#1

Laborfehler?

in Dunkelkammer & Entwicklung 05.10.2010 02:57
von h4x0r • Mitglied | 18 Beiträge

Hallo,

ich komme grad vom Rossmann, wo ich mir 2 Poster, je 30x30cm bestellt habe. Eines vom Farbnegativ und eines vom Dia, beide Mittelformat. Ich hatte von beiden Negativen bereits Abzüge in 13x13, und bei beiden Postern weicht das Ergebnis eklatant von dem ab, was ich in 13x13 vorliegen habe.

1) Das Farbnegativ: Kodak Ektar 100, Bild vom Hafen beim Sonnenuntergang. Beim kleinen Abzug war alles in ein herrliches Abendrot getaucht, kräftig orange und sehr schön ^^ beim Poster aber wirkt alles deutlich nüchterner. Der Himmel ist eher blau als Orange und die ganze Stimmung ist dahin.

2)Das Dia: hier hatte ich einen Fuji Velvia 100F in C41 entwickeln lassen, das Bild war eine Langzeitbelichtung am späten Abend, nach Sonnenuntergang, irgendwas zwischen 30 und 60 Sekunden. Bei den ursprünglichen 13x13 Abzügen war der Himmel schwarz, man sah alles nur Silhouettenartig und alles sah ein bissschen aus wie in einem Comic. Jetzt hab ich das Poster und es ist ein unterschied wie Tag nacht - im wahrsten Sinne des Wortes! Das Poster ist viel viel heller, man erkennt alles und die ganze Wirkung ist dahin :(

Grob gesagt: ich versteh die Welt nicht mehr. Beim Dia kann ich mir ja noch vorstellen, dass die einfach wohlmeinend das Poster deutlich länger belichtet haben oder so, aber gerade bei dem Farbnegativ frage ich mich: wo sind die Farben hin???

Hat vielleicht jemand ne Idee?

lg,
h4x0r

ps: ich hab die bilder grade nicht digital zur Hand, werde ich später noch machen ;)


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#2

RE: Laborfehler?

in Dunkelkammer & Entwicklung 05.10.2010 04:41
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

Es sieht danach aus, als haben beim Negativ die Lichtstimmung auf Neutralgrau ausgefiltert, weil das Bild in seiner Gesamtheit sonst farbstichig wäre. Wahrscheinlich war bei den Kleinen eine andere Software oder Kopiermaschine im Einsatz bzw. da wurde sich bei der Filterung an den anderen Negativen des Films mit orientiert. Auch beim Zweiten Bild scheint auf neutral gefiltert worden zu sein,hier eben auf Durchschnittshelligkeit, da Nachtaufnahmen zu dunkel sind. Vom Hören kann ich das jetzt allerdings nicht wirklich beurteilen, aber wundern tut es mich auch, daß verschiedene Bildgrößen offenbar so unterschiedlich behandelt werden.

Man müßte das eben mal in Natura sehen, gewisse Unterschiede entstehen schon durch den unterschiedlichen Vergrößerungsmaßstab. Zu vollanalogen Zeiten waren die kleinen Abzüge etwa immer etwas bunter und kontrastreicher als die Großen.


gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 05.10.2010 04:42 | nach oben springen

#3

RE: Laborfehler?

in Dunkelkammer & Entwicklung 05.10.2010 07:16
von h4x0r • Mitglied | 18 Beiträge

Kleine Abzüge

Poster 1

Poster 2

So, da sind noch mal die entsprechenden Bilder.


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#4

RE: Laborfehler?

in Dunkelkammer & Entwicklung 05.10.2010 11:43
von hambo • Mitglied | 106 Beiträge

Hallo,
also von einem Laborfehler würde ich nicht sprechen. Bei der Kopie vom Negativ, ist der kleine Abzug sicher mit Maschineneinstellung ohne manuellen Eingriff durchgelaufen. Bei der Dia Kopie wohl auch. Bei den Postern werden Video Analyzer eingesetzt, wo der Laborant am Bildschirm solange Farbe und Helligkeit regelt bis es stimmt. Das du es nun genau wie bei der 13/13 Kopie haben wolltest kanner ja nicht riechen.
Ich schätze mal, die arbeiten gingen zu CeWe Color, dann hat aber jede Annahmestelle unter dem Tresen rote Aufkleber für die Auftragstaschen " Achtung Musterbilder".
Also die kleinen Kopien beifügen als Farbmuster.
Bei Abzügen vom Negativ, schwimmt der Laborant immer was die Farbe anlangt, solange nicht die Kodak Graukarte als Referenz vorhanden ist im Negativ. Ich kann dir aus eigener Erfahrung schildern, das der Printer (Kopiermaschine) mal wundervolle silberne Glasuntersetzer produziert hat als Bild für eine Werbeagentur. Wir waren so froh, das wir da nicht eingreifen mussten, bis der Kunde reklamierte und einen der Untersetzer mitschickte. Sie waren Goldfarben....
Nur aus dem Negativ, die Untersetzer waren auf weißem Hintergrund fotografiert, hatten wir keinerlei Anhaltspunkt dafür.
Bei der Kopie vom Dia, rechnet die Software immer den Kontrast raus. Früher waren Bilder vom Dia oft nicht gut zu gebrauchen. Es gab immer den Hinweis für den Kunden, bitte das Dia vor ein beleuchtetes DIN A 4 Blatt halten und schauen was dann zu erkennen ist. Mehr war an Kontrastminderung mit dem R3 Papier nicht zu erreichen.
Warum? Ein Dia kann einen Kontrastumfang von 1:1000 haben und das Papier nur maximal 1:30 wiedergeben. Also war ein Kompromiss nötig, entweder Lichter oder Schatten richtig belichten. Ansonsten wären Silbermasken notwendig oder Internegative mit Masken die kein Amateur bezahlt.
Der elektronische Printer kann es ausgleichen, so das man kaum feststellen kann ob vom Dia oder Negativ geprinted wurde.
Auch hier mein Rat, wenn du das gleiche Ergebnis des Standardabzuges haben möchtest, lege ihn als Musterbild bei.
Und auch an Photoamteur möchte ich einen Satz richten.
Wenn in einem Labor 40 oder mehr Kopiermaschinen stehen, die auch nicht alle mit der gleiche Papieremulsionsnummer bestückt werden, ist eine Gleichheit der Ergebnisse kaum zu erreichen. Es sei denn du verzichtest auf Produktion und verbringst die Tage damit die Maschinen haargenau anzugleichen.
Maschinen auf denen Nachbestellaufträge laufen sind zum Beispiel immer etwas dunkler eingestellt, da dort überwiegend Personenaufnahmen mit Blitzlicht laufen. Also werden die Blitzköpfe ( Person zu dicht am Blitz) gleich dunkler kopiert, um dort Reklamationen vorzubeugen.
Ich möchte die Großlabore nicht immer in Schutz nehmen, aber wenn ich die Preise im Handel sehe, und weiß das die Maschinen um die 15000 Kopien in der Stunde schaffen, die Bilder werden schon noch angeschaut durch Filterbestimmer, die krasse Ausreißer anstreichen und wiederholen lassen, nur das tun sie wärend die Papierbahn mit 20 Metern pro Minute an ihnen vorübergleitet, so ist die Qualität nicht so schlecht.
Wer da etwas ganz spezielles sucht, sollte sich ein Minilab mit Fuji Frontier Maschine suchen oder ein Fachlabor. Das erstere bedingt Eigentümer oder Personal mit Ausbildung, sonst wird es nicht anders wie im Großlabor, das zweite erheblichen finaziellen Aufwand.

Gruß Jürgen


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#5

RE: Laborfehler?

in Dunkelkammer & Entwicklung 05.10.2010 11:58
von h4x0r • Mitglied | 18 Beiträge

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten! Ein Muster beizulegen ist 'ne gute Idee :)


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#6

RE: Laborfehler?

in Dunkelkammer & Entwicklung 05.10.2010 20:32
von Hans Wöhl • Mitglied | 1.172 Beiträge

Hallo,

bei dem Bild mit dem Kran finde ich den Posterabzug fast interessanter als der kleine Abzug. Ich würde das als Interpretation des Negativs verbuchen.

Selbst bei kleinen Laboren kann man seine Überraschungen erleben. So hatte ein Freund Farbbilder mit Grünfilter gemacht und bei einem Minilab abgegeben. Als er sie zurück bekam, meinte die Bedienung, sie müsse sich entschuldigen. Der Film war wohl länger abgelaufen und die negative hatten alle einen fiesen Farbstich, den sie leider nicht ganz weggefiltert bekommen haben.

Grüße
Hans


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#7

RE: Laborfehler?

in Dunkelkammer & Entwicklung 06.10.2010 05:13
von hambo • Mitglied | 106 Beiträge

Genau das ist es, bei Abzügen vom Negativ hat der Laborant keine Chance genau die Frabe zu treffen, wenn nicht etwas wie Asphalt oder Hautton im Bild zu sehen ist. Jeder der ein Bildbearbeitungsprogramm hat, kann mal probieren wie hell oder dunkel er das Bild machen kann um es noch annehmbar zu finden. Bei der Farbe wird es noch schwieriger, einen gelbroten Farbstich wird kaum jemand bemerken, außer der Mittagshimmel wird rosa. Wenn es in Richtung blaugrün geht ist das Auge viel empfindlicher. Also, sind die Großlabormaschinen eher in die gelbrote Richtung eingestellt.
Und selbst die Kodak Graukarte ist keine Gewähr für "echte Farben", hat man das neutralgraue Feld hingefiltert, heißt es nicht immer, das alle Farbfelder gleich gut kommen. Trotz Farbmasken im Negativ und etlicher Fortschritte seit dem Agfa CN 17 ( unmaskierter Farbnegativfilm) ´, kommt Gelb meist zu dunkel oder schmutzig. Aktuelle Farbnegativfilme haben im Vergleich zu früher einen hohen Kontrast, weil die Leute "bunte" Bilder mögen. Da helfen nur die Kodak NC Filme oder Portra.
Nur wenn man ein Aquarellbild reproduzieren will, damit geht es auch nicht mehr.


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