Das ist ja nicht nur ein Problem von Zeiss, Rollei und Voigtländer gewesen. In den 70er Jahren hatten die meisten deutschen Hersteller den Knall noch nicht gehört.
Sie hielten fest an ebenso zuverlässigen wie biederen mechanischen KB-Reflexen, teilweise noch mit Zentralverschluss, die technisch und optisch etwa so aufregend waren wie heutzutage ein Ford Scorpio.
Aus Japan kamen bereits elektronisch geregelte, deutlich kompaktere (Olympus OM) Reflexkameras, die einfach zeitgemäßer waren und in der Zuverlässigkeit den deutschen Modellen in nichts nachstanden. Man versuchte, das M42-Gewinde nicht verschwinden zu lassen, um bisherige Nutzer, die aufsteigen wollten, nicht zu vergraulen. Dafür wurden dann ebenso teure wie komplizierte (weil nicht kompatible) Methoden mit zusätzlichen Gewindeendanschlägen verwendet. Man kombinierte die Vorteile eines Bajonetts mit den Nachteilen des Gewindes und hatte so nichts halbes und nichts Ganzes.
Als man dann auch hier träge umstieg, gab es genügend Elektronikprobleme mit Kriechströmen in den Kameras, die sie schnell außer Gefecht setzten. Die Innovativität der deutschen Kameraindustrie waren da bereits vorbei. Man versuchte dann, durch exklusive und extravagante Modelle wie eben die SL2000, die auch 3003 genannt wurde, Marktanteile zu sichern, was letztlich nicht gelang. Schade. Die Hersteller schossen sich damit selbst ins Aus, wobei ja gerade Rollei mit der 35 noch ein wahres Erfolgsmodell im Haus hatte. Leider schrieb man bereits vorher schonmal rote Zahlen und war nicht in der Lage, mit den Gewinnen andere weitaus größere Verluste auszugleichen. Die Rollei-Spitze nahm nicht umsonst innerhalb weniger Jahre zweimal den Hut.
Ich mag die deutschen Kameras, weil sie bei allen Nachteilen, die sie unter rationalen Gesichtspunkten haben, immer noch einen etwas eigentümlichen Charme zeigen, aber der Markt sah das damals nicht so und mal ehrlich: Heute wäre es nicht anders. Man kauft die Innovation, nicht das angestaubte Produkt.
Gruß
Niko
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In der räumlichen Askese zeigt sich das Wesen des Sammlers.