#1

Mein erster "heißer" Hochglanz

in Dunkelkammer & Entwicklung 31.08.2008 11:11
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge

Hallo,

hier noch einmal das wichtigste aus dem anderen Thread:

Zitat von Henning
Gestern gab's die ersten Versuche, Hochglanz zu erreichen... Probiert wurden Ilford und Fomabrom. Zum Warmwerden (papierstark soll ja einfacher zum Glänzen zu bringen sein...) ein paar Blätter BN 21 in Revue-Verpackung (Agfa, ORWO?), eingeschlagen in rotes Transparent- (soll auch als Beleuchtungsschutzfilter taugen...) und schwarzes Papier. Foma und Ilford ließen sich problemlos zur gleichen, reproduzierbaren Oberfläche trocknen, lediglich die Wölbungsrichtung des gesamten Blattes war unterschiedlich. Woher die Stippchen, die auch beim Revue auftraten, kommen, werden weitere Versuche zeigen müssen.

Zitat von Knipsophon
Hi Henning,
die "Stippchen" etstehen, wenn Du das Papier nicht richtig auf die Hochglanzfolie angedrückt hast. Passiert mir auch ständig und daher lasse ich die Hochglanztrocknung auch ganz sein Seidenmatt gefällt mir halt besser.

Zitat von Henning
Hallo Lui,
ich hab' gestern alles probiert. Von "Papier pitschnass lose auf die Folie gelegt" bis "Papier mit aller Kraft mit der Folie verschweißt". Es gab immer Stippchen.
Vielleicht liegt es an der Folie. Aber das ist ein anderes Thema, das ich noch einmal in Ruhe angehen werde (allerdings ohne Ilford-Papier).

Zitat von Knipsophon
versuche es mal mit Glanzol. Ich weiß leider nicht, ob es das noch gibt. Oder mit Spiritus die Hochglanzfolie abreiben und etwas draufschütten, bevor Du das Papier draufwalzt (das geht nicht mit Forte-Papieren, die bleiben kleben)

Als Netzmittel hatte ich Mirasol 2000 (wo auch noch ganz klein "Glanzol" draufsteht) etwa 1+40 verdünnt. Aber auch das (lange, kurz, gar nicht gebadet) hatte keinen nennenswerten Einfluss.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Presse (eine alte Büscher ohne einstellbare Regelung) nicht heiß genug wurde. Werde es noch einmal mit einer geregelten Presse und Spiritus probieren.


_____
Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will.
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#2

RE: Mein erster "heißer" Hochglanz

in Dunkelkammer & Entwicklung 31.08.2008 13:46
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge
Hier meinen Beitrag aus dem anderen Thread; hier paßt er doch gleich viel besser

In Antwort auf:
Ach ja, das leidige Thema Hochglanztrocknung - darüber könnte man Romane schreiben:

Zunächst müssen da verschiedene Begriffe geklärt werden, der eine Fehler sind Stippchen, der andere heißt Muschelbruch.

Mit Stippchen werden verschiedene Erscheinungen bezeichnet, zum einen Fehlstellen durch Verunreinigung, zum andern solche die durch ungleichmäßige Haftung an der Hochglanzfolie (auch Chromfolie oder Chromplatte genannt)entstanden sind. Erstere lassen sich durch penible Sauberkeit beheben, letztere sind ein ernsthaftes Problem.

Muschelbruch tritt dahingegen bei ungleichmäßigem Abspringen von der Presse auf, was nicht von zu hohen Temperaturen - wie fälschlich behauptet - sondern von ungleichmäßiger Erwärmung, ungleichmäßigen Chromfolien und ungleichmäßig und zu schwach pressenden Tüchern herrührt. Bei niedrigen Temperaturen tritt er seltener auf, weil alles langsamer geht und daher geringere Anforderungen an die Trockenvorrichtung gestellt werden müssen. Muschelbruch sind wellen- oder muschelförmige Linien auf dem Papier, in der Praxis tritt echter Muschelbruch bei dem auch wirklich die Gelatine gebrochen ist selten auf, vielmehr hat man es mit Vorstufen zu tun.

Es gibt leider dann doch einen sehr unangenehmen Zusammenhang zwischen Trockentemperatur und Qualität des Hochglanzes. Niedrige Temperaturen befördern eher Stippchen, weil die Gelatine schlechter anschmilzt und hohe Temperaturen aus den genannten Gründen Muschelbruch. In der Regel kann man aber guterdings beide Erscheinungen unschwer wieder beseitigen, in dem man das Papier wieder einweicht und dann erneut trocknet.

