#1

Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.01.2007 11:06
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge

Erster Weihnachtstag - - -

Man nehme einen FP5 (schon mit Plus aber in schwarzer Patrone), belichte ihn mit der höchsten ASA-Einstellung, die die Kamera ermöglicht (1600) und photographiere bei weihnachtlicher Beleuchtung (Weihnachtsbaum, Kerzen,...). Sollte der Belichtungsmesser eine Unterbelichtung anzeigen, bleibt man bei Blende 2 und 1/60s.
Dann nehme man einen Entwickler, der auf keinen Fall für diesen Film empfohlen wird: Neofin blau. Die Ampulle enthält nur noch die halbe Menge, wurde aber mit Wasser aufgefüllt. Allerdings ist das auch schon einige Monate her...
Dann versuche man mit dem 16°C warmen Ansatzwasser, der Verdünnung und der Belichtung unter Berücksichtigung der Zeiten für andere Filme eine Zeit zu bestimmen und kommt auf so'n halbes Stündchen.
Also Film eingespult, Entwickler eingefüllt, das ganze auf die Rotationsmaschine, flüchtig auf die Uhr geschaut und den Raum verlassen.
"Später" dann den Film normal fixiert und gewässert und vergrößert.

Was kommt heraus? Recht körnige, aber doch relativ gut printbare Negative.

Zwei wenig aussagekräftige Scans anbei.

Warum wird Neofin blau nicht für den HP5+ empfohlen?

Swingende Grüße

Henning

Angefügte Bilder:
HP51600Nick.jpg
Winterberg2.jpg


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#2

RE: Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.01.2007 20:42
von Bernd • Mitglied | 1.664 Beiträge

Hallo Henning,


Neofin Blau wurde auf gering- bis mittelempfindliche Filme optimiert, Neofin Rot (leider nicht mehr erhältlich) wurde für mittil- bis hochempfindliche Filme opimiert.
Niedrig empfindliche Filme arbeiten kontrastreicher als hochempfindliche. Zum Ausgleich des Kontrastverhalten gab/gibt es Neofin Blau und Rot.
Das heist, Neofin Blau arbeitet etwas kontrastmildernd und ist deshalb nicht der optimale Entwickler für den FP5.
Das heist jedoch nicht, völlig ungeeignet für den FP5 ist. Printbare Ergebnisse lassen sich durchaus damit erzielen. Gerade der FP5 ist sehr robust bei solchen "Vergewaltigungsaktionen", die Du dem armen Kerlchen zugemutet hast. Da ist das unterschiedliche Ausgleichvermögen des Entwickler eher irrelevant.

ciao

Bernd


De gustibus non est disputandum

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#3

RE: Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.01.2007 20:45
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge

Bernds Hinweisen gibt es grundsätzlich wenig hinzuzufügen. Willi Beutler selbst verwendete Neofin blau auch für hochempfindliche Filme, wies aber darauf hin, dass leicht Entwicklungszeiten von über 30 Minuten entstehen können, die durch die Verwendung des etwas rapider arbeitenden Neofin rot vermieden werden konnten.

Gruß
Niko


---
In der räumlichen Askese zeigt sich das Wesen des Sammlers.



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#4

RE: Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.01.2007 23:27
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge

Hallo,

der Unterschied zwischen rot und blau ist mir schon klar.
Witzigerweise gibt Tetenal ja auch "blaue" Zeiten für den APX400, Fortepan400, TMax400, Tura400, ja sogar für den Neopan1600 an... Nur für den HP5+ gibt Tetenal gar nichts an und in diversen anderen Quellen (z. Bsp. Phototec-Rechner) wird von dieser Kombination abgeraten. Was können die anderen 400er besser als Ilford?

Bis später

Henning



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#5

RE: Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.01.2007 22:26
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

Hi Henning,

Deine Frage kann ich leider nicht beantworten, Deine Aussage aber bestätigen.

Ich habe auch schon Fujis Neopan 1600 mit Tetenal Neofin Blau (Entwicklungszeiten: 14 Minuten) entwickelt. Das Ergebnis war überraschend gut, zwar etwas körnig (was erwartet man anders bei einem ISO 1600 Film??), aber die Prints sind ordentlich scharf und die Empfindlichkeit des Neopan 1600 wurde voll ausgenutzt. Also grundsätzlich nicht die schlechteste Kombination...


Gruß
Sven


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"Wenn ich nicht malen kann, fotografiere ich, und was ich nicht fotografieren kann, werde ich nicht malen" (Man Ray)



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#6

RE: Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.01.2007 22:49
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge

Hallo,

unter http://www.schwarzweiss-magazin.de/swmag_marktuebers_04.htm wird sogar kein Ilford-Film mit Neofin blau empfohlen.

Ich frag' mich halt nur, warum???

Swingende Grüße

Henning



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#7

RE: Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.01.2007 23:03
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
In Antwort auf:
unter http://www.schwarzweiss-magazin.de/swmag_marktuebers_04.htm wird sogar kein Ilford-Film mit Neofin blau empfohlen.

Ich frag' mich halt nur, warum???


Eine gute Frage. Ich weiß, dass der FP4 Plus tatsächlich nicht kompatibel ist zu Neofin blau, und man findet auch nirgendwo Entwicklungszeiten hierfür. Aber spätestens beim Ilford PanF 50 möchte ich Tetenal Neofin blau nicht missen...


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"Wenn ich nicht malen kann, fotografiere ich, und was ich nicht fotografieren kann, werde ich nicht malen" (Man Ray)


zuletzt bearbeitet 15.01.2007 23:03 | nach oben springen

#8

RE: Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.01.2007 23:46
von Bernd • Mitglied | 1.664 Beiträge

Hallo Henning,

ich kann Dir die Frage leider nicht 100%ig exakt für den FP5 erklären. Ich denke, es gibt 2 Gründe, die in Frage kommen:
1) zu lange Entwicklungszeit
Zeiten über 20 min. werden in Tabellen oft nicht angegeben, bzw. als nicht empfohlen gekennzeichnet, da
solchen Zeiten unpraktisch sind, teilweise kommt der Entwicklungsprozeß auch praktisch zum Erliegen.
2) Unzulängliche Schwärzungskurve
Ich denke, dass dies in den meisten der betr. Fällen zutrifft. Was für das Auge nicht sofort erkennbar ist,
zeigt die meßtechnische Auswertung: Der Kurvenverlauf ist zu flach oder zu steil, die Enden sind zu stark
gebogen oder zu wenig. Solche Film/Entwickler-Kombinationen werden nicht empfohlen. Man kann es natürlich
trotzdem versuchen, man erhält auch vergrößerbare Negative, allerdings der Grauwertverlauf ist nicht optimal,
z.B. die Lichter- oder Schattenzeichnung ist nicht so gut wie bei anderen Entwicklern. Das kann durchaus für
Auge nicht sofort erkennbar oder sogar für die fotografierten Motive ohne Problem sein. Ein zu steil arbeitender
Entwcikler kann bei kontastarmen Motiven beispielsweise durchaus sogar von Vorteil sein.

Ich habe mal den 100er Delta auf 200 gepusht und mit Neo blau entwickelt. Die Zeit dafür war nirgends angegeben, auf telefonische Nachfrage erhielt ich die Auskunft: "Das geht nicht!". Ich habe halt 'mal ca. 25 min. entwickelt. Die Ergebnisse waren für mich durchaus akzeptabel, die erforderliche Gradation beim Vergrößern war relativ hoch, aber immerhin konnte ich damit umgehen. Die meßtechnisch erfasste Schwärzungskurve wäre wahrscheinlich grauenhaft gewesen.
Übrigens: In der von Dir verlinkten Tabelle werden duarachaus Zeiten für Neo blau mit Ilford PAN F und Delta 100 angeben.
Nach meinen Informationen soll der Neo blau sogar ein ausgesprochen gutes Schärfeverhalten mit dem Delta 100 ergeben.
Jetzt hab' ich zwar viel geschrieben, Deine Frage leider auch wiedr nur allgemein beantworten können.

Wenn Dich das wirklich ausdrücklich für die Kombi FP5/Neo blau interessiert, kann ich Dir http://www.norberthein.de enpfehlen. Da steht nicht nur Einiges zur Schwärzungskurve drin, sondern man kann dies auch mit relativ einfachen Mitteln selbst austesten. Entsprechende Tabelle ist darin vorgegegen.


ciao


Bernd



De gustibus non est disputandum

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http://www.BerndDaub.meinAtelier.de



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#9

RE: Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 16.01.2007 00:08
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge

Hallo Bernd,

In Antwort auf:
Übrigens: In der von Dir verlinkten Tabelle werden duarachaus Zeiten für Neo blau mit Ilford PAN F und Delta 100 angeben.


Oh, da hab' ich rot und blau vertauscht...

Danke für den Link, werde ich mir heute Abend mal in Ruhe anschauen.
Zwischen "geht" und "geht nicht" liegen halt noch viele schöne Grautöne.
Vielleicht wäre ein "Diese Kombination kann zu verwertbaren Ergebnissen führen, allerdings müssen Sie damit rechnen, dass die Entwicklungszeiten unverhältnismäßig kurz oder lang werden und die Ergebnisse keinen akademischen Ansprüchen genügen." passender...

Swingende Grüße

Henning



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#10

RE: Weihnachtlicher Wahnsinn

in Dunkelkammer & Entwicklung 16.01.2007 00:58
von Niko • Mitglied | 1.049 Beiträge
"Nicht kompatibel" gibt es getreu dem Praktiker-Motto "geht nicht gibt's nicht" eigentlich nicht. Jeder Film ist prinzipiell in jedem Entwickler entwickelbar. Nur ob die Ergebnisse den gewünschten oder den Motivkontrasten entsprechenden gleichkommen, ist eine andere Frage.

Neofin arbeitet eben sehr weich, weil es vorrangig für niedrigempfindliche Filme, die recht hart arbeiten, konzipiert wurde. Mit höhermpfindlichen, weicheren Filmen erhält man wie Bernd bereits beschrieb auch vergrößerungsfähige Negative, diese entsprechen aber nicht dem Ideal. Außerdem erhalten wir mit einer langen Entwicklungszeit auch das Problem, dass die Schleierbildung zunehmen kann. Das ist aber auch eine Frage der Entwicklerkonzentration. Entwickelt man in Rodinal 1:250 erhält man sauber durchgezeichnete Negative bei niedrigempfindlichen Filmen. Die Schleierbildung ist aber trotz der langen Entwicklungszeit vernachlässigbar klein, weil die Entwicklerkonzentration entsprechend gering ist und daher die Schwärzung ohnehin nur langsam vonstatten geht.
Für derlei Spezialfälle sind die Entwicklertabellen, die übrigens bei Tetenal immer recht ausführlich waren, nicht ausgelegt. Hier geht es um für den Amateur erprobte und gut durchführbare Kombinationen, die auch unter Betrachtung des zeitlichen Aspekts angemessen sind. Durch Zusätze kann man den Entwickler noch dahingehend "trimmen", dass er den Anforderungen entspricht. Dann braucht man nur noch einen Entwickler, aber dafür noch eine Hand voll weiterer Substanzen und muss jedesmal empirisch feststellen, wie die Zusätze dosiert werden sollen oder aber nach Sicht in unterschiedlichen Entwicklern nach der Mehrschalenmethode entwickeln, was bei panchromatischem Material aufgrund der schwachen Beleuchtung und bei Filmstreifen erst recht keine Freude ist, zumal bei Filmstreifen niemals nach Sicht ein Ergebnis bestimmt werden kann, welches für alle Negative optimal ist.

Wer sich für die Thematik interessiert, kann natürlich Entwickler-Film-Kombinationen testen und dann mit einem Densitometer die produzierten Negaive ausmessen und sich so eine eigene Tabelle anlegen. Ob sich der Aufwand allerdings lohnt, sei dahingestellt.

Gruß
Niko


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In der räumlichen Askese zeigt sich das Wesen des Sammlers.


zuletzt bearbeitet 16.01.2007 00:59 | nach oben springen






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