Die Pentax Espio mini ist eine Kompaktkamera, die um 1994 gebaut wurde. Sie hat auch heute noch einen sehr guten Ruf, nicht zuletzt wegen des 3-linsigen Pentax-Objektives mit 32mm Brennweite und einer Lichtstärke von f/3,5, welche unter den Kompakten recht hoch ist und nur von einigen wenigen (z.B. Minox-Reihe, Yashica T3) übertroffen wird. Ein weiteres verkaufsförderndes Argument dürfte die Größe dieser Kamera sein, mit einer Breite von 10,4 cm ist sie nur 4 mm breiter als die Kameras der Minox-Reihe, mit der Tiefe von 3,7 cm ist sie der Minox (3,1 cm) ebenfals hart auf der Spur. In derHöhe mit 5,7 cm schlägt sie die Minox sogar knapp (6,1 cm). Damit ist die Pentax nicht DIE, aber eine mit der kleinsten Kleinbildkameras, die jemans gebaut wurden. Argumente, die auch heute noch den Gebrauchtpreis auf hohem Niveau halten, der sich bei 35 bis 50 EUR einpendelt. Nur mit viel Glück kommt man günstiger an diese Kamera und muss dann aufpassen, dass sie nicht zu abgegriffen ist. Ich hatte das Glück, sie mit 2 anderen Kompakten und den jeweiligen Taschen in einer schlecht beschriebenen eBay-Auktion nahezu als Schnäppchen zu ergattern. Und so ist mein Exemplar in einem tadellosen Zustand.
Die kleine Pentax liegt ganz gut in der Hand, auch wenn sie mit ihrem glatten Aufbau wie eine Zigarettenschachtel anmutet. Das Objektiv ist im Ruhezustand durch einen Schieber geschützt, der sich - dank einer leichten Auswölbung - griffig packen und zur Seite schieben lässt. Das Objektiv fährt dann 1-2 mm aus dem Gehäuse. Umgekehrt fährt es sofort wieder ein, will man den Schieber schließen. Der Motortransport des Objektives, das Auslösegeräusch und auch der Filmtransport sind angenehm leise, zudem ist die Kamera sehr schnell aufnahmebereit.
Bei der Ausstattung bietet die Pentax neben einem Selbstauslöser eine Einstellung zur Aufnahme per Fernbedienung, die separate Aktivierung des Rote-Augen-Blitzes und einige verschiedene Blitzmodi:
- Programmautomatik mit automatischer Blitzzuschaltung
- Programmautomatik mit Blitzzuschaltung und Rote-Augen-Vorblitz für Nachtaufnahmen
- Programmautomatik mit Blitzzuschaltung, Rote-Augen-Vorblitz und Bulb (Langzeitbelichtung)
- manuelle Blitzabschaltung zur Verwendung nachts oder wenn der Blitz nicht gewünscht ist
- manuelle Blitzabschaltung in Verbindung mit Bulb (Langzeitbelichtung)
Der Sucher ist naturgemäß ziemlich klein, aber ausreichend und auch für Brillenträger geeignet. Ein Blick hindurch offenbart einen Leuchtrahmen mit Suchermarkierung für das Messfeld, der im Dunkeln oder nachts aber kaum noch auszumachen ist. Überhaupt ist die Kamera von der Gehäusekonstruktion her für die Nachtfotografie so gut wie untauglich – schade, denn die Langzeitbelichtung (Bulb) bietet bis 5 Minuten Spielraum) - denn das Stativgewinde ist derart stark an den Gehäuserand gerückt, dass die kleine Pentax auf dem Stativ kaum zu stabilisieren ist und nur der Sofortauslöser eine verhältnismäßig verwacklungsfreie Aufnahme ermöglicht. Bei Nutzung der Bulb-Funktion (Finger bleibt auf dem Auslöser) ist sie so nahezu nicht mehr zu gebrauchen, da der Benutzer fast zwangsläufig Schwingungen in die Kamera einbringt. Brauchbare Ergebnisse kann man nachts nur dann erzielen, wenn man die Verschlusszeit durch recht helle Motive und einen hochauflösenden Film (ASA 400 aufwärts) möglichst kurz hält. Allerdings zeigte die Espio mini bei mir in der Dämmerung eingesetzt einen Hang zum Überbelichten, sodass die Lichter fast immer ausfraßen. Das kann meine Leica mini besser.