Guter Hochglanz ist von mehreren Faktoren abhängig:

a) Konstruktion der Trockenpresse
b) Beschaffenheit der Hochglanzfolie
c) Eigenschaften des verwendeten Photopapiers
d) Benutzte Hochglanzmittel
e) Witterungsverhältnisse

So einfach wie das in Büchern beschrieben wurde ist es übrigens nicht und mit den heutigen Papieren ist es sogar noch etwas schwerer als es einmal war.

Fangen wir mit der Trockenpresse an, meistens sieht es so aus, daß das Tuch an zwei Seiten der Trockenpresse befestigt ist und so entweder längs oder quer über die mehr oder weniger stark gewölbte Presse gespannt ist. Festzuhalten ist, daß in der Regel ältere Pressen stärker gewölbt und längsgespannt, während modernere Pressen weniger gewölbt und quergespannt sind, moderne Pressen besitzen eigentlich immer automatische Tuchspannung Uraltmodelle dahingegen nicht, absurderweise habe ich mit Uraltmodellen (weit vor 1950) die besten Erfahrungen gemacht. Moderne Pressen besitzen in der Regel ein Thermostat, das mehr oder minder genau die Regelung auf eine Temperatur erlaubt, über die Notwendigkeit eines Thermostaten kann gestritten werden, ich habe ihn nie als eine große Hilfe empfunden, ggf. kann auch als mäßig guter Ersatz ein Dimmer an die Stelle des Thermostaten treten.

Das im vorigen Abschnitt gesagte kann sogar eher vernachlässigt werden, wichtig bei einer Trockenpresse ist, daß sie

a) möglichst gleichmäßig heizt
b) eine feste Tuchspannung aufweist

Gleichmäßiges Heizen wird durch eine zweckmäßige Anordnung der Heizdrähte und massive Bleche begünstigt (es gibt da wirklich ausgesprochene Gurken). Feste Tuchspannung ist nur sehr schwer zu erreichen, einerseits natürlich dadurch, daß man das Tuch stramm (und das meint wirklich stramm) spannt (Verstellmöglichkeiten nutzen, eventuell tauschen der Federn). Leider scheint das aber in vielen Fällen keineswegs zu genügen. Spätestens hier kann ich aber selbst nur noch sagen, wie man es besser machen könnte, denn ich habe mich selbst noch nicht zu einem Umbau oder Kauf durchgerungen. Die Firma Maco bietet eine ausgezeichnete aber auch sehr teure Trockenpresse an, deren Aufbau sehr aufschlußreich ist.

Das Tuch ist an allen(!) Seiten befestigt und wird gleichzeitig leicht gepolstert von einem Edelstahlnetz herniedergedrückt, somit dürften ideale Bedingungen geschaffen sein. Eine Nachrüstung vorhandener Pressen für den Hausgebrauch sollte wohl mit einigem handwerklichen Geschick möglich sein. Doch wie oft habe ich mir das bereits vorgenommen und es dann doch nicht getan.


Gehen wir über zur Hochglanzfolie; sie ist für einen ausgezeichneten Hochglanz natürlich sehr wichtig, aber nicht nur die immer genannte Eigenschaft der Kratzerfreiheit, die aber mehr aus ästhetischen denn technischen Gründen gefordert werden muß, sondern vor allem ihre Oberflächenbeschaffenheit ist nicht unerheblich. Leider gibt es zwei Forderungen, die sich gegenseitig torpedieren, die eine ist die Forderung nach guter Haftung des Photopapiers, die zweite ist die, daß das Papier sich wieder ablösen soll und nicht an der Folie kleben bleiben möge.

Ich möchte hier nur mal exemplarisch zwei Erlebnisse schildern, eine mit einer polnischen Folie und die andere mit einer westdeutschen Markenfolie (ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie von Büscher oder Kaiser stammte). Erstere polnische Folie lieferte mir einen tadellosen Hochglanz ohne auch nur ansatzweise Stippchen, leider war es damit nach einigen Bildern (zwei um genau zu sein) vorbei, plötzlich klebte alles fest und war nur noch unter warmem Wasser zu lösen, die üblichen Reinigungsmittel vermochten nicht zu helfen, erst die Brachialmethode Autopolitur half. Leider war es von da an mit hervorragendem Hochglanz nicht mehr weit her, ja selbst der gefürchtete Muschelbruch trat fortan auf. Ganz anders die westdeutsche Folie, die Papiere sprangen tadellos ab, auch ohne ständiges Reinigen, aber stippchenfrei waren die Bilder kaum zu bekommen.

