#1

Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 13.08.2011 02:20
von Drone • Mitglied | 9 Beiträge

Hallo Chemiker,

ich habe hier einen alten Kodak Panatomic F120 hergestellt in Canada. Ablaufdatum ist 1939. Der Rollfilm ist belichtet und ich würde ihn gerne entwickeln. Meine überlagerten ORWOs gehen ohne Probleme plus 1 Minute in A49. Aber bei 75 Jahren? Was würdet ihr machen?
Welche Zeiten und kann ich ihn mit A49 durchziehen? Im Netz finde ich nur etwas vom vielleicht Nachfolger Panatomic X. Zur Empfindlichkeit gibt es keine Angaben.

Vielen Dank für Eure Ideen.

Gruß Roger


nach oben springen

#2

RE: Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 13.08.2011 03:43
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Wurde der Film 1939 belichtet oder jetzt erst?

Einen so alten Film würde ich nur "nach Sicht", also mit Infrarotsichtgerät entwickeln.
Die Chance dass nichts mehr zu entwickeln ist, ist zwar trotzdem da, aber man versaut den Film wenigstens nicht durch falsche Entwicklung. Man kann den Film solange im Entwickler baden, bis sich etwas tut (notfalls eine Stunde) und die Entwicklung schnell abbrechen, falls der Film stark zu verschleiern anfängt. Das machen so alte Filme meistens, wenn die Entwicklung zu lange dauert.

Für solche Aktionen nehme ich immer Rodinal. Das Korn ist bei so alten Filmen eh kein Thema mehr. Es wird hinterher sowieso aussehen wie ein Steinbruch.
Erfolgreich habe ich schon einen vor 30 Jahren belichteten Rollfilm entwickelt. Der Film wurde einst in einem Schrank vergessen und tauchte erst bei der Wohnungsauflösung wieder auf.
Hat aber etwa so 18 bis 20 Minuten in Rodial 1+50 gedauert, bis was zu erkennen war.

Gruß

Joachim


"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
nach oben springen

#3

RE: Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 13.08.2011 03:45
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

Da dem Film sehr wahrscheinlich noch keine empfindlichkeitssteigernden aber die Haltbarkeit beeinträchtigenden Goldsalze zugesetzt sind (ein gutgehütetes Agfa-Geheimnis), ist es unter Umständen noch möglich, daß etwas halbwegs Brauchbares herauskommt. Der Film könnte aber auch komplett schwarz werden oder blank bleiben.

Allerdings ist das Erraten der Zeit nicht ganz leicht, die Entwicklungszeiten für Agfa-Material in Atomal (ähnlich A49) schwanken nämlich zwischen 8 und 18 Minuten und variieren auch noch zwischen Kleinbild- und Roll- bzw. Planfilmen. Ich vermute mal, daß die Entwicklungszeit ursprünglich für diesen Film dann so bei 15-18 Minuten gelegen haben wird. (Ja, früher waren die Entwicklungszeiten deutlich länger als heute.)Ich weiß nicht, wie ich da verfahren würde, es wäre sicher prinzipiell sinnvoll noch 30-50% zuzugeben, aber da die Zeiten ja sowieso schon so lange waren und wir nicht wissen, welche Zeit für den konkreten Entwickler richtig ist, könnten Zugaben die Negative durch Quälen des Grundschleiers auch völlig verderben.

Vielleicht ist die Frage aber auch besser in einem amerikanischen Forum aufgehoben, da könnte ich mir vorstelllen, daß noch jemand eine Schachtel oder einen Beipackzettel besitzt und vielleicht sogar genau den entwickelt hat, so daß Du wenigstens die Zeiten für D-76 hättest.


gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 13.08.2011 03:46 | nach oben springen

#4

RE: Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.08.2011 20:28
von Drone • Mitglied | 9 Beiträge

Vielen Dank, das sind ja schonmal ein paar Anregungen. Wann der Film tatsächlich belichtet wurde kann ich nicht sagen.
Ist ein Fundstück.

Gruß Roger


nach oben springen

#5

RE: Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.08.2011 20:53
von Drone • Mitglied | 9 Beiträge

Kann der Film durch das Nachtsichtgerät nicht belichtet werden?


zuletzt bearbeitet 14.08.2011 20:54 | nach oben springen

#6

RE: Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.08.2011 22:20
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Zitat von Drone
Kann der Film durch das Nachtsichtgerät nicht belichtet werden?