Eine eher sinnlose Spielerei ist die Möglichkeit, die Espio mini auf Panorama umzuschalten. Hierdurch werden im Sucher mit Balken diejenigen Stellen angezeigt, die auf dem Film nicht belichtet werden. Vor der Filmebene schieben sich zwei Metalllamellen ein, um den Film im breiten Panoramaformat zu belichten. Nutzt man Schwarzweissfilme und hat ein Heimlabor, kann man diesen Effekt in der Dunkelkammer besser nutzen und steuern. Bei der Verwendung von Farbfilmen ist Vorsicht angesagt - auf für die Präsentation ausgerichteten Diafilmen macht sich der unbelichtete Bereich nicht schön, und bei Farbnegativfilmen hatte ich das Problem, dass das Großlabor von sich aus sein Format behalten wollte, ohne auf die Abschattung einzugehen. Folge waren Abzüge in 10x15 cm, deren verbreiterte Bereiche links und rechts zur Erhaltung des Formats automatisch weggeschnitten wurden.
Mit dem gewaltigen und mit einer modernen Spiegelreflexkamera vergleichbaren Umfang von möglichen 25 – 3200 ASA sind praktisch sämtliche auf dem Markt befindlichen Filme einsetzbar, sei es nun ein Adox CHS 25, ein Fuji X-tra Superia 1600 oder ein Ilford Delta 3200. Ein Novum ist die Einstellung bei nichtkodierten Filmen auf ASA 25, hier gehen die meisten anderen Kompakten - kann man denn die Empfindlichkeit nicht manuell einstellen - automatisch auf ASA 100.
Neben dem aktiven Infrarot-Autofokus wurde die Leica noch mit Schärfespeicherung durch Druckpunktaufnahme ausgestattet. Die technischen Daten sind wie folgt:
Filmempfindlichkeit von ASA 25 – 3200
nichtkodierte Filmpatronen ASA 25
Filmtransport automatisch
Objektiv: Pentax 3-Linser, 32 mm, f/3,5
Fokus: 0,3 m – unendlich, aktiver Infrarot-Autofokus, Schärfespeicherung
Verschlusszeiten: 1/400 Sek. – 2 Sek., Bulb bis 5 Minuten
Blitz: LW 2,6 - 17
Batterie: CR123A
Gewicht (ohne Batterie): 155 g
Die Optik
Der Ruf dieser Kamera stützt sich - wie bereits erwähnt - unter anderem auf sein Objektiv, das als übermäßig scharf gilt. Ein weiteres Novum der Pentax ist die Möglichkeit, bis auf 30 cm an sein Motiv herangehen zu können. Dies bieten die wenigsten Kompaktkameras, hierdurch ist es möglich, mit der Pentax im gewissen Rahmen selektiv zu fotografien. Davon ab hat auch diese Kompakte das klassentypische Verhalten, eine möglichst tiefe Bildschärfe zu erzeugen. Mit einem normalempfindlichen Diafilm gibt es bei der Projektion in Punkto Auflösung, Schärfe, Farbwiedergabe und Brillanz kaum Anlass zur Klage, die Ergebnisse machen überwiegend einen guten bis sehr guten Eindruck. Nicht überzeugen konnten meine Nachtaufnahmen trotz Selbstauslöser und stabilem Stativ, was wohl an der Position des Stativgewindes liegt. Im übrigen - wenn man kein Stativ benötigt und es gar hell genug ist, dass die Kamera wohl abblendet - können die Ergebnisse fast immer überzeugen. Aufgefallen ist mir jedoch, dass sie, trotz sehr guter Schärfe, nicht ganz an die Auflösefähigkeit meiner Leica mini heranreicht. Gerade in feinsten Strukturen, z.B. dem Geäst eines Baumes bei Windstille, sind kleine Schwächen auszumachen. Anbei werden zwei Beispiele gezeigt, einmal eine für das Internet verkleinerte Originalaufnahme und ein mit einem hochauflösenden Minolta-Filmscanner erstellter Bildausschnitt in der 100%-Ansicht (jeweils aus der Bildmitte entnommen). In dem zweiten Bild ist zudem oben links ein Schärfeabfall zum Rand hin.
