Da hier im Forum mindestens ein Caffenol-Experte unterwegs ist, möchte ich an dieser Stelle meine Erfahrungen zum Thema "Kann man Caffenol auch mit Filterkaffee zubereiten?" veröffentlichen.
Ausgangspunkt dieses Versuches war die Tatsache, daß in der Firma, in der ich arbeite, oftmals Filterkaffee übrigbleibt, eine eher magenunfreundliche Sorte (vermutlich Robusta, bestimmt auch säurereich), bereitet von etwa 40-45 g pro Liter. Dieser Kaffee, über Nacht abgestanden und morgens eingesammelt, diente mir als Basis für ein modifiziertes Caffenol C-H Rezept. Übrigens, als Nebenbemerkung am Rande und wahrscheinlich nicht überraschend: Caffenol C-L mit Filterkaffee geht nicht, auch schon ausprobiert.
Folgendes Rezept führte bei mir zu guten Resultaten:
300 ml alter Kaffee (kann auch ein paar Tage kühl gelagert werden)
18 g Natriumcarbonat (Waschsoda "Heitmanns", Monohydrat), notfalls 2 schwach gehäufte Esslöffel
5 g Ascorbinsäure, notfalls 1 Teelöffel
2 ml 10%ige Natriumbromidlösung (zwecks besserer Dosierung vorbereitet, Kaliumbromid geht auch)
Man fängt mit dem Kaffee an. Sollte er einen Bodensatz haben, vorsichtig abgießen. Nacheinander unter Rühren Natriumcarbonat und Ascorbinsäure vollständig auflösen. Dann Bromidlösung dazuträufeln, noch einmal gut umrühren. Die Lösung sollte fast schwarz, aber nicht trüb sein. Frisch benutzen, Gebrauchslösung hält sich nicht.
Es ist möglich, Natriumcarbonat und Ascorbinsäure separat als 10%ige Vorratslösung anzusetzen, um dann nur Flüssigkeiten dosieren zu müssen. Ich habe aber bisher keinen Vorteil darin gefunden, zumal sich die Kaffeekonzentration dadurch etwas verringert.
Ich habe die Filme nicht vorgewässert, in der ersten Minute ständig gekippt und danach in jeder weiteren viermal.
Bei 24,5°C (normale Arbeitstemperatur in meinem immer warmen Bad) braucht ein Polypan F 18 Minuten, ein Kentmere 100 19 Minuten, beide bei Nennempfindlichkeit. Der Polypan F kommt etwas weicher, aber doch gut differenziert, der Kentmere eher kräftig, dennoch tonwertreich, mit einem Bildeindruck, der fast an den APX 100 erinnert. Wer etwas weniger Kontrast mag, kann hier die Zeit sicher noch kürzen. Der Grundschleier ist etwas höher als z.B. in ID-11, aber unproblematisch. Kaffeefarbe nehmen die Filme praktisch nicht an. Leider habe ich kein Densitometer (und zur Zeit auch noch keinen Filmscanner), so daß ich derzeit kene Bildergebnisse bieten kann. Rein visuell halte ich die Ergebnisse für gut brauchbar.
Natürlich kann ich jetzt nicht beurteilen, wieviel der Kaffee zu diesem Resultat beigetragen hat, und wieviel das bloße Vitamin C. Eigentlich müßte man als Gegenprobe das Verfahren mit Wasser statt Kaffee testen.
Es würde mich interessieren, ob erfahrenere Leute als ich das genauso sehen, daß aufgrund der ausgleichenden Arbeitsweise des Caffenols kleinere Schwankungen der Kaffeekonzentration, die dieses Verfahren mit sich bringt, unkritisch sind. Ich habe das Ergebnis jedenfalls schon mit Kaffee aus zwei verschiedenen "Ansätzen" reproduzieren können.