Hanimex 35EE mit Hanimar 55/1,7
in Erfahrungsberichte 05.08.2008 20:10von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Im Mai 2008 bekam ich eine Hanimex 35 EE Spiegelreflexkamera zusammen mit dem Objektiv, einem Hanimar 55/1,7 geschenkt. Der Besitzer hatte die Kamera seit Jahren nicht benutzt, war der Meinung dass mittlerweile die Abdichtungen nicht mehr funktionierten und hätte sie weggeschmissen, wenn ich sie nicht gerettet hätte. Wie sich schnell herausstellte, hat er sich hierbei geirrt, das Gerät tut weiter stoisch seine Arbeit, auch ist kein Lichteinbruch vorhanden.
Diese Hanimex ist eine Kleinbild-Spiegelreflexkamera aus dem M42-System. Recherchen im Internet stellten sich als schwierig heraus, gab es doch nur wenige Informationen zu dieser Kamera. Die Firma Hanimex war offensichtlich eine australische Import-/Exportfirma, die selber nie eigene Kameras produziert, sondern nur fremde Erzeugnisse umgelabelt hat. haben. Und so führten meine Recherchen zu zwei kuriosen Ergebnissen: erstens wurde unter der Modellbezeichnung „Hanimex 35EE“ sowohl diese Spiegelreflexkamera als auch eine Kleinbildkompaktkamera, die in Konkurrenz zu den Minox 35-Modellen stand, verkauft. Und zweitens scheint die Kamera einer Chinon CE-II sehr ähnlich zu sein, das Aussehen ist nahezu identisch, sogar das ineinander verschlungene Atomsymbol der Chinon prangt auf der Hanimex. Nichtsdestotrotz kann man sich nicht endgültig sicher sein, ist es auch nicht ausgeschlossen, dass es sich bei der Hanimex vielleicht um eine Cosina oder eine Praktica handelt – laut Wikipedia.de wurden hauptsächlich Praktica’s über den Namen Hanimex vertrieben. Folglich ist auch das Objektiv, das Hanimar 55/1,7, ein umgelabeltes Objektiv eines Fremdherstellers. Gebaut wurde diese Kamera vermutlich Ende der 70er / Anfang der 80er, da aber das genaue Modell nicht bestimmbar ist, lässt sich das Herstellungsjahr nicht genau ermitteln.
Die Hanimex 35 EE verfügt wie bereits erwähnt über ein M42-Schraubgewinde. M42-Kameras werden heute nur noch von Liebhabern verwendet oder von Sammlern in Vitrinen ausgestellt, jedoch bietet der Gebrauchtmarkt eine Fülle an hervorragenden und doch spottgünstigen Objektiven, sodass dieses Segment für jeden Einsteiger in die analoge Fotografie nicht uninteressant sein dürfte.
Der elektronisch gesteuerte Metallverschluss ist zwischen 1/2000 und 2 Sekunden Verschlusszeit stufenlos einstellbar, für längere Verschlusszeiten gibt es die B-Funktion, die Blitzsynchronisationszeit wurde mit 1/100 Sekunde vorgegeben. Der eingebaute Belichtungsmesser Silikon-Zellen arbeitet zuverlässig mittels Skalen-Anzeige im Sucher, da als Stromquelle eine 2CR-Lithiumbatterie mit 6 Volt dient und diese auch heute noch erhältlich ist, muss man sich hierüber keine Sorgen machen. Der Belichtungsmesser ist für alle Filme zwischen ASA 25 und ASA 3200 ausgelegt und bietet zudem die Möglichkeit der Belichtungskorrektur, zudem ist die Möglichkeit von Doppel- / Mehrfachbelichtungen eingebaut. Zudem ist der Verschluss mit der ausschaltbaren Belichtungsautomatik bei Blendenvorwahl gekuppelt.
Die Hanimex ist mit 14,7 cm (Breite) x 5,2 cm (Tiefe ohne Objektiv) x 9,2 cm (Höhe) kein Kleinod mehr und damit deutlich größer und mit 770 Gramm ohne bzw. 994 Gramm mit Objektiv deutlich schwerer als z.B. die Petri MF-2. Dafür sieht sie mit ihrem Metallgehäuse und dem Kunstlederbezug sehr hübsch aus, sie liegt satt in der Hand, man hat jederzeit eine hervorragende Kontrolle über die Kamera. Alle Bedienungselemente sind da, wo man sie vermutet, und lassen sich intuitiv bedienen. Der Schnellspannhebel führt den Transport sauber durch, der Auslöser ist mit einem Schalter gekoppelt, der die Stromzufuhr einschaltet – ohne vorheriges Einschalten des Belichtungsmessers wird der Auslöser blockiert. Der Sucher ist sehr hell, dank eingebauter Fresnel-Linse und Micropirscmen-Scharfeinstellung ist es leicht, die Schärfe exakt zu treffen. Hat man am Objektiv über einen entsprechenden Wahlschalter von manuell auf Zeitautomatik und an der Kamera das Verschlusszeitenrad auf Auto gestellt, lässt sich die Zeitautomatik nutzen, so dass nur noch die Blende vorgewählt werden muss. Diese Funktion erlaubt schnelle Schnappschüsse, jedoch habe ich sie noch nicht eingesetzt, da mir das manuelle Fotografieren zu viel Spaß macht.
Das Hanimar 55/1,7 zeichnet schon bei Offenblende ordentlich scharf, abgeblendet ist die Schärfe und Brillanz hervorragend. Das Bokeh bei großer Blende ist sehr angenehm, der Schärfeverlauf gut zu kontrollieren, bei großer Blende – insbesondere natürlich bei Blende 1,7 – ist der Tiefenschärfebereich natürlich sehr gering. Hierdurch lassen sich Motive aber ausgezeichnet gegen den Hintergrund freistellen. Die Einstellringe für den Fokus und die Blenden sind leichtgängig und laufen flüssig, ohne jedoch wackelig oder mit Spiel zu sein.
