Petri MF-2 mit Petri 50/1,8
in Erfahrungsberichte 05.08.2008 20:09von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Im Mai 2008 bekam ich eine Petri MF-2 Spiegelreflexkamera zusammen mit dem Objektiv, einem Petri 50/1,8 geschenkt. Der Besitzer hatte die Kamera seit Jahren nicht benutzt, war der Meinung dass mittlerweile die Abdichtungen nicht mehr funktionierten und hätte sie weggeschmissen, wenn ich sie nicht gerettet hätte. Wie sich schnell herausstellte, hat er sich hierbei geirrt, das Gerät tut weiter stoisch seine Arbeit, auch ist kein Lichteinbruch vorhanden.
Diese Petri ist eine Kleinbild-Spiegelreflexkamera aus dem M42-System. Hinter der Firma Petri verbirgt sich ein japanischer Hersteller, der seit 1907 unter anderem Kameras herstellte. In den 1960ern wurde die Firma bekannt, da sie Technik, die mit Nikon-Kameras vergleichbar waren, zum halben Preis anbot. 1977 ging die Firma bankrott, arbeitete aber noch einige Jahre weiter. Eine der letzten gelistete Kameras vor dem Bankrott war die MF-1, daher lässt sich bei der MF-2 nur abschätzen, dass sie ca. um 1980 gebaut wurde.
Die Petri MF-2 verfügt wie bereits erwähnt über ein M42-Schraubgewinde. M42-Kameras werden heute nur noch von Liebhabern verwendet oder von Sammlern in Vitrinen ausgestellt, jedoch bietet der Gebrauchtmarkt eine Fülle an hervorragenden und doch spottgünstigen Objektiven, sodass dieses Segment für jeden Einsteiger in die analoge Fotografie nicht uninteressant sein dürfte.
Der magnetisch gesteuerte Stoff-Schlitzverschluss ist zwischen 1/1000 und 4 Sekunden Verschlusszeit stufenlos einstellbar, für beliebig lange Verschlusszeiten gibt es die B-Funktion, die Blitzsynchronisationszeit wurde mit 1/60 Sekunde vorgegeben. Wenn keine Batterien eingelegt sind, arbeitet die Petri im „M“-Modus mit einer Notverschlusszeit von 1/50 Sekunde. Der eingebaute Belichtungsmesser arbeitet zuverlässig, ist aber recht einfach ausgelegt. Mittels LED-Anzeige im Sucher zeigt er an, wann unter- bzw. überbelichtet ist und wann die korrekte Verschlusszeiten- / Blendenkombination gewählt wurde. Eine Skala, auf der sich bei vorgegebener Blende die Verschlusszeit ablesen lässt, gibt es nicht. Der Belichtungsmesser benötigt zur Arbeit 2 Knopfzellen á 1,5 Volt, die es von Duracell unter der Bezeichnung 357/303 und von Varta als V357 gibt. Es können alle Filme zwischen ASA 25 und ASA 3200 eingesetzt werden, es besteht aber keine weitere Belichtungskorrekturmöglichkeit, außer man gleicht diese manuell mit dem Belichtungsmesser ab. Insgesamt ist die Petri MF-2 eine eher einfach ausgestattete Kamera, man hat alles, was man zum Fotografieren haben muss, aber mehr auch nicht. Entsprechend wird sich wohl auch Anfang der 1980er der Preis für die Petri eingependelt haben.
Die Petri ist mit 13,6 cm (Breite) x 4,8 cm (Tiefe ohne Objektiv) x 8,4 cm (Höhe) deutlich kleiner und mit 512 Gramm ohne bzw. 676 Gramm mit Objektiv deutlich leichter als z.B. die Hanimex 35 EE SLR. Dafür sieht sie mit ihrem Kunstlederbezug zwar sehr hübsch aus, das Gehäuse aus Metall- / Kunststoffmix dürfte jedoch deutlich weniger robust sein als z.B. das der Hanimex. Die Petri MF-2 liegt trotzdem satt in der Hand, man hat jederzeit eine sehr gute Kontrolle. Die wenigen Bedienungselemente sind da, wo man sie vermutet, der eingebaute Selbstauslöser ist bei meinem Modell leider defekt. Der Schnellspannhebel führt den Transport sauber durch, der Auslöser arbeitet in zwei Schritten: der erste Druck aktiviert den Belichtungsmesser und schließt mit einem deutlich vernehmbaren „Klong“ die Blende, beim zweiten Druck wird die Aufnahme gemacht. Der Sucher ist sehr hell, die Scharfeinstellung funktioniert per Schnittbildentfernungsmesser mit Mikroprismenring – da ich sie noch nicht ganz gewohnt bin, fällt mir das Scharfstellen jedoch etwas schwieriger als mit der Hanimex.
