#1

Olympus-35SP Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 01.09.2011 00:09
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Immer wieder habe ich auf diese Kamera bei Ebay geboten, sie aber nie zu "meinem" Preis bekommen. Nun hat es endlich geklappt. Geduld zahlt sich bei Ebay aus

Die Olympus-35SP war einige Jahre (gebaut 1969-1976) die Spitzenkamera von Olympus, bis der Boom der Spiegelreflexkameras (1973 kam auch die Olympus OM-1 auf den Markt) die hochwertigen Sucherkameras vom Markt verdrängt hat. Die 35SP wurde durch die einfacheren und billigeren Meßsucherkameras 35RD usw. ersetzt. Über die Qualität der 35SP hört man nur Superlative, was schon in der Anleitung nicht gerade bescheiden ausgedrückt wird, die mit dem Satz beginnt "the finest rangefinder 35mm camera available today" (die beste heute erhältliche Meßsucherkamera). Olympus hat da keinesfalls vergessen, daß es auch noch eine Leica gibt. Natürlich hat die 35SP keine Wechselobjektive, aber zu dem Objektiv sagt ein Leica-Benutzer in einem Testbericht, daß es auch ohne Abblendung dem 2,8/35 Summaron gleichwertig ist "wenn nicht sogar übertrifft". Das ist natürlich besonders interessant vor dem Hintergrund, daß das alte Summaron sogar besser sein soll als die aktuellen 35er Asphären Summicron und Summilux, die die stolzen Sümmchen von ca. 2000 bzw. 4000 Euro kosten. Na ja, ich werde das wohl kaum feststellen können, weil ich mit Sicherheit keine Testtafeln fotografiere. Aber ich werde ihr sicher mal einen Velvia oder einen niedrigempfindlichen SW-Film spendieren.

Ein paar technische Details:

Im Vergleich mit anderen Messsucherkameras dieser Art ist die 35SP relativ groß, fast 1 cm länger als eine Canonet. Mit 600 Gramm ist sie auch kein Leichtgewicht. Sie wird wohl nur noch von der Yashica 35 an Größe und GEwicht übertroffen. Mir ist das Recht, denn so liegt sie sehr gut in der Hand.

Das Sahnestück ist wohl das 7-linsige Objektiv 1,7/42 mm. Die Blende ist manuell bis 16 einstellbar, im Automatikmodus bis 22. Keine Ahnung, warum das so ist. Vielleicht wird bei Automatik nicht wirklich die Irisblende gesteuert, sondern der Zentralverschluß fungiert als Blende. Muß ich mal beobachten. Die etwas kürzere Brennweite kommt mir sehr entgegen. Normal fotografiere ich ja zu 90% mit dem 50er, aber das ist manchmal etwas lang. An der Lumix habe ich meist das 1,7/20 (=40mm), und habe gemerkt, daß ich da etwas näher ran kann bzw. mehr drauf, was mir oft lieb ist. Natürlich tut dem Objektiv wie allen eine Gegenlichtblende gut. Die Originalblende kenne ich nicht, aber die normalen ragen wie bei allen Meßsucherkameras vor das Sucherfenster und/oder das Fenster für den E-Messer. Eine leicalike gefensterte Blende ist aber schon in China geordert (für 8 Euro incl. Versand).

Der Seiko-Zentralverschluß läßt sich manuell von 1-1/500 einstellen. Im Automatikmodus gehen die Zeiten von 1/15-1/250. Das Auslösegeräusch ist relativ laut, was daran liegt, daß der Verschluß ziemlich groß ist und vollmechanisch gesteuert. Die Kamera funktioniert also auch ohne Batterie. Natürlich kann bei allen Zeiten geblitzt werden, was zum Aufhellblitzen praktisch ist ... wenn man es braucht.

Die Automatik ist eine lineare Programmautomatik, d.h. daß Blende und Zeit fest aneinander gekoppelt sind. Sowas wie ein Programmshift gibt es nicht. Natürlich gibt es auch keine speziellen Programme z.B. für Sport oder Porträt.

Der Sucher ist hell und klar und ziemlich groß mit gut sichtbarem Meßfeld, aber da haben Leica M3 und Bessa R3 natürlich die Nase vorn. Kein Highlight ist die Belichtungsanzeige im Sucher. Es wird lediglich der Lichtwert angezeigt und weder Blende noch Zeit. Das ist im Automatikbetrieb nicht so toll, weil es ein wenig Blindflug ist. Da die Zeit-Blende-Kombination zu jedem Lichtwert im Automatikbetrieb aber gleich ist, werde ich wohl nach einiger Benutzung schon wissen, was die Kamera macht. Bis dahin klebe ich mir eine Tabelle auf die Kamera.

Die Belichtungsanzeige bzw. -messung funktioniert auch im manuellen Modus. Allerdings ist die Einstellung nicht gekoppelt, sondern man muß den angezeigten Lichtwert übertragen. Blenden- und Zeitenring lassen sich dann sehr leicht gemeinsam drehen, weshalb man problemlos alle zum Lichtwert passenden Zeit-Blenden-Kombinationen anwählen kann. Das ist dann wie Programmshift.

Sowohl im automatischen als auch im manuellen Modus steht nicht nur die mittenbetonte Messung sondern auch eine Spotmessung zur Verfügung, für die man nichts umschalten muß sondern lediglich einen Knopf auf der Rückseite gedrückt halten. Das kann man also auch mit der Kamera am Auge benutzen bzw. aktivieren. AE-Lock wird im Automatikbetrieb durch halbes Drücken des Auslösers realisiert. Die Kamera ist also zumindest im Automatikbetrieb auf schnelle praxisnahe Benutzung der Möglichkeiten ausgelegt.

Es gibt auch noch eine Blitzautomatik, bei der die Leitzahl eingestellt werden muß, und dann stellt die kamera die Blende je nach Entfernung automatisch ein. Das soll angeblich sogar besser sein als die heute übliche automatische Blitzsteuerung, funktioniert aber natürlich nicht beim indirekten Blitzen.

Die Filmempfindlichkeit läßt sich nur bis 800 einstellen. Höher empfindliche Filme kann man im manuellen Modus leicht benutzen, indem man einfach einen um 1 (bei 1600) oder 2 (bei 3200) höheren Lichtwert einstellt als angezeigt.

Was die Kamera nicht hat, das ist ein Ausschalter. Der Belichtungsmesser zieht also dauernd Strom, sofern die Kamera nicht dunkel aufbewahrt wird. Auch ein Objektivdeckel nutzt nicht, weil die Meßzelle neben dem Sucher sitzt. 1x im Jahr oder öfter empfiehlt die Anleitung den Austausch. Von dunkel aufbewahren steht da nichts, also scheint sie nicht viel Strom zu brauchen. Aber die Kamera möchte Queckis, und dann wird das doch zu einem Problem. Zum Glück kann man mit ein wenig Auspolsterung des Batteriefachs aber auch die billigen kleinen Hörgerätebatterien 675 verwenden, die ohnehin nach ca. 3 Monaten ersetzt werden müssen. Da braucht man sich wegen des fehlenden Ausschalters also keine Sorgen machen. Marken-Hörgerätebatterien kosten im 6er-Pack keine 4 Euro. Andere bekommt man noch viel billiger.

Und weil ich vergessen habe, den Stick mit dem Bild mitzunehmen (ja, ich sitze im Büro und mache Privatkram ) hier noch ein Link zu einem Bild aus der Olympus-Geschichte
http://www.olympus-global.com/en/corc/hi...lympus35sp.html

Gruß
Jochen


Gruß
Jochen
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analog: Olympus OM-2 und OM-4, Kodak Retina IIIC, IIIS und Retina Reflex S; digital: Pansonic Lumix GH3 und GF6
meine Galerie http://www.pbase.com/buschkoeln
meine HP http://jochen-b.de/


zuletzt bearbeitet 01.09.2011 00:12 | nach oben springen

#2

RE: Olympus-35SP Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 01.09.2011 00:22
von Stephan S. • Mitglied | 852 Beiträge

Herzlichen Glückwunsch!

Gruß Stephan


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#3

RE: Olympus-35SP Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 01.09.2011 02:33
von OM-Doktor • Mitglied | 27 Beiträge

Hallo Jochen ,
Du schreibst : "Die Blende ist manuell bis 16 einstellbar, im Automatikmodus bis 22. Keine Ahnung, warum das so ist. Vielleicht wird bei Automatik nicht wirklich die Irisblende gesteuert, sondern der Zentralverschluß fungiert als Blende."

Die Kamera hat die Blende ,und Verschluß getrennt. Also kein Program-Verschluß.
Gruß
Frank


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#4

RE: Olympus-35SP Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 01.09.2011 04:36
von cweg • Mitglied | 42 Beiträge

Glückwunsch, die 35SP ist eine tolle Kamera. Meine habe ich verkauft, da sie seit der M3 nur noch im Schrank lag. Das Teil ist sowas von robust und die Bildqualität ist topp. Ich wünsche Dir viel Freude und viel schöne Bilder mit der Oly.


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#5

RE: Olympus-35SP Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 01.09.2011 09:10
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Zitat von OM-Doktor
Die Kamera hat die Blende ,und Verschluß getrennt. Also kein Program-Verschluß.


Ah, also eine "richtige" Programmautomatik. Ist schon eine tolle Kamera, oder?

Meine 3 OMs gehen morgen an dich raus. Ich habe ja jetzt eine Ersatzkamera.

Gruß
Jochen


Gruß
Jochen
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#6

RE: Olympus-35SP Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 01.09.2011 10:06
von Gelöschtes Mitglied
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Klingt wirklich attraktiv – gratuliere!

Viele Grüße
Nils


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#7

RE: Olympus-35SP Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 06.09.2011 08:55
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

So, nun ist meine löchrige Gegenlichtblende aus China auch da, und deshalb liefere ich ein Bild meines Schätzchens nach. Wie Ihr seht, hat sie sogar serienmäßig oben drauf einen Ersatzbatteriehalter

Angefügte Bilder:
35SP.JPG

Gruß
Jochen
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