe ich mir von Dörr besorgt, einenT2-auf-Canon-EOS-Adapter von Hama. Beides funktioniert sehr gut.

Zudem fällt sofort der gewaltige Fokussierbereich auf, der sich von 12 bis 200 Metern Entfernung erstreckt. Es ist also nicht ausreichend, bei mehr oder minder stark entfernten Motiven einfach auf unendlich zu drehen. Der Fokussierring lässt sich ohne Widerstand und leichtgängig drehen, eine Skalierung ist auch für den Infraroteinsatz vorhanden. Das korrekte Fokussieren ist jedoch alles andere als einfach, insbesondere für diejenigen, die den manuellen Fokus nicht gewohnt sind. Denn im relativ kleinen Sucher einer (digitalen) Spiegelreflexkamera im Kleinbild- oder gar APS-Sensor-System ist es nicht ohne, den exakten Schärfepunkt auch zu treffen. Hier benötigt man auf jeden Fall Geduld, daher eignet sich dieses Objektiv kaum für schnell bewegte Motive, die näher als 200 Meter entfernt sind.

Beim Fokussieren von der nahesten auf die weiterste Einstellung dreht sich die Frontlinse um eine dreiviertel Umdrehung, so dass sich ein Polfiltereinsatz nur mäßig empfiehlt.

Neben dem Fokussierring gibt es an dieser Festbrennweite zwei weitere Ringe – einmal der Blendenring, mit dem sich ganze Blendenstufen zwischen 8 und 22 einstellen lassen, und ein weiterer Ring, mit dem sich die Blende dann auch tatsächlich schließen lässt. Wählt man z.B. Blende 16 vor, behält das Sucherbild zunächst seine volle Helligkeit, um die Schärfeeinstellung zu ermöglichen. Erst wenn man an diesem Ring die Blende zudreht, wird der Lichtabfall deutlich.

Unbedingt sollte man beim Kauf darauf achten, dass auch die Stativschelle vorhanden ist. Sie ist zwar zunächst ein kleines Ärgernis, da sie relativ locker sitzt – ich musste bei meiner an der Innenseite Moosgummi anbringen und die Halteschraube richtig fest anknallen, damit das Objektiv wackelfrei in der Schelle sitzt. Allerdings erreicht man mit einem so lichtschwachen Objektiv sehr schnell Verschlusszeiten, für die unbedingt ein Stativ erforderlich ist, will man verwacklungsfreie Bilder haben. Bei bewegten oder teils im Schatten befindlichen Motiven (so z.B. Vögel in der freien Natur oder Tiere im Zoo) wird ein Einsatz von weniger als 400 ASA (egal ob bei Filmmaterial oder bei digitaler Nutzung) schnell sinnlos.




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#4

RE: Beroflex MC 500/8

in Erfahrungsberichte 28.12.2008 05:40
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

Die optische Leistung
Ich habe eingangs die verschiedenen Alternativen verglichen, sich in derartigen Brennweitenbereichen zu bewegen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass sich mit so einem Objektiv keine Abbildungsleistungen eines guten Autofokus-Zoomobjektives oder gar einer Festbrennweite – Canon baut sie in dieser Brennweitenstärke ausschließlich in der Profireihe – messen kann. Darauf wollte ich auch nicht hinaus, meine Eingangsworte waren ausschließlich auf die rein finanzielle Seite gerichtet. Man muss das Ganze aber fairerweise auch in einer gewissen Relation sehen: wo das Canon EF 500/4 L USM IS nur bereits 5.700 € kostet und gewaltiges leistet, kann man bei einem Kosteneinsatz um die 40-50 € nur geringeres erwarten. Hierfür ist die Abbildungsleistung aber mal gar nicht so schlecht.

Viel hängt hier von der Fähigkeit des Fotografen ab, beim Fokussieren exakt den Schärfepunkt zu treffen. Im Anhang habe ich zwei Testreihen eingefügt, um die Schärfe- und Kontrastdarstellung darzustellen. Das Objektiv zeichnet am schärfsten bei einer Stufe Abblendung, die Nutzung der Blendenstufen 16 und 22 empfiehlt sich bei Tage nicht weiter, da hier ein drastischer Abfall von Schärfe- und Kontrastleistung zu beobachten ist. Im direkten Vergleich ist die Abbildungsleistung bei Blende 16 sogar deutlich schlechter als die bei Blende 8 und damit Offenblende. Mir stand bei den Testaufnahmen leider keine für dieses Objektiv geeignete Streulichtblende zur Verfügung – ohne diese wird schnell deutlich, dass das Beroflex MC 500/8 bei beiden Testreihen, besonders bei der Aufnahme des Daches mit dem Schornstein, bei den Blendenstufen 16 und 22 empfindlich auf Streulicht reagiert, schnell sind unliebsame Sonnenflecken im Bild.

Je nach Lichtsituation und Lichtrichtung hat man es bei Offenblende und einer 100%-Vergrößerung der Aufnahme mit einer deutlich zu sehenden chromatischen Abberation zu tun. Diese reduziert sich bei Abblendung um eine Stufe, bei Abblendung um 2 Stufen oder voller Abblendung spielt diese keine Rolle mehr.

Nachts sah es zuletzt ein wenig anders aus. Bei der teilweisen Mondfinsternis am 16.08.2008 ging das beste Foto aus einer Reihe von Aufnahmen auf Blende 16 zurück. Ob dies nur ein Zufall war, kann ich nicht ausreichend klären. Ich denke, auch hier wird man mit einer gewissen Übung die besten Ergebnisse eher bei Blende 11 erreichen.

Daher lautet meine Empfehlung für dieses Objektiv, es überwiegend bei Blende 11 einzusetzen. Dann lassen sich mit etwas Eingewöhnung sehr ordentliche Ergebnisse damit erzielen.

Angefügte Bilder:
Bildbeispiel_01.jpg
Bildbeispiel_01_klein.jpg
Bildbeispiel_02.jpg
Bildbeispiel_02_klein.jpg
IMG_7837_hp.jpg



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#5

RE: Beroflex MC 500/8

in Erfahrungsberichte 28.12.2008 05:42
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

Fazit
Man muss das Ganze in einer gewissen, fairen Relation sehen. Das Beroflex MC 500/8 war zu der Zeit, als es auf dem Markt erhältlich war, mit Sicherheit nicht die Nummer 1 in diesem Brennweitensegment. Heutzutage sollte es sich mit keinem vergleichbaren Autofokus-Objektiv messen können.

Zwischen dem Gebrauchtpreis des Beroflex und einem vergleichbar brennweitenstarken Autofokus-Objektiv liegen aber auch Welten, für eine vergleichbare Canon-EF-Festbrennweite bezahlt man mehr als das 100fache. Daher sollte man meiner Meinung nach auch die Abbildungsleistung in einem gewissen Verhältnis betrachten. Und hier ist es gar nicht mal so schlecht für ein so günstig zu habendes Objektiv. Mit Sicherheit ist die Wundertüte nicht der Weisheit letzter Schuss, kann aber denjenigen Fotografen empfohlen werden, die erstmal in ein solches Brennweitensegment hereinschnuppern wollen oder sich einfach kein entsprechendes Autofokus-Objektiv leisten können – oder sich auf diesem Wege während der langen Zeit des Ansparens beschäftigen wollen.




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#6

RE: Beroflex MC 500/8

in Erfahrungsberichte 28.12.2008 05:46
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

P.S.

Hier noch die Originalbilder in verkleinerter Form, denen ich die 100%-Bildausschnitte entnommen habe.

Angefügte Bilder:
IMG_9023_hp.jpg
IMG_9031_hp.jpg



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#7

RE: Beroflex MC 500/8

in Erfahrungsberichte 18.02.2009 09:19
von uthaburn • Mitglied | 1.631 Beiträge

Hallo Sven,

interessanter Bericht, ich habe das Beroflex 8/500 MC früher an meiner Contax gehabt. Es ist vom Gewicht sehr leicht für seine beeindruckende Länge, jedoch gut Verarbeitet. Die Abbildungsleistung ist nicht die schlechteste, insbesondere wenn man abblendet, dann weisst das Beroflex sogar sehr gute Eigenschaften aus. Ich hatte mir das Beroflex auch damals aus preislichen Aspekten gekauft und würde es wieder tun, insbesondere weil man ein 500mm Objektiv ja auch nicht jeden Tag im Einsatz hat.

Grüße
Frank


alles was Klack macht !!

http://home.fotocommunity.de/rolleiflex/index.php?id=1353326


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#8

RE: Beroflex MC 500/8

in Erfahrungsberichte 20.02.2009 03:12
von TTL (gelöscht)
avatar


Stimme Sven zu.
Auch ich habe es versucht.

http://www.hobbyphoto-forum.de/topic-thr...message=9934827



Schönes Wochenende






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#9

RE: Beroflex MC 500/8

in Erfahrungsberichte 13.08.2009 03:31
von Fidibum • Mitglied | 118 Beiträge

... ist wirklich ein sehr gutes Objektiv, sofern man das Preis-Leistungsverhältnis betrachtet. Ich habe früher gerne mit dem Beroflex fotografiert, teilweise sogare verbunden mit einem 2fach-Konverter und selbst das war noch im Ergebnis gut!


Gruß
Fidibum


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