Wenn ich so durch die alten Alben meiner Eltern blättere, die schon mit Vorkriegsfotos beginnen, dann könnte ich nicht sagen, daß es einen besonderen Look gab. Möglicherweise haben die schon relativ gute Apparate benutzt und nicht die zweifellos auch vorhandenen Billigkameras mit miserabler Optik (aber die gibt es ja auch heute noch). Eine leider ziemlich abgewrackte Vorkriegsbessa habe ich noch. Ich glaube aber auch, daß es daran liegt, daß man die Kameras nur in ihren Grenzen benutzt hat. In den Alben sind aus der Zeit nur Kontaktabzüge in 6x9. Für größere Formate gab es auch bessere Kameras bzw. Objektive. Da ich kein Freund technisch schlechter Geräte bin, habe ich mir gerade zur Ergänzung meiner 645er Mamiya eine Falter gekauft, die ein Tessar mit T-Vergütung hat. Die ist aus der 2. Hälfte der 50er. Ich sehe da absolut keinen Unterschied zu modernen Kameras. Anfang der 60er hatte ich schon eine KB-Kamera, wo die Bilder vergrößert werden mußten, aber auch da blieb es normalerweise bei 6x9 und 7x10. Schlechter wurde es dann mit Einführung der "Buntbilder", der randlosen Bilder und dem "Porst-Königsformat" 9x13. Aber das war kein besonderer Look, sondern die Qualität war einfach schlecht.
Der Look, von dem hier im Thread die Rede ist, entsteht wohl eher dadurch, daß man mit alten Kameras der unteren Qualitätsklasse 18x24 Vergrößerungen macht oder sie hier sogar 19"-monitorgroß präsentiert. Den nostalgischen Look in alten Fotografien hatten die noch, als auf Platten bzw. Einzelnegative fotografiert wurde. Mit Einführung der Rollfilme war die Technik nach meiner Ansicht schon weiter fortgeschritten.
Die Filme haben natürlich einen gewaltigen Qualitätssprung gemacht besonders in Hinsicht auf Schärfe und Körnigkeit. Das können wir nicht mehr zurückdrehen. Lichthofschutz und solche Sachen waren damals auch nicht so relevant wie heute, weil man sich nicht nur bei den Abzügen sondern auch bei der Aufnahmetechnik an die Grenzen gehalten hat. "Sonne im Rücken" war normal; Gegenlichtaufnahmen gibt es in der Fotoalben praktisch nicht. Bei Gebäuden und Landschaften hat man eben gewartet, bis das Licht gut war.
Gruß
Jochen