Nein.

Außer speziellem Infrarotfilmmaterial kann man jedes Material ohne Risiko verarbeiten.
Ich benutze die Brille (eine Kombination aus einer Videobrille mit einer IR-empfindlichen Kamera) bei fast jeder Laborarbeit. Die Brille eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Wer würde sonst auf die Idee kommen, Farbdias in der Schale zu entwickeln?

Die Beschreibung der Brille hatte ich einst hier gemacht.

Die Begriffe IR-Sichtgerät und Nachtsichtgerät müssen unterschieden werden.
Die billigeren Nachsichtgeräte sind oft Restlichtverstärker und für Arbeiten in der Dunkelkammer NICHT geeignet.
Für den Betrieb eines IR-Sichtgerätes benötigt man externe Infrarotbeleuchtung. Bei mir sind das zwei leistungsstarke LED-Scheinwerfer mit je 48 Infrarot-LEDs. Das ist schon richtig hell.
Und es gibt 2 gängige Wellenlängenbereiche, 850-880 Nanometer und 940-950 Nanometer. Ich habe die 940 gewählt. Da ist die Kamera zwar weniger empfindlich und man braucht eine Unmenge an IR-Beleuchtung, aber die Wellenlänge ist weiter vom kritischen Bereich für Fotografisches Material weg.

Wer also einen "historischen" Film gefunden hat und keine Möglichkeit hat ihn selber zu entwickeln, der kann ihn mir gerne schicken.
Allerdings übernehme ich natürlich keine Garantie, dass nachher was auf dem Film drauf ist.
Schwarzweissfilme landen ausschließlich in Rodinal.
Wer besondere Entwicklerwünsche hat muss den Entwickler mit beipacken.
Und dauern kann es auch. Eben so wie ich Zeit habe.

Gruß

Joachim


"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
nach oben springen

#7

RE: Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.08.2011 19:29
von Drone • Mitglied | 9 Beiträge

Hallo JoJo!

Das ist ja eine prima Idee mit der Brille. Ich bin mal neugierig und wollte noch fragen, wie Du die Filme denn in der Schale entwickelst? Einen ganzen Film in die Schale kann ich mir nicht so recht vorstellen (Oder hast Du so lange schalen? ;-)). Zerschneiden? Woher weißt Du denn, wo Du dann schneiden mußt. Oder nimmst Du den Filmhalter aus der Dose? Dann ist aber eine Beurteilung nicht so recht möglich. Fragen über Fragen...

Ich habe noch rausgefunden, das der Panatomic von '39 eine Empfindlichkeit von umgerechnet ISO 64 hat. Leider weiß ich nicht das Herstellungsdatum, da ich nicht weiß, welcher Haltbarkeitszeitraum auf den Filmen angegeben wurde.

Gruß Roger


zuletzt bearbeitet 15.08.2011 19:29 | nach oben springen

#8

RE: Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 21.08.2011 06:36
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

Normalerweise wurden damals zwei Jahre ab Auslieferung garantiert, wobei die Emulsion noch ein oder zwei Jahre älter sein kann, da man ältere und neuere Ansätze teilweise mischt, um Chargenschwankungen auszugleichen. Mitunter soll bei Absatzproblemen auch mal nachträglich die Garantiezeit verlängert werden.

Filme werden in Schalen dergestalt entwickelt, daß man den Film an beiden Enden anfaßt und durch die Schale rollt (siehe Anhang).

Angefügte Bilder:
rollfilmschale.GIF

gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 21.08.2011 06:40 | nach oben springen

#9

RE: Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 21.08.2011 06:49
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Yepp, aber nicht so wie auf dem letzen Bild.

Gruß

Joachim


"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
nach oben springen

#10

RE: Entwicklung Kodak Panatomic

in Dunkelkammer & Entwicklung 22.08.2011 20:00
von Drone • Mitglied | 9 Beiträge

Vielen Dank! Ist ja eine spannende Sache.


nach oben springen






______________________________________________________________________________

das hobbyphoto-forum ist seit dem 14.01.2006 online

flickr online | Forenuser - Die Foren Suchmaschine | Bilder verkleinern | Bilder hochladen








Besucher
0 Mitglieder und 194 Gäste sind Online

Forum Statistiken
Das Forum hat 13099 Themen und 131153 Beiträge.

Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de