Da ich inzwischen ebenfalls im Exil hängengeblieben bin, kann ich nur aus meiner Erinnerung schreiben:
Eine Grenze. Stacheldraht, Panzersperren, Schützengräben, Beobachtungsposten. Grimmige Augen auf beiden Seiten, die von beiden Seiten über die Grenze zum Klassenfeind schauen. Auf der Verbindungsstraße überkommt einem ein mulmiges Gefühl, wenn man zwischen beiden Seiten unterwegs ist. Im Feindgebiet wird man argwöhnisch beäugt und sogar das Gras ist "drüben" auch deutlich grauer und nicht so frisch und saftig wie in heimatlichen Gefilden. Daß bei Witzen natürlich immer der Klassenfeind herhalten muß, versteht sich von selbst. Ein Umzug oder Wechsel der Arbeitsstelle in das Feindgebiet? Kaum vorstellbar. Kaum einer wagt den Ausspruch: "Wir sind ein Volk!", denn "drüben" käme als Echo sofort "Wir auch!".
In dieser finsteren Zeit machte ich im Dunstkreis der Grenze vor einem Vierteljahrhundert mein Abitur und kann mich noch an alles erinnern. (Aber vielleicht habe ich oben auch ein wenig übertrieben.) Die besagte Stadt an der Grenze heißt VS-Villingen (badisch), während VS-Schwenningen (schwäbisch) das Feindgebiet ist. Es ist mir heute noch schleierhaft, wie die damals eine Doppelstadt wurden, dann zu meiner Zeit waren die noch ziemlich verfeindet. Wie das heute ist, weiß ich nicht.
Aber an einen der beliebtesten Autoaufkleber erinnere ich mich noch: "Es gibt badische und unsymbadische"
Daniel