Hey Nils,
das zweite Foto ist mir ein wenig zu langweilig, zu platt, zu zweidimensional.
Das erste Foto, obwohl es leicht unscharf ist, finde ich erheblich ansprechender:
Das liegt zum einen daran, dass hier sehr viel mehr Tiefe durch eine Staffelung von Vorder (Kofferraum)- über Mittel (Lenkrad)- bis Hintergrund (Fenster) erzielt wird.
Zum anderen wirkt es durch den alten Reifen und Auspuff im Kofferraum in dem Zusammenhang authentischer.
Die Unschärfe (und das leichte Verwackeln) harmoniert - auch wenn unbeabsichtigt - inhaltlich mit der abgebildeten alten, zerstörten, unperfekten Karosserie.
Und durch den Pferdeaufkleber kommt eine subtile melancholische Note hinzu, erinnert der Aufkleber doch an die Zeit, in der das Gefährt mit rauchendem Auspuff, röhrendem Motor und funktionierendem Blinker noch treu seinen Dienst leistete, damals, weit weit entfernt vom heutigen Zustand und Ort. Der Aufkleber als Relikt vergangener Zeit "erzählt eine Geschichte" über den Vorbesitzer und sein Gefährt; er lädt er den Betrachter ein, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen: War der Vorbesitzer ein Pferdeliebhaber? Ist es eine Anspielung auf jene schier unerreichbare italienische Automarke mit dem Pferd...?
Es mag romantisch klingen, aber es sind Dinge wie diese, die der Massenware eine Individualität, das Besondere - ja, eine Seele - geben und es zu etwas Einzigartigem machen.
Und das hast du vorbildlich mit dem ersten Foto eingefangen:
Das Foto zeigt nicht nur.
Es erzählt. Eine Geschichte. Eine Botschaft.
Nichts stört.
Nichts lenkt ab.
Es ist perfekt.
Oh, ich merke: es ist spät, ich habe Wein getrunken, ich werde melancholisch. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen...
Gute Nacht, Stephan