#1

Erster Diafilm selbstentwickelt

in Dunkelkammer & Entwicklung 30.10.2010 12:35
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Nachdem ich in der Bucht über ein sehr günstiges 5 Liter Set E-6 von Tetenal gestolpert bin, hat es mich in den Fingern gejuckt, das mal zu probieren.
Man liest ja immer diese Horrorgeschichten über Diafilmentwicklung. Deshalb war der Anreiz besonders groß.
Vorab: Ich will nun niemanden dazu ermutigen, seine wertvollen Urlaubsdias auf Profifilm selber zu entwickeln. Preislich bei KB-Film lohnt es sich eh nicht und das Risiko, dass doch mal was schiefgeht, ist wohl größer als bei normaler Farbfilmentwicklung. Die Chemie ist normalerweise sündhaft teuer, so dass man mit 3,- bis 4,- Euro pro KB-Film nur an Chemie rechnen muss. In meinem Fall hier kostet mich das pro Film aber nur 50 Cent
Da ich plane, mit dem Falter mal 6x9 Dias zu machen (nicht zum projizieren, sondern zum Scannen), sind mir die Preise der Fachlabors zu hoch. Da würde sich dann die Chemie zum Normalpreis rechnen.

Also schnell zwei DM Paradies 100 geholt und bei super Herbstwetter einen Film verschossen.
Daheim im Labor war es mir dann zunächst doch nicht geheuer, den "schönen" Film gleich als erstes Opfer zu nehmen. Daher spulte ich schnell den zweiten Film in die Kamera und fotografierte in der Duka eine Testtafel und die Duka selbst. Nach 4-5 Aufnahmen im Dunkeln die Kamera geöffnet und den Film abgeschnitten. Diesen Streifen spulte ich in die Entwicklungsdose.
Je 500ml der Chemikalien setzte ich an. Der Teilansatz ist leicht. Der Erstentwickler wird aus einem Konzentrat, der Farbentwickler und das Blix aus je 2 Teilkonzentraten A und B angesetzt.
Stabibad gibts auch, aber ich habe das von meiner C-41 Chemie genommen, weil das schon da war.
Der Erstenwickler ist der empfindlichste Teil. Höchste Sauberkeit ist geboten.
Die Konzentratflaschen habe ich vor dem Wegstellen mit Feuerzeuggas geflutet.

Ein Wasserbad von ca. 10 Litern mit ungefähr 45°C in eine großen Schale gefüllt und die Chemikalien reingelegt. Dann so lange gewartet, bis die Temperatur auf 40 Grad gefallen war.
Die Arbeitstemperatur ist 38 Grad, aber man muss ja auch ein Abkühlen beim Einfüllen in die Dose einkalkulieren.
Den Erstentwickler eingefüllt und 6 Minuten 15 Sekunden entwickelt. Dabei rotierte ich die Dose im Wasserbad, wie ich es auch bei C-41 mache. Circa 10 Sekunden in die eine und dann in umgekehrter Richtung. Alle halbe Minute kippte ich die Dose noch 2-3 mal um die Flüssigkeit besser zu vermischen.
Die anfangs klare Flüssigkeit kam am Ende rosarot aus der Dose zurück. Dann sofort Wasser aus dem Wasserbad in die Dose gefüllt. Das Wasser muss die gleiche Prozesstemperatur haben. Deshalb habe ich relativ viel Wasser als Temperierbad genommen.
Innerhalb exakt 2 Minuten 30 müssen mehrere Wasserwechsel gemacht werden. Das ist ganz schöner Stress.
Ich habe immerhin 4 geschafft. Wird der Erstentwickler nicht ausreichend ausgewaschen, dann wirkt sich dieser später katastrophal aus. Die Wässerungsdauer ist angeblich entscheidend wegen Farbstichen.
Dann zügig den Farbentwickler eingefüllt und 6 Minuten entwickelt. Bewegung wie gehabt.
Der Farbentwickler im Tetenal-Set fungiert auch als Umkehrbad (also die "Zwischenbelichtung"). Der Entwickler entwickelt gnadenlos alles was der Erstentwickler übrig gelassen hat.
Es folgte eine weitere Wässerung von 2 Minuten 30. Diese muss nicht so penibel sein wie die erste.
Da nachfolgend nur noch bleichfixiert wird, kann im Grunde nichts mehr schiefgehen.
Die ist der Moment wo die Herzfrequenz langsam wieder sinkt.
Ich habe beim ersten Versuch mit dem Teststreifen nach der Wässerung aus Neugier gleich die Dose geöffnet. Der Film ist durchgehend rabenschwarz! Passieren kann in diesem Zustand nichts mehr, weil der Film völlig durchentwickelt und nicht mehr lichtempfindlich ist.
Es folgten weitere 6 Minuten Bleichfixieren.
4-5 Minuten Wässern waschen das Blix dann aus.
Es folgte ein abschließendes Stabilisatorbard, wie bei C-41 ungefähr 1-2 Minuten

Der Film sieht im nassen Zustand milchig trüb und arg gelbstichig aus. Die Farben kann man erst nach der Trockung beurteilen. Und was soll ich sagen. Das Resultat war super!
Einen Farbstich konnte ich nicht feststellen und die Dichte passt. Besser hätte man sich das fürs erste Mal nicht erträumen können.
Die Emulsion ist im nassen Zustand übrigens stark geqollen und superempfindlich!

Am nächsten Abend habe ich dann die gleiche Prozedur mit dem Film meiner Herbsaufnahmen wiederholt.
Auch diesmal hat wieder alles geklappt.
Leider sind die Scans mit dem Flachbettscanner extrem unscharf geworden, weil ich wegen der Newtonringe keine Glasplatte nehmen konnte. Trotz Nachschärfen sind das also keine Ausstellungsbilder.
Ich zeige hier nur mal welche wegen den Farben. Ich werde die später nochmal mit meinem Filmscanner scannen.
Soweit also meine "Herbstimpressionen" mit dem DM Paradies Diafilm.

Gruß

Joachim

Angefügte Bilder:
Herbst06B.JPG
Herbst07B.JPG
HerbstTestB.JPG

"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
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#2

RE: Erster Diafilm selbstentwickelt

in Dunkelkammer & Entwicklung 30.10.2010 13:28
von Gelöschtes Mitglied
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Hi Jo,
auch wenn ich mit Dias normalerweise nichts am Hut habe - Hut ab! Selbermachen lohnt sich offensichtlich. Auch wenn es vielleicht teurer ist, aber man ist keinen "Sachzwängen" unterworfen, und das zahlt sich letzlich aus. So ein schönes Ergebnis mit einem oft müde belächelten Billigfilm. Wenn ich jetzt nicht so ein leidenschaftlicher SW-Knipser wäre, ich würde es sofort versuchen.

LG Reinhold

PS: eine feine Duka hast du mit ordentlich Platz .... sabber...


zuletzt bearbeitet 30.10.2010 13:31 | nach oben springen

#3

RE: Erster Diafilm selbstentwickelt

in Dunkelkammer & Entwicklung 30.10.2010 19:46
von Gelöschtes Mitglied
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Verdammte Axt, selbst FardDIAfilme gehen also zuhause. Tolle Ergebnisse! Mein C41-Kit ist immer noch unberührt, aber langsam frage ich mich doch, was auf dem 127er Maco UCN, den ich im Mai belichtet habe, drauf sein mag...

Viele Grüße,
Nils


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#4

RE: Erster Diafilm selbstentwickelt

in Dunkelkammer & Entwicklung 01.11.2010 00:37
von Holger67 • Mitglied | 713 Beiträge

Glückwunsch, bis auf die scannerbedingte Unschärfe sehen die Fotos für mich tadellos entwickelt aus.
Bei einer größeren Anzahl zu entwickelnder Filme kann sich das durchaus rechnen.
Sicher ein schönes Gefühl, wenn die Stresshormone weichen und Endorphinen platz machen.
Digitalos können das nicht nachempfinden...

Gruß
Holger


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#5

RE: Erster Diafilm selbstentwickelt

in Dunkelkammer & Entwicklung 01.11.2010 01:25
von phosphor • Mitglied | 1.232 Beiträge

Haben die Farbbtafeln in natura auch diesen Braunstich? Wenn ja, dann wars wohl die Dukabeleuchtung. Die Außenaufnahmen sind jedenfalls perfekt.

LG
phosphor


______________________________________________
Die logarithmische Dichte eines Films
ist der dekadische Logarithmus
des reziproken Wertes des Transmissionsgrades
______________________________________________
zuletzt bearbeitet 01.11.2010 01:28 | nach oben springen

#6

RE: Erster Diafilm selbstentwickelt

in Dunkelkammer & Entwicklung 01.11.2010 10:14
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Zitat von phosphor
Haben die Farbbtafeln in natura auch diesen Braunstich?



Nein.
Da es draußen schon dunkel war und ich auf die Schnelle irgendwas zum Testen brauchte, habe ich die Tafeln beim Licht der 5300K-Leuchtstofflampe fotografiert.
Der Paradiesfilm hat einen schwachen Trend zum Gelbbraunen. Man sieht das schon am Trägermaterial. Schaut man z.B. beim durchsichtigen Filmanfang hindurch, ist der ganz ganz schwach gelblich.
Früher kannte ich andere Diafilme, deren Träger zum Teil ins bläuliche oder sogar ins rötliche gingen.
Man könnte die Farben nun durch Anpassung des PH-Wertes des Farbentwicklers etwas gegensteuern, also durch Zugabe von Säure oder Lauge. Aber das Gefummel tu ich mir nicht an. Das ist eher was für Profis.
Da ich eigentlich Mittelformatdias probieren will und diese nur gescannt werden, sind schwache Farbtendenzen kein Problem. Der Fuji Provia 100F Rollfilm, den ich heute mit der Adox Sport auf Tour mit hatte, baumelt schon an der Trockenleine . Der macht den Anschein, dass er nicht so stark gilbt, aber er ist ja zum momentanen Zeitpunkt noch feucht. Leider kann ich dessen Trägerfarbe nicht beurteilen, weil der Rollfilm ja keinen belichteten und somit klaren Anfang hat.

Der Paradies Diafilm wird ja noch von Thomas in einem anderen Thread getestet. Da bin ich mal auf die Resultate zum Vergleich gespannt.

Gruß

Joachim


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#7

RE: Erster Diafilm selbstentwickelt

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.11.2010 11:00
von nemetz • Mitglied | 463 Beiträge

Wie schon bei Deinem Herbstbild gesagt möchte ich das auch an dieser Stelle anbringen:Respekt!
Hätte ich mir nicht gedacht, dass E6 zu Hause auch geht.Das Tetenal set kostet für 60 Filme knapp 73.- ohne Versand.Schade, dass es das nur in so grossen Gebinden gibt, bevor ich das weghab ist sicher alles abgeranzt.


Liebe Grüsse, Thomas


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#8

RE: Erster Diafilm selbstentwickelt

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.11.2010 21:52
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Zitat von nemetz
Schade, dass es das nur in so grossen Gebinden gibt, bevor ich das weghab ist sicher alles abgeranzt.



Wieso? Das Set gibt es auch für 1 Liter. Maco hat zur Zeit auch einen Sonderpreis von knapp 30,- Euro.
Aber für normale KB-Filme lohnt sich die Selbstverarbeitung preislich nicht.
Bei Mittelformat dagegen schon.
Ich hatte Glück ein angebrochenes 5 Liter Set in der Bucht um 20,- Euro zu ergattern.
Das war noch zu 3/4 voll und zum Probieren ideal.

Gruß

Joachim


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