#1

Filter-Caffenol

in Dunkelkammer & Entwicklung 04.09.2012 11:07
von Bastler • Mitglied | 40 Beiträge

Da hier im Forum mindestens ein Caffenol-Experte unterwegs ist, möchte ich an dieser Stelle meine Erfahrungen zum Thema "Kann man Caffenol auch mit Filterkaffee zubereiten?" veröffentlichen.

Ausgangspunkt dieses Versuches war die Tatsache, daß in der Firma, in der ich arbeite, oftmals Filterkaffee übrigbleibt, eine eher magenunfreundliche Sorte (vermutlich Robusta, bestimmt auch säurereich), bereitet von etwa 40-45 g pro Liter. Dieser Kaffee, über Nacht abgestanden und morgens eingesammelt, diente mir als Basis für ein modifiziertes Caffenol C-H Rezept. Übrigens, als Nebenbemerkung am Rande und wahrscheinlich nicht überraschend: Caffenol C-L mit Filterkaffee geht nicht, auch schon ausprobiert.

Folgendes Rezept führte bei mir zu guten Resultaten:
300 ml alter Kaffee (kann auch ein paar Tage kühl gelagert werden)
18 g Natriumcarbonat (Waschsoda "Heitmanns", Monohydrat), notfalls 2 schwach gehäufte Esslöffel
5 g Ascorbinsäure, notfalls 1 Teelöffel
2 ml 10%ige Natriumbromidlösung (zwecks besserer Dosierung vorbereitet, Kaliumbromid geht auch)

Man fängt mit dem Kaffee an. Sollte er einen Bodensatz haben, vorsichtig abgießen. Nacheinander unter Rühren Natriumcarbonat und Ascorbinsäure vollständig auflösen. Dann Bromidlösung dazuträufeln, noch einmal gut umrühren. Die Lösung sollte fast schwarz, aber nicht trüb sein. Frisch benutzen, Gebrauchslösung hält sich nicht.
Es ist möglich, Natriumcarbonat und Ascorbinsäure separat als 10%ige Vorratslösung anzusetzen, um dann nur Flüssigkeiten dosieren zu müssen. Ich habe aber bisher keinen Vorteil darin gefunden, zumal sich die Kaffeekonzentration dadurch etwas verringert.

Ich habe die Filme nicht vorgewässert, in der ersten Minute ständig gekippt und danach in jeder weiteren viermal.
Bei 24,5°C (normale Arbeitstemperatur in meinem immer warmen Bad) braucht ein Polypan F 18 Minuten, ein Kentmere 100 19 Minuten, beide bei Nennempfindlichkeit. Der Polypan F kommt etwas weicher, aber doch gut differenziert, der Kentmere eher kräftig, dennoch tonwertreich, mit einem Bildeindruck, der fast an den APX 100 erinnert. Wer etwas weniger Kontrast mag, kann hier die Zeit sicher noch kürzen. Der Grundschleier ist etwas höher als z.B. in ID-11, aber unproblematisch. Kaffeefarbe nehmen die Filme praktisch nicht an. Leider habe ich kein Densitometer (und zur Zeit auch noch keinen Filmscanner), so daß ich derzeit kene Bildergebnisse bieten kann. Rein visuell halte ich die Ergebnisse für gut brauchbar.

Natürlich kann ich jetzt nicht beurteilen, wieviel der Kaffee zu diesem Resultat beigetragen hat, und wieviel das bloße Vitamin C. Eigentlich müßte man als Gegenprobe das Verfahren mit Wasser statt Kaffee testen.
Es würde mich interessieren, ob erfahrenere Leute als ich das genauso sehen, daß aufgrund der ausgleichenden Arbeitsweise des Caffenols kleinere Schwankungen der Kaffeekonzentration, die dieses Verfahren mit sich bringt, unkritisch sind. Ich habe das Ergebnis jedenfalls schon mit Kaffee aus zwei verschiedenen "Ansätzen" reproduzieren können.


zuletzt bearbeitet 04.09.2012 11:09 | nach oben springen

#2

RE: Filter-Caffenol

in Dunkelkammer & Entwicklung 04.09.2012 20:08
von Gelöschtes Mitglied
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Hallo,

es gibt viele, die mit gebrühtem Kaffee entwickeln. Kaffee alleine ist ein bescheidener Entwickler, Vit-C alleine ist ein noch bescheidenerer Entwickler. Erst gemeinsam wird was daraus. Vorausgesetzt, es ist genug Soda = Alkali in der Brühe, wird immer etwas dabei herauskommen. Zeiten und nutzbare Empfindlichkeit lassen sich ja einfach anpassen, was du ja auch gemacht hast, Ein 100er Film braucht auch nicht unbedingt Bromid. Deine Daten legen nahe, dass es sich um einen rel. schwachen Entwickler handelt. Das dürfte am geringen Kaffeesäure-Gehalt liegen. Meine Rezepte haben vorsichtig geschätzt den 5 - 10-fachen Kaffeegehalt bezogen auf Trinkstärke.

LG Reinhold


zuletzt bearbeