"Kleiner Studioguide" - Teil 3: Durchführung - das Model
"Kleiner Studioguide" - Teil 3: Durchführung - das Model
in Studiopraxis/Anleitungen 29.04.2007 18:01von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Kleiner Studioguide - Teil 3: Durchführung - Das Model
Hier das Programm zum Teil 3 des Studio-Guides:
3.1 Auswahl des Models
3.2 Umgang mit dem Model
3.3 gezielte Stressvermeidung vor und beim Shooting
3.4 Körpersprache / Körperhaltung
Bevor ich beginne, auch hier wieder meine Bitte:
Ihr könnt anhand des Inhaltsverzeichnisses erkennen, wo ich grade bin. Da ich für dieses Programm wieder eine ganze Weile benötigte, möchte ich Euch bitten, zwischendurch keine Kommentare, Fragen oder ähnliches einzuwerfen. Wenn ich am Ende angelagt bin, schreib ich kurz sowas wie "das war's zu diesem Thema". Dann könnt ihr Fragen stellen oder diskutieren. So bleibt gewährleistet, dass der "Lehrtext" in Einem durchgängig ist. Danke für das Verständnis.
Gruß
Sven
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Meine Handwerkszeuge: EOS 5D, EOS 5D MK II, EF 24-105/4 L IS USM, EF 70-200/2.8 L USM, EF 50/1.8 II, Cosina AF 19-35/3.5-4.5 Digital, Sigma 12-24 F4.5-5.6 II DG HSM; Canon PowerShot SX50 HS; Yongnuo YN-568 EX II, YN-622C; Panasonic Lumix DMC-G6, Lumix Vario 14-42/3.5-5.6 asph./Mega O.I.S., LUMIX G VARIO 45-150mm / F4.0-5.6 ASPH MEGA O.I.S.
RE: "Kleiner Studioguide" - Teil 3: Durchführung - das Model
in Studiopraxis/Anleitungen 29.04.2007 18:06von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
3.1 Auswahl des Models
Soweit vorweg – ein rundum perfektes Model gibt es nicht und wird es nie geben. Jeder Mensch ist in der Summe seiner Eigenschaften, in seiner (erotischen) Ausstrahlung, im Aufbau seiner Figur einzigartig. So kommt es bei international arbeitenden Profimodellen immer wieder vor, dass selbst diese sich in speziellen Bereichen (z.B. im Hand- oder Fußmodelling) von speziellen „Fachmodellen“ doubeln lassen müssen.
Der Amateurfotograf muss sich zunächst also darüber klar werden, was für Eigenschaften er persönlich an einem Model schätzt, und sollte das Model gezielt nach entsprechenden Faktoren aussuchen (und ansprechen /kontaktieren): Gesicht, Haare, Ausstrahlung, lasziver Blick, sinnliche Lippen, knackiger Po, besonders wohlgeformte und lange Beine, geschwungene Kurven, schönes Dekolleté, Temperament, Beweglichkeit für besonders anspruchsvolle Posen, bei männlichen Modellen ein kraftvoller, muskulöser Körper…
Viele professionelle oder semiprofessionelle Models haben mit Sicherheit eine nahezu perfekte Figur, ein sehr hübsches Gesicht und / oder auch ein entsprechendes Können als Model. Aber jeder Fotograf sollte sich selbst die Frage stellen, ob es nicht auch reizvoll oder gar eine Herausforderung sein kann, ein bewusst nicht perfektes Model auszuwählen.
Wichtig sollte noch eines sein. So unterschiedlich die "auf dem Markt auftretenden" Models auch sind, so unterschiedlich sind auch die Geschmäcker und Intentionen der Fotografen. Kein Fotograf sollte meinen, sich für die Auswahl seines Models rechtfertigen zu müssen. Für das Ergebnis selbstverständlich schon .
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RE: "Kleiner Studioguide" - Teil 3: Durchführung - das Model
in Studiopraxis/Anleitungen 29.04.2007 18:14von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Was man als Fotograf niemals vergessen darf ist die Tatsache, dass man in dieser Art der Fotografie nicht mit einem Objekt, sondern mit einem Subjekt, sprich einem oder mehreren Menschen, zusammen arbeitet. Jeder Mensch hat Gefühle, die es zu respektieren gibt - besondere Vorlieben, aber auch Ängste, auf die Rücksicht zu nehmen ist. Daher sollte man sich jederzeit über die Selbstverständlichkeit von ein paar Grundregeln im Umgang mit einem Model klar sein:
- Vertrauensverhältnis vor den Aufnahmen in einer Vorbesprechung schaffen, Bildideen erläutern, Einverständnis des Models einholen
- niemals das Model zu Handlungen, Posen oder Ähnlichem zwingen, die es nicht möchte
- keine Drogen, keinen Alkohol, keinerlei Rauschmittel sonstiger Art verabreichen
- Nachbesprechung durchführen, in dem man auch gezielt die Eindrücke des Models abfragt - hiervon kann man viel lernen !!
- Model loben, nicht offen oder gar bösartig kritisieren – wenn bestimmte Posen o.ä. zu verbessern sind, immer vorsichtige und wohlformulierte Kritik äußern
- das Model vor der Kamera nicht "alleine" lassen, ihm klare Anweisungen geben. Da diese oft schwer zu beschreiben sind, dem Model durch Fotoabzüge / -Ausdrucke oder – immer die bessere Lösung – eigene Skizzen als Vorlagen klar machen, worauf man hinaus möchte
- niemals – insbesondere bei der Aktfotografie – das Model ohne dessen Erlaubnis anfassen. Jeder Mensch hat einen eigenen Distanz-/Schutzbereich. Diesen wenn vermeidbar nie unterschreiten.
- dem Model einen eigenen Bereich einrichten, wo es sich schminken / umziehen kann; bei Aktsessions Bademantel für Pausen / Einstellungen anbieten, damit das Model bekleidet ist
- jedes Model (insbesondere Anfängerinnen / Anfänger) möchten auf den Aufnahmen gut aussehen, viele hungern vor einem Shooting oder essen zumindestens nichts mehr, um einen flachen Bauch zu haben. Daher sollte man immer Schokolade, Obst und Getränke anbieten, um Unterzuckerungen und Kreislaufproblemen vorzubeugen
- bei Außenaufnahmen weitere Person hinzuziehen, die „Schmiere steht“; Location und Zeitraum überlegt auswählen
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RE: "Kleiner Studioguide" - Teil 3: Durchführung - das Model
in Studiopraxis/Anleitungen 29.04.2007 18:30von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
3.3 Gezielte Stressvermeidung
Insbesondere bei jungen, unerfahrenen Models, aber auch bei unerfahrenen Fotografen wird ein Shooting schnell zum Stressor. Stress führt zu Fehlern in der Arbeit, aber natürlich auch zu Angst, Frust und im Extremfall zu Aggression. Ein Model, welches durch Stress Angst entwickelt, wird sich in sich selbst zurückziehen oder gar das Shooting abbrechen.
Stress kann man gezielt vermeiden oder zumindest gezielt reduzieren, wenn man einige Grundregeln beachtet:
- Vorgespräch führen, Bildideen vorstellen; hierüber eine Vertrauensbasis zum Model schaffen
- wichtig im Vorgespräch: nach dem Musikgeschmack des Models fragen
- Technik vor dem Shooting gründlich checken, Checklisten (kommen im Kapitel 4) durcharbeiten
- bei Shootingsbeginn dezente, leise Musik nach dem Geschmack des Models auflegen
- zunächst nicht mit Fototechnik erschlagen, mit einfachen Aufbauten beginnen, umfangreichere Aufbauten später vornehmen; dem Model erklären, wofür welche Technik ist, was sie bewirkt (z.B. Lichtformer)
- Lampen einzeln und zunächst mit geringer Helligkeit einschalten, um das Model stufenweise daran zu gewöhnen
- während dem Shooting Smalltalk mit dem Model führen, z.B. sich nach seinen Hobbies informieren, fragen wie es zum Modeln gekommen ist, etc.
- in der Aktfotografie: bei unerfahrenen Modellen zunächst „entpersonifizierte“ Aufnahmen gestalten, also ohne Einbeziehung des Gesichts
- während der Aufnahmen dezent loben und ermutigen, niemals blöde oder obszöne Sprüche äußern
- dem Model Pausen einräumen, hierbei das Verhalten des Models (möchte es sich zurückziehen, möchte es sich unterhalten, möchte es etwas essen / trinken) respektieren
- keine übertrieben kritische Betrachtung der Körperhaltung und des Lichtaufbaus bei unerfahrenen Models
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in Studiopraxis/Anleitungen 29.04.2007 18:56von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
3.4 Körperhaltung / Körpersprache
Folgende Punkte gilt es bei der Körperhaltung zu beachten. In Hinblick auf die speziellen körperlichen Eigenschaften und deren Umgang beim Shooting bzw. Vermeidung beim Ablichten verweise ich auf Kapitel 4. Hier sollen nur die grundsätzlichen Punkte angesprochen werden.
3.4.1 Körperhaltung
sitzendes Model:
Ein sitzendes Model immer in Augenhöhe fotografieren, außer man will gezielte Effekte schaffen. Dies heißt, bei einem sehr jungen "Model", einem Kind, sich selbst auf dessen Augenhöhe zu reduzieren, oder aber die Sitzhöhe auf die Höhe der Kamera erhöhen.
Wird ein Mensch frontal fotografiert, wirkt er bulliger, kraftvoller, künstlerisch gesehen aber auch oft ungünstiger. Dynamischer wirkt es, wenn das Model eine schräg zur Kamera sitzende Position einnimmt. Hierbei wird der Kopf, ggfs. auch die Schultern in Richtung Kamera gedreht. Arme und Hände sollten natürlich und locker ruhen oder aber "beschäftigt" sein, z.B. mit einem Finger in einer Locke spielen. Auf keinen Fall sollten die Arme lose an der Seite herabhängen. Weitere Möglichkeiten, die Hände zu beschäftigen, sind z.B. mit den Händen durch die Haare zu fahren, am Revers festzuhalten, sie zu verschränken, abzustützen oder mit Accessoires auszustatten, z.B. einem Hut / eine Mütze.
stehendes Model:
Auch hier sollte die Kamera nie über Augenhöhe des Models gehalten werden, außer ein gezielter Effekt wird gewünscht. Sehr hohe Aufnahmestandpunkte lassen das Model klein, verletzlich wirken, sehr tiefe, hochgerichtete Perspektiven erzeugen eine sehr große, mächtige Wirkung des Models.
Bei frontalen Aufnahmen sollte die Kameraposition hier auf die Schulterhöhe des Models ausgerichtet werden.
Auch oder insbesondere bei stehenden Positionen die Arme sinnvoll in die Pose mit einbinden, niemals sinnlos an der Seite herabbaumeln lassen.
liegendes Model:
Grundsätzlich wirkt ein liegendes Model immer am Elegantesten. Grade im Liegen lassen sich hervorragende Positionen einnehmen, das Model aus sehr unterschiedlichen Perspektiven betrachten und fotografieren.
3.4.2 Körpersprache
Viel lässt sich, insbesondere im Bereich künstlerischer Fotografien, durch die Körpersprache aussagen, die Wirkung von bestimmten Fotografien noch verstärken. Daher hier ein paar Worte zur Körpersprache:
- ein direkter Blick in die Kamera führt zu einem direkter Blick auf den Betrachter einer Aufnahme; diese Art der Blicke können (insbesondere durch die weitere Gestaltung der Aufnahme) intensiv bis provozierend-frech wirken
- ein nicht direkter, abgewandter Blick wirkt förmlicher, distanzierter, verhaltener, klassischer, desinteressierter, z.T. aber auch höflicher
- ein Halbprofil eines Models wirkt immer natürlicher als ein Frontprofil
- ein lang gestreckter Körper wirkt auf den Betrachter entspannter, kann aber auch schneller provozierend wirken
- wird die Rückenansicht eines Models gezeigt, insbesondere bei liegenden Positionen, suggeriert dies (naives) Vertrauen
- eine kauernde Haltung, insbesondere eine in stark sich geschlossene Position, wirkt schutzbedürftig, verletzlich, ängstlich
- die für einen Betrachter natürlichste Position ist eine Sitzende; diese Art von Pose kann unendlich variabel eingesetzt werden, von klassisch portraitistisch bis hocherotisch.
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