Auch in Zeiten vom "Kurvenverbiegen" in Photoshop möchte ich eine altbewährte Technik zur Kontrastreduzierung beim Vergrößern vorstellen. Das funktioniert gleichermaßen bei Color, S/W (hier dank Gradationswahl nicht so wichtig) und Diadirekt.
Bei einigen Aufnahmen, die es wert wären, vergrößert zu werden, habe ich mich immer geärgert, dass diese einen zu hohen Kontrast aufwiesen. So waren die Aufnahmen der Triberger Wasserfälle zwar noch scanbar, aber nicht zu vergrößern. Die Lichtverhältnisse waren so krass, dass die Abzüge einfach nur übel ausgesehen haben. Das Wasser sah aus wie eine weisse Wand und wenn ich Zeichnung im Wasser haben will, säuft die Umgebung in Schwarz ab. In der Mitte war es unmöglich, etwas Zeichung ins Wasser reinzubringen.
Bild 1 zeigt drei mögliche Belichtungsvariationen beim Vergrößern. Alle sind reif für die Tonne. Das Bild ist leider nicht so scharf. Habe ich schnell mit der Digicam abgenipst.
Die Lösung: Kontrastmasken.
Man benötigt dazu S/W Film. Ich habe sowohl APX100 KB-Film als auch Adox CHS25 Planfilm probiert. Beides geht. Als Entwickler habe ich Atomal 49 benutzt. Wichtig ist, dass die Masken feinkörnig sind. Schärfe dagegen ist unwichtig. Normalerweise macht man die Masken sowieso gezielt unscharf, um beim Anpassen nicht so genau arbeiten zu müssen. Ich habe die aber direkt kontaktkopiert.
Unter dem Vergrößerer habe ich vom Farbnegativstreifen im Kontakt Kopien auf S/W-Film angefertigt (Bild 2). Die so entstandenen Positive sollten nicht zu dicht sein. Beim Übereinanderlegen muss immer noch der Negativcharakter sichtbar sein. Sind die Masken zu dünn, dann ist der Effekt der Kontrastreduzierung schwach. Sind sie zu dicht, löschen sich Positiv und Negativ aus und es ensteht nur ein flaues und flaches Bild.
Das Schwierigste ist nun die Kombination der Maske mit dem Negativstreifen. Beim KB-Format braucht es schon etwas Geduld, die Masken deckungsgleich zusammenzubringen und mit Tesa zu fixieren (Bild 3). Wenn die Masken etwas unscharf gehalten sind (durch Zwischenlegen einer Distanzfolie bei Kontaktkopieren), ist die Montage etwas leichter.
Nimmt man scharfe Masken und sind diese bei der Montage nicht exakt deckungsgleich, dann bilden sich dünne Ränder um Strukturen. Es ensteht der Eindruck als ob das Bild nachgeschärft wurde und feine Strukturen werden hervorgehoben. Das kann je nach Motiv und Stärke des Effekts als Vorteil oder Nachteil angesehen werden (bei einem Portrait wäre das Hervorheben von Hautunreinheiten sicher nicht von Vorteil).
Thema Staub: Weil sowohl beim Kontatkopieren als auch beim Vergrößern unbedingt mit Glasauflagen gearbeitet werden muss, kann es immer passieren, dass Staub auf das Ergebnis gelangt. Man muss also sowohl die erhaltenen Maske penibel auf Staubspuren untersuchen, als auch bei der Montage auf Staubfreiheit achten. Sind Staubabdrücke auf der Maske, kann man nämlich wieder von vorne anfangen, da diese sich dunkel auf der Vergrößerung abbilden und sich nicht retuschieren lassen.
Es folgt nun das normale Vergrößern des "Sandwichs" aus Negativ und Kontrastmaske.
Dadurch dass die Maske stark abdunkelt, muss man sehr viel stärker belichten als ohne Maske. In meinem Fall war es 6x länger.
Das letzte Bild stellt den normalen Abzug und den maskierten Abzug gegenüber. Wenn auch die Bilder nur abfotografiert wurden, ist der Unterschied zu sehen. Auch wird der Effekt des Nachschärfens beim rechten Bild deutlich, der durch den fast unmerklichen Versatz bei der Montage der Maske ensteht. Aud den Originalabzügen ist die Wirkung der maskierung noch viel besser zu sehen.
Ich denke die Mühe hat sich gelohnt.
Gruß
Joachim