Hallo liebe Photographica-Freunde,
ich hatte neulich die Gelegenheit, eine Zeiss Ikon Box-Tengor, die ein Bekannter von seinem Großvater geerbt hat, zu erproben.
Erst einmal die Daten:
Objektiv: Goerz Frontar, F=11/110mm
Verschluß: 1/30s und Langzeitbelichtung, Doppelbelichtungssperre
Blende: 11, 16 und 22
Fokussierung: drei Bereiche 1-2 m, 2-8 m, ab 8 m. Die verschiedenen Entfernungseinstellungen schieben jeweils eine kleine Linse vor das Objektiv.
Sucher: zwei Brilliantsucher, horizontal und vertikal
Format: 120er Rollfilm, 6x9 cm, Filmandruckplatte
Bauzeit: diese Version ab 1938, Vorgängerversionen bereits ab 1925 (Goerz)
OK, eine Box, mag man denken. Aber dies ist nicht einfach eine Box, es ist eine Luxusbox. Anders als normale Boxkameras besitzt diese hier mit dem Goerz Frontar keine einfache Monokel-Meniskuslinse, sondern ein richtiges Objektiv, einen Achromaten (zwei miteinander verkittete Linsen). Auch ansonsten ist die Ausstattung für eine Box geradezu fürstlich, wie man an den oben aufgelisteten Eckdaten erkennen kann. Man kann Schärfenbereiche einstellen und hat drei Blenden zur Auswahl, was auch die Verwendung etwas empfindlicher Filme erlaubt. Sehr praktisch in dem Zusammenhang ist auch die Tatsache, daß ein Abdeckschieber für das Rotfenster vorhanden ist. Ich entschied mich für den Kodak Portra 160 NC.
Da ich im Netz bereits Box-Tengor-Fotos gesehen hatte, die ich nie einer Box zugeordnet hätte, war ich nun sehr gespannt, welche Ergebnisse ich mit der Kamera erzielen würde. Zunächst einmal sprach mich die sehr hochwertige Verarbeitung an, geöffnet wird die Kamera durch das Herausziehen des kleinen seitlichen Knopfes, das Filmeinlegen gestaltet sich absolut problemlos. Mit etwas Übung kann man in den Brilliantsuchern sogar den Bildausschnitt recht gut erkennen. Ich verschoß also an einem Nachmittag meine acht Aufnahmen, die Blende eingestellt habe ich nach Bauchgefühl, die drei Schärfebereiche erleichtern das Schätzen der Entfernung. Außerdem sorgen sie in der Praxis für erstaunlich scharfe Bilder - auch im Nahbereich!
Der langen Rede kurzer Sinn: Die Box-Tengor macht in der Tat erstaunlich gute Bilder, sie kann es locker mit vielen Faltern im gleichen Format aufnehmen. Dazu ist sie robust und sehr einfach zu bedienen - das macht richtig Spaß! Da die damals recht teure Box-Tengor heute zu sehr moderaten Preisen gehandelt wird, möchte ich sie den üblichen Verdächtigen hier im Forum ans Herz legen, ich selbst brauche auch noch ein eigenes Exemplar.
Die Scans sind übrigens einfache Aufsichtscans vom Großlaborabzug.
Viele Grüße,
Nils