#11

RE: Haiku

in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 23.02.2014 07:59
von BertholdSW • Mitglied | 2.407 Beiträge

Hallo Namir

> Namir
> Also Du leihst da einer Situation weniger die Worte, sondern schreibst,
> was Dir dazu einfällt.
> Was ja nichts schlechtes ist, weiß halt nicht, ob es dann noch Haiku sind.

Ich mag Bilder, Bilder mit Geschichten und ich mag Gedichte und gute Lebensweisheiten.
Ja, öfter schreibe ich zu einem bestehenden Bild nachträglich ein Haiku.
Aber hier ist dieses Haiku ein Ersatz für eine Bilderserien, die ich nicht auf die Reihe bekam.
Es sollte eine Bilderserie zur modernen Kuh-Haltung werden.
Ich bekam die Serien-Bilder aber qualitätsmässig nicht auf die Reihe.

> Namir
> Von der Wortwahl her wirken manche Deiner Gedichte auf mich etwas unklar.
> "zu saurem verpresst" ist für mich z.B. eher kryptisch.

Mein Haiku zu einem Bild einer alten Stacheldrahtrolle am Zaunstickel.

> Zu saurem verpresst
> Gewinnmaximierter Stall
> Stacheldraht macht frei

Dieser Stacheldraht ist ja allgemein ein starkes Synonym für extremes Leid und
Freiheitsberaubung. Das er aber auch für eine „Art“ Freiheit stehen könnte,
kann man wohl nur aus Kuh-Sicht verstehen.
Moderne rationelle Kuhhaltung bedeutet u.a. ganzjährige Freiluft-Stall-Haltung.



Wenn die Kuh dieses Sammel-Gefängnis verlässt, kommt der tot. Wenn sie Pech hatte,
bekam sie in ihrer Jugend einen Tellergroßen Deckel in die Seite einoperiert,
durch den der Landwirt die optimalste Fütterung durch Mageninhaltsentnahme
austüfteln konnte. Klar, das Futter muss genauso rentabel produziert werden.
Das Gras wird gemäht und nach einem kurzen antrocknen mit Plastikbahnen
luftdicht zu einer dicken Rollen eingewickelt.
Dieses restfeuchte Gras wird in der Folgezeit sauer wie Sauerkraut.
Die Kuh hat keine andere Wahl als „Saures“ mit optimierten Zusätzen zu futtern.
Und irgendwann wird’s von ihr auch angenommen.
Wenn sie Glück hat, bekommt sie 10 - 15qm Fläche zugedacht. Wenn sie Glück hat!
Ganzjährig angekettet war auch schon Stand der Technik.

Manch ältere Kuh wird sich noch schwach an ehemalige „freiere“ Zeiten erinnern..
„Herrlich diese Weidegänge! Sonne Regen und massig frische Luft.
Und wenn`s mal juckte, konnte man sich an dem spitzen Stacheldraht auch optimal kratzen.
Zweimal am Tag ging`s zum Melken. Da gab es oft noch ein kleines leckeres Zubrot.
War doch ne tolle Freiheit“.

Um +14 Grad fühlt sich so ein Tier Kuhwohl.

So ähnlich sollte der Sinn dieser Serie werden.
Der nutzlos gewordenen Stacheldraht war das erste vernünftige Bild zur Serie.
Zu mehr Bildern hats nicht gelangt.
Klar, dass nicht jeder sofort „Saures“ versteht, aber damit muss ich leben.
Mir hat`s mit dem Heiku als Begleittest dann besser gefallen, als nur das Solo-Bild zu zeigen.

> Namir
> Habe auch so meine Probleme, das dann als Gedicht oder gar hohe Kunst zu sehen.
> Ist dann einfach ein kurzer Text mit Zeilenumbrüchen.

> Stacheldraht am Pfahl
> Berthold denkt an Kühe -
> frei durch Stacheldraht.

> (mein erster und vermutlich auch letzter Versuch, ein Haiku zu dichten)

Hallo Namir.
Warten wir`s ab.
3 Jahre habe ich sie auch komplett abgelehnt. Das sind keine Gedichte!
Jetzt gefallen sie mir doch so langsam.
Ein gutes Bild braucht keinen Text!
Manchmal sehe ich das für mich anders.
Gruss Berthold


PS.
Ich esse gerne Fleisch und liebe Milchprodukte.
Das Leben ist halt ein Kompromiss.
Nur ist nicht immer alles richtig, was auch erlaubt ist.
Es kann aber auch sein, das sich die Kühe in so einem engen Stall wohl fühlen.
Menschen leben ja auch zu Millionen in engen Städten. Ich nicht.


Man hat immer 3 Möglichkeiten! Immer!!!
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