Sehr gut beherrscht sie die Belichtung, abgesehen von der genannten Tendenz, in der Dämmerung und nachts die Lichter ausfressen zu lassen, kommt sie mit allen Lichtsituationen - inklusive Gegenlicht und Nebel - hervorragend klar.
Auf einigen meiner Aufnahmen konnte ich eine leichte, aber doch erkennbar angedeutete Vignettierung an den Bildrändern ausmachen, die ich jedoch nur selten als sehr störend empfinde.
Fazit
Die Pentax Espio mini ist eine gute Kamera, auf die man sich verlassen kann und die mit einer hohen Schärfeleistung daher kommt, die sich aber - trotz ihres Rufes - nicht von anderen vergleichbaren Kompakten absetzen kann. Hervorragend sind die leise Arbeitsweise, die sehr niedrige Naheinstellgrenze und der mit einer Spiegelreflexkamera vergleichbare ASA-Bereich, in dem praktisch alle Kleinbildfilme eingesetzt werden können.
Hinweis
Unter diesem Link (http://www.glamorous-pictures.de/pentax_espio_mini.html) findet sich unter dem Testbericht eine englischsprachige Bedienungsanleitung zum Download.
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Meine Handwerkszeuge: EOS 5D, EOS 5D MK II, EF 24-105/4 L IS USM, EF 70-200/2.8 L USM, EF 50/1.8 II, Cosina AF 19-35/3.5-4.5 Digital, Sigma 12-24 F4.5-5.6 II DG HSM; Canon PowerShot SX50 HS; Yongnuo YN-568 EX II, YN-622C; Panasonic Lumix DMC-G6, Lumix Vario 14-42/3.5-5.6 asph./Mega O.I.S., LUMIX G VARIO 45-150mm / F4.0-5.6 ASPH MEGA O.I.S.
Sehr interessanter Bericht den du hier verfasst hast - wie immer technisch sehr gut erläutert und mit entsprechendem Bildmaterial bestückt Die alten Kameras scheinen dir wirklich ins Blut gegangen zu sein und man merkt richtig wie du versuchst die alten technischen Details zu erleben - super
lg mike
RE: Pentax Espio mini
in Erfahrungsberichte 13.02.2010 08:04von schmicki • Mitglied | 530 Beiträge
Hallo,
Sehr guter Bericht über eine gute Kamera. Deine beschriebenen Schwächen fallen im Alltag nicht auf. Ich wußte sie gar nicht, da ich die Bilder so genau nicht untersucht habe.
Eine Korrektur habe ich aber noch, das Objektiv hat 32 mm, und nicht 35 mm.
Als Ergänzung vielleicht noch die Preise: Die Espio Mini hat 399-, DM gekostet, und die Espio Mini Data 449,- DM.
Gruß
Thomas
Man muß gegen den Strom schwimmen, um die Quelle zu erreichen
Zitat von schmicki
Eine Korrektur habe ich aber noch, das Objektiv hat 32 mm, und nicht 35 mm.
Oh, danke für den Hinweis, da waren vermutlich die Finger wieder zu schnell beim Tippen . Dann korrigier ich das oben und auf meiner HP.
Ciao Sven
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Zitat von mike
Die alten Kameras scheinen dir wirklich ins Blut gegangen zu sein und man merkt richtig wie du versuchst die alten technischen Details zu erleben - super
Das ist doch keine alte Kamera!
Aber auch ich bin von Svens akribischen und sachverständigen Erfahrungsberichten immer wieder begeistert (auch, wenn ich inzwischen bei der Rollei 35 gelandet bin).
Viele Grüße,
Nils
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