Die Folie will auch ab und an gereinigt werden, dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, am einfachsten ist die Reinigung mit Spiritus, gründlich, um die Folie von Gelatineresten zu befreien, aber doch noch schonend ist Talkumpuder, der mit einem Weichen Tuch zum Polieren der Folie verwendet wird, auch das Abreiben mit dem Viskoseschwamm (kein Küchenschwamm, sondern die aus dem Photohandel !!! )ist nützlich. Sollte man immer noch Probleme haben kommt Spülmittel in Betracht und dann diverse Polituren, die aber wirklich nur dann empfohlen werden können, wenn nichts mehr hilft und alles festklebt.

Einen konkreten Tip in Bezug auf Fabrikate will ich eigentlich gar nicht erst geben, mir scheint die Qualität der Chromfolien ist erheblichen Schwankungen unterlegen, zumal kaum ein Hersteller immer seine Chromfolien aus dem gleichen Walzwerk und Galvanikbetrieb erhalten haben dürfte.

Bei den Photopapieren kan grob gesagt werden, daß der Hochglanz bei papierstarkem Material einfacher gelingt als bei kartonstarkem ebenso gilt je glatter und stärker gehärtet das Material ist, desto stippchenfreier wird der Hochglanz und desto seltener tritt Muschelbruch auf.

Kämen wir zu den Hilfsmitteln. Die Liste ist wahrlich lang und einen Anspruch auf Vollständigkeit kann ich hier wahrlich nicht erheben.

Formalinbad: Wenn gesagt wurde, daß besser gehärtete Emulsionen sich auch besser trocknen lassen, so ist es leider nicht mit einem simplen Härtefixierbad erledigt, nein es verlangt da nach einem schönen 2%igen Formalinbad, das stechend riecht und nicht gerade gesundheitsfördernd sein dürfte - ich lasse es weg.

Netzmittel, Hochglanzmittel, Ochsengalle: Seit ewigen Zeiten werden diese Lösungen vorgeschlagen, bedauerlich ist nur, daß das einzige wirklich wirksame Mittel (Tetenal Glanzol) leider nicht mehr hergestellt wird. eine Versuche mit Ochsengalle oder normalem Netzmittel brachten keine nenneswerten Erfolge (Rezept bei Bedarf). Ich glaube diese Form der Trocknung soll ohnehin mehr vor Kalk- und Wasserflecken schützen.

Gelatinebad: Eine weitere Form von Hochglanzmittel ist das Gelatinebad, das früher als fertiger Ansatz von Orwo angeboten wurde und auch selbst mit Gelatine hergestellt werden kann. Leider gibt das eine ziemliche Schweinerei und fühlt sich auch recht merkwürdig an. Der Hochglanz verbessert sich, aber die Papiere neigen eher zum Festkleben an der Chromfolie.

Spiritus: Eigentlich Schnelltrocknungsmittel, erscheint es bei etwa einminütiger Badedauer schon fast als Wundermittel. Die Trockenzeit auf der Presse wird halbiert und ein sehr angenehmer Nebeneffekt ist, daß die Stippchen deutlich abnehmen. Ich verwende es praktisch immer, der größte Nachteil daran ist natürlich der Alkoholgeruch, aber es lohnt sich wirklich. Im Idealfall legt man die Chromfolie auch zuvor vor jedm Durchgang in eine entsprechend große Schale mit Spiritus.

Letzter Punkt wären die Witterungsverhältnisse, das ist nun zugegebenermaßen nicht wissenschaftlich exakt, aber meine Erfahrungen sehen da so aus. Je höher die Luftfeuchtigkeit und kühler, desto besser klappt es. Meine Bilder mit Schnee haben meist den besseren Hochglanz als die aus trockenen Hochsommertagen.


Nun ganz zuletzt, wie geht es grundsätzlich? Die Trockenpresse wird vorgeheizt und niemals das nasse Papier auf eine kalte Presse gelegt, denn das geht garantiert schief. Dann wird die gesäuberte Chromfolie auf eine ebene Fläche gelegt und das klatschnasse Papier draufgelegt (natürlich mit der Gelatineseite zum Tuch, versteht sich aber wohl von selbst), dieses Papier wird dann sobald es größer ist als der Rollenquetscher von der Mitte heraus nach allen Seiten gleichmäßig mit kräftigem Druck angepreßt, bei kleineren Formaten kann man auch in Längsrichtung vorgehen. Es ist natürlich wichtig, daß dabei keinerlei Verunreinigungen zwischen Papier und Presse gelangen, sonst wird es nichts mit dem perfekten Hochglanz. Überflüssige Flüssigkeit auf der Trägerseite des Papiers und der Chromfolie wird einfach abgestreift. Ich mache das mit der Hand, aber da mag es elegantere Lösungen geben.

Die Chromfolie wird dann auf die aufgeheizte Presse gegeben und diese unverzüglich geschlossen, sobald es anfängt zu knistern, beginnt das Papier abzuspringen, sobald das Knistern aufgehört hat, ist der Abzug gut. Wie eventuelle Fehler dann zu beurteilen, bzw. diesen zu begegnen ist, wurde bereits oben gesagt. Mit ein paar Stippchen oder leichtem Muschelbruch ist bei normalen Hochglanzfolien und Trockenpressen leider doch mithin zu rechnen, auch wenn es sich im erträglichen Rahmen hält.

gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 31.08.2008 14:12 | nach oben springen

#3

RE: Mein erster "heißer" Hochglanz

in Dunkelkammer & Entwicklung 31.08.2008 20:15
von BertholdSW • Mitglied | 2.407 Beiträge

Hallo Namenloser Photoamateur, hallo Henning.
Danke für Deinen / Euren Beitrag.
Meine Vorzeigebilder sind in der letzten Zeit alle auf Baryt, luftgetrocknet vergrössert worden.
Mit kaltem Hochglanz über Glasscheiben bin ich voll auf die Nase gefallen und mit Wärme und Hochglanz-Folie hat mich der Mut jetzt auch verlassen. Aber Danke fur diese Berichte. Sehr umfassend. Prima Arbeit. Muss ich mehrfach lesen.
Eigentlich wollte ich die Idee mit der beheitzten Glasscheibe mal auffassen und einge Versuche wagen. Ne, jetzt nicht mehr!
Gruß Berthold Jochheim

PS
Henning, bringst Du auf Papier etwas von Deinen Arbeiten zum Sauerlandtreffen mit?


Man hat immer 3 Möglichkeiten! Immer!!!
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#4

RE: Mein erster "heißer" Hochglanz

in Dunkelkammer & Entwicklung 31.08.2008 22:52
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge

Hallo Photoamateur (gibt es nicht irgendeinen zweiten Vornamen oder so, mit dem man Dich ansprechen kann?),

danke für den ausführlichen Bericht.
Mir stehen hier zur Zeit zwei Büscher-Pressen zur Verfügung. Eine alte (geschätzt ca. 1955) in 24x30 cm ohne regelbaren Thermostaten und eine neue regelbare in 30x40 cm. Eine Folie hab' ich allerdings nur für die kleine, daher fanden die ersten Versuche auf ihr statt.
Muschelbruch hatte ich nur in ganz leichten Ansätzen, die Stippchen allerdings waren allgegenwärtig...
Bei nächster Gelegenheit werden die Tests ausgeweitet.

Hallo Berthold,

wenn Dich meine Testbilder interessieren, kann ich gerne einige Versuche mitbringen. An die Wand hat es bei noch kein ordentliches Bild geschafft...
Aber wie es so schön heißt: Der Weg ist das Ziel!

Viele Grüße

Henning


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Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will.
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#5

RE: Mein erster "heißer" Hochglanz

in Dunkelkammer & Entwicklung 04.09.2008 09:38
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge
Man darf mich auch Walter nennen, wenn es genehmer ist.

Nebenbei: Ich habe heute selber noch mal wieder Hochglanz gemacht, da es leider nicht so wollte wie es sollte habe ich einen kräftigen Spritzer Spülmittel auf die Hochglanzfolie gegeben und dann Spiritus drüber gegossen und alles mit der Hand verrieben, plötzlich wurde der Hochglanz noch viel problemloser möglich. Man lernt also nie aus. Außerdem habe ich mal verschiedene Papiere auf ihre Hochglanzfähigkeit getestet, neben diversen Uralt-Papieren schnitt eine Schachtel Tetenal Works Baryt Festgradation (wohl Agfa Brovira und noch lange nach der offiziellen Einstellung von Agfa Brovira in dieser Form im Handel) und eine Schachtel Efke Varycon im Fotoimpex Gewand am besten ab. Wenn ich mich auch schon recht negativ über die Oberflächenstruktur der Efke-Papiere ausgelassen habe (ist eben Tauchguß auf modernes Trägermaterial), so ist deren Hochglanzfähigkeit doch in Punkto Stippchenfreiheit wirklich erstaunlich.

gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 04.09.2008 09:39 | nach oben springen






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