Eine Sache fiel mir jüngst auf, als ich meinen neu erworbenen Drahtauslöser getestet habe – während der an meiner Rolleicord Ia und an der Hanimex 35EE hervorragend funktionierte, ist er bei der Petri MF-2 zwar einschraub-, aber nicht einsetzbar – die beim Drahtauslöser herausgedrückte Stange ist zu dick für das im Auslöser gebohrte Loch, somit kann die Kamera nicht ausgelöst werden. Damit muss also ein besonders dünner Drahtauslöser eingesetzt werden, ob ein solcher auf dem Markt (noch) erhältlich ist, kann ich nicht beurteilen – für mich heißt dass, dass mich die Petri bei Nachtaufnahmen nicht begleiten wird.
Das Petri 50/1,8 zeichnet schon bei Offenblende ordentlich scharf, abgeblendet ist die Schärfe und Brillanz hervorragend – bei einem Objektiv dieser Preisklasse ist das erstaunlich. Das Bokeh bei großer Blende ist angenehm, der Schärfeverlauf gut zu kontrollieren, bei großer Blende – insbesondere natürlich bei Blende 1,8 – ist der Tiefenschärfebereich natürlich sehr gering. Hierdurch lassen sich Motive aber ausgezeichnet gegen den Hintergrund freistellen. Die Einstellringe für den Fokus und die Blenden sind leichtgängig und laufen flüssig, ohne jedoch wackelig oder mit Spiel zu sein. Das Objektiv hat zudem Markierungen für den Einsatz von IR-Filmen.
Fazit:
Im digitalen Zeitalter ist eine derart alte Kleinbild-Spiegelreflexkamera nur noch für Liebhaber interessant, aber es gibt sie noch, die Anwender des M42-Systems. Die Firma Petri hatte bis zu ihrem Bankrott eine lange Tradition und versuchte offensichtlich, über relativ günstige Kameras Käufer zu gewinnen. So wird auch der ehemalige Verkaufspreis der Petri MF-2 deutlich unter denen der Hanimex 35EE und ähnlichen Kameras gelegen haben. Die Ausstattung ist im Vergleich zur Vorgenannten puristischer, das Gehäuse macht einen wertigen, aber weniger robusten Eindruck. Letztlich funktioniert die Kamera jedoch hervorragend, bietet alles, was man zum Fotografieren unbedingt braucht und hat zudem noch ein einwandfreies Objektiv. Daher kann ich auch die Petri MF-2 jedem empfehlen, der auf dem Gebrauchtmarkt eine M42-Kamera sucht, um sein System zu ergänzen oder in die analoge Kleinbildfotografie einzusteigen.
Hinweis
Unter diesem Link (http://www.glamorous-pictures.de/petrimf2.html) findet sich unter dem Testbericht eine deutsche Bedienungsanleitung zum Download.
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RE: Petri MF-2 mit Petri 50/1,8
in Erfahrungsberichte 05.08.2008 21:34von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge
In Antwort auf:
eine Fülle an hervorragenden und doch spottgünstigen Objektiven
Da muß ich Dir in zweifacher Hinsicht wiedersprechen. Wirklich gute M42er Objektive gibt es nicht so viele (Zeiss/Rollei, Mamiya, Pentax, Zeiss Jena nur vereinzelt je nach Produktionsjahr) und die erzielen auch Preise, die einen erheblichen Nostalgiker- bzw. M42-Fanzuschlag enthalten. Spottbillig sind die M42er nur selten im Gegensatz zu Minolta und Canon. Nikkore, Canon FD und Minolta ML sind deutlich billiger und oft besser besonders im lichtstarken Bereich.
Gruß
Jochen
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Jochen
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RE: Petri MF-2 mit Petri 50/1,8
in Erfahrungsberichte 06.08.2008 01:19von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Zitat von bilderknipserIn Antwort auf:
eine Fülle an hervorragenden und doch spottgünstigen Objektiven
Da muß ich Dir in zweifacher Hinsicht wiedersprechen. Wirklich gute M42er Objektive gibt es nicht so viele (Zeiss/Rollei, Mamiya, Pentax, Zeiss Jena nur vereinzelt je nach Produktionsjahr) und die erzielen auch Preise, die einen erheblichen Nostalgiker- bzw. M42-Fanzuschlag enthalten. Spottbillig sind die M42er nur selten im Gegensatz zu Minolta und Canon. Nikkore, Canon FD und Minolta ML sind deutlich billiger und oft besser besonders im lichtstarken Bereich.
Gruß
Jochen
Hm... dan war das wohl eine Fehleinschätzung . Wieder was dazu gelernt.
Gruß
Sven
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RE: Petri MF-2 mit Petri 50/1,8
in Erfahrungsberichte 06.08.2008 02:47von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge
Das ist ein Gerücht, das sich hartnäckig hält. Grundsätzlich habe ich sowieso wenig Verständnis für den Trend zu sem alten Kram, der hier im Forum ja noch relativ gering ist. Da mußt du mal in der Fotocommunity lesen, wieviel begeisterte Exa I user dort um die Gänge sind. Die Kamera ist so ziemlich das billigste, das es als SLR gibt. Aufgrund der Verschlußkonstruktion (der Spiegel ist der Verschluß) ist nicht nur ein sehr eingeschränkter Zeitenbereich vorhanden, sondern es ist auch keine wirklich gleichmäßige Belichtung über die ganze Fläche möglich. Natürlich sind auch die anderen Elemente der kamera auf keinem höheren Niveau und die zugehörigen Objektive auch nicht. Wozu auch? Klar ist die Kamera solide und schwer wie alle Kameras aus der Zeit, weil die alle vollständige Metallkonstruktionen waren. Man darf auch nicht vergessen, daß ein damaliger CT18 (50 ASA) körniger und unschärfer war als es heute ein auf 1600 ASA gepushter Provia 400X ist. Es war also für den Amateurmarkt garnicht nötig besonders hochwertige Objektivkonstruktionen zu rechnen. Natürlich gab es die auch. Die aktuelleren MF-Objektive der "großen" Marken haben da schon einen anderen Anspruch und auch einen ganz anderen Preis gehabt. Der Unterschied hat sich heute verwischt und für einige Anschlüsse (die nicht mehr mit den AF- und Digi-Bodies kompatibel sind) teilweise sogar in's Gegenteil verkehrt.
Gruß
Jochen
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RE: Petri MF-2 mit Petri 50/1,8
in Erfahrungsberichte 06.08.2008 06:39von schmicki • Mitglied | 530 Beiträge
Hallo,
M42 Objektive hole ich mir nur von Pentax, aus 2 Gründen. Die anderen kenne ich nicht so gut, und die Pentax Objektive für M42 sind durchweg gut da sie schon eine richtig gute Vergütung haben. Auf dem Usertreffen hatte ich ja meine Spotmatik dabei, und das 50'er von Pentax. Für ein paar Bilder hatte ich auch das Tokina 80-200 drauf gehabt. Der Unterschied war sofort zu sehen. Die Schärfe ging noch, aber bei den Farben und dem Kontrast konnte es nicht mithalten. Aus diesem Grund werde ich es auch verkaufen. Genauso die 2 Revueteile. Die sind komplett aus Plastik, und billig gemacht, und genauso werden die Bilder. Die Pentax M42 Objektive aus den letzten Baureihen, die mit der Pentax Spotmatic F auch bei Offenblende dei Belichtung messen können, und nicht die Arbeitsblende benutzen müssen, wirst du nicht sehr billig kriegen. Aber sie sind es auch wert.
Gruß
Thomas
Man muß gegen den Strom schwimmen, um die Quelle zu erreichen
RE: Petri MF-2 mit Petri 50/1,8
in Erfahrungsberichte 24.02.2009 03:02von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Hallo,
wie ich jetzt leider feststellen musste, ist die Petri nur noch für die Vitrine geeignet - schade !! Bereits beim Usertreffen in Hessen hat sie mich im Stich gelassen, wie ich jetzt aber weiß nicht deshalb, weil ich den Film falsch eingelegt habe. Der Filmtransporthebel hat nicht mehr genug "Kraft", um die Filmspule im Inneren zu bewegen, sobald ein Film zu ziehen ist. Ich hab heute mit einem frisch eingelegten Film mal ein paarmal gespannt und ausgelöst, mir ist aber sofort aufgefallen, dass sich die Rädchen für das Filmrückspulen nicht bewegt hat. Als ich dann die Rückwand öffnete und erneut spannte, war sofort klar, dass der Film innen nicht weiter transportiert wird.
Da sich eine Reparatur wohl nicht lohnen dürfte (man bekommt die Petri schon um 10 € bei Ebay mit Objektiv), bleibt ihr jetzt nur noch, in der Vitrine eine gute Figur zu machen ...
Ciao Sven
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RE: Petri MF-2 mit Petri 50/1,8
in Erfahrungsberichte 25.02.2009 06:14von Frank • Mitglied | 208 Beiträge
Hallo Sven!
Auch ich habe vor einiger Zeit so eine Petri Kamera geschenkt bekommen. Allerdings hat die einen Bajonettverschluss, von dem ich bis heute nicht weiß, welcher das ist. Ich habe mal irgendwas gelesen, daß es ein Pentax-Verschluß sein soll aber????
Viele Grüße,
Frank
Hier noch ein Bild von dem guten Stück
RE: Petri MF-2 mit Petri 50/1,8
in Erfahrungsberichte 26.02.2009 09:12von uthaburn • Mitglied | 1.631 Beiträge
Hallo,
ich glaub es ja nicht, eine alte Petri. Ein rares Teil mittlerweile, ich glaube zu wissen das die Petrimodelle damals über Foto Porst vertrieben worden sind, leider gibt es die Kette Porst sowie die Petrimodelle nicht mehr.
Eine Spiegelreflex, des "kleinen Mannes" die damals zum Kampfpreis angeboten wurde, toppen konnte man die Kamera, mit hochwertigen Pentaxobjektiven, von denen war das Bajonett in Lizens nachgebaut worden.
Die Petri hatte den Stand der Praktika, was ihr Stellung unter den Reflexen anging, leider war, wie ich mich erinnern kann die Qualität und die Technik nicht so dolle und irgendwann war schluss.
Trotzdem ein schönes Sammlerstück.
Ein kleiner Link: http://www.schneeschuppen.de/index/index.html
Grüße
Frank
alles was Klack macht !!
http://home.fotocommunity.de/rolleiflex/index.php?id=1353326
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