Fazit:
Im digitalen Zeitalter ist eine derart alte Kleinbild-Spiegelreflexkamera nur noch für Liebhaber interessant, aber es gibt sie noch, die Anwender des M42-Systems. Auch wenn nicht klar ist, welcher Hersteller letztlich hinter dem Namen Hanimex steckt, so ist die Hanimex 35EE doch eine robuste, sehr wertige und gut ausgestattete Kamera. Sie ist ideal für jeden, der sein M42-System erweitern oder einen günstigen und guten Einstieg in die analoge Fotografie finden will. Das Fotografieren mit ihr macht viel Spaß, die Bildergebnisse sind sehr gut bis hervorragend. Ich kann dieses alte Schätzchen daher nur empfehlen.
-----------------------------------------------
Meine Homepage: http://www.glamorous-pictures.de - Galerie, Erfahrungsberichte, Tutorials und Fotoliteratur
Meine Handwerkszeuge: EOS 5D, EOS 5D MK II, EF 24-105/4 L IS USM, EF 70-200/2.8 L USM, EF 50/1.8 II, Cosina AF 19-35/3.5-4.5 Digital, Sigma 12-24 F4.5-5.6 II DG HSM; Canon PowerShot SX50 HS; Yongnuo YN-568 EX II, YN-622C; Panasonic Lumix DMC-G6, Lumix Vario 14-42/3.5-5.6 asph./Mega O.I.S., LUMIX G VARIO 45-150mm / F4.0-5.6 ASPH MEGA O.I.S.
RE: Hanimex 35EE mit Hanimar 55/1,7
in Erfahrungsberichte 06.08.2008 04:02von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge
Ich tippe darauf, daß die Kamera von Chinon stammt. Chinon hat für viele Firmen produziert unter anderem auch für Foto Quelle unter dem Markennamen Revue. Chinon war sehr innovativ und hat als erste Firma meines Wissens eine Zeitautomatik bei M42 realisiert ohne besondere Anschlüsse, indem sie statt der langsamen Cds- die schnellen Silizium-Zellen eingesetzt haben. Die Belichtung wurde während des Auslösens nach Schließen der Blende gemessen. Die Abblendtaste wurde nur benötigt, wenn man sich die Belichtungszeit vorher ansehen wollte. Die Chinon CE-II memotron war die erste Kamera mit dieser Technik. Auch darüber hinaus hatte sie ein paar Goodies wie Mehrfachbelichtungsschalter, eingebautem Okularverschluß usw. Die letzte M42-Kamera von Chinon war die CE-3, die weitgehend der CE-II entsprach aber kompakter war, und zu der es einen Winder gab mit Intervall- und Timerfunktion (auch ein Novum). Die Revue AC1 entspricht der CE-3, ist aber nicht 100% baugleich (ich habe beide). Die Chinon kommt mir wertiger vor. Kann ja sein, daß die unter eigenem Namen etwas teurer produziert und verkauft haben. Meine Werkstatt hat mir die CE-3 letztes jahr noch repariert und gewartet, weil das "eine gute Kamera ist, bei der sich das noch lohnt". Zu einer Yashica FR (mit Contax Bajonett) war der Kommentar ganz anders und er hat von einer Reparatur abgeraten.
Gruß
Jochen
Gruß
Jochen
------
analog: Olympus OM-2 und OM-4, Kodak Retina IIIC, IIIS und Retina Reflex S; digital: Pansonic Lumix GH3 und GF6
meine Galerie http://www.pbase.com/buschkoeln
meine HP http://jochen-b.de/
RE: Hanimex 35EE mit Hanimar 55/1,7
in Erfahrungsberichte 06.08.2008 05:35von Brom • Mitglied | 490 Beiträge
Zitat von Grisu
sogar das ineinander verschlungene Atomsymbol der Chinon prangt auf der Hanimex
Das war glaube ich das Zeichen für den elektronischen Verschluss.Hatten andere Hersteller auch.
Praktica als Hersteller halte ich auch für unwahrscheinlich,obwohl es einige Prakticas als Hanimex gab.
So wurde sogar die Pentacon Six als "Hanimex Praktica 66" nach Australien gebracht.
Insgesamt hast Du da eine prima Kamera,die Ausstattung ist gut,und lässt auf eine relativ späte Produktion schließen
(Automatik,Silikon-Beli,Batterietyp,1/2000 sec ....)
Zitat von BromZitat von andreas
Wobei ich im Deutschen eher an Aquarium und Badezimmer denke wenn ich SiliKon höre.
Ja eben,daher auch das Beispiel mit dem Silicon Valley.Das erklärt sich auch erst in der Übersetzung so richtig.
Silikon (engl.: silicone) ist nicht zu verwechseln mit dem Silikonbestandteil Silicium (engl.: silicon). Die im Englischen ähnliche Schreibweise führt oft zu falschen Übersetzungen, es handelt sich hierbei um einen sogenannten Falschen Freund.
siehe auch: http://www.kunststoff-techniker.de/Silicon.pdf
Gerade gefunden.
Gruß
Andreas
______________________________________________________________________________
das hobbyphoto-forum ist seit dem 14.01.2006 online
flickr online | Forenuser - Die Foren Suchmaschine | Bilder verkleinern | Bilder hochladen
Besucher
0 Mitglieder und 74 Gäste sind Online |
Forum Statistiken
Das Forum hat 13099
Themen
und
131153
Beiträge.
|
Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |