Die kleine Rollei ist eine meiner liebsten Immer-dabei-Kameras, kleiner ist keine mechanische Kamera für Kleinbildfilm. Diese Kleinheit ließ allerdings keinen Platz mehr für einen eingebauten Entfernungsmesser.
Also: Du mußt schlicht und ergreifend die Entfernung zum Hauptmotiv schätzen und diese Meterzahl dann einstellen. Das klingt jetzt schlimmer als es ist, denn Dir hilft dabei die Schärfentiefe (manche sagen auch Tiefenschärfe). Das ist der Bereich, der bei einer bestimmten Einstellung scharf wird.
Dabei hilft Dir folgende Faustregel: Je offener die Blende (also je kleiner die Blendenzahl, die eingestellt ist) und je näher das Motiv, umso kleiner ist der scharfe Bereich auf Deinem Bild (und umso genauer mußt Du schätzen). Wenn Du im Gegenzug dazu z.B. mit Blende 11 oder 16 irgendetwas in 5 oder 10 Metern Entfernung fotografierst, mußt Du nur noch sehr grob schätzen, da der Schärfentiefebereich da sehr groß ist. Die kleine Rollei hat ohnehin insgesamt in allen Bereichen eine vergleichsweise große Schärfentiefe, das Objektiv ist sehr gut und im Kleinbildformat ist Schätzen ohnehin einfacher als z.B. bei einer Mittelformatkamera, da wird es im Nahbereich schon recht tricky.
Du kannst die Schärfentiefe auch kreativ nutzen, für ein Portrait würdest Du z.B. eher eine offenere Blende und eine kürzere Zeit nehmen, damit der Hintergrund mehr verschwimmt, während Du bei einer Landschaft bei identischen Lichtverhältnissen eher eine engere Blende mit dann längerer Zeit nehmen würdest, damit möglichst viel scharf draufkommt.
Ein schönes Grundlagenbuch, das ich gerne empfehle, weil es sehr verständlich und anschaulich ist, ist "Fotografieren" von John Hedgecoe. Nach der Lektüre hast Du alle wichtigen Kenntnisse über die Zusammenhänge und bestimmt auch viele neue Ideen.
Und hier gibt es noch eine Anleitung zur Rollei (die TE hat lediglich ein anderes Objektiv als die SE): http://lausch41.com/r352.htm
Ich wünsche Dir viel Vergnügen!
Viele Grüße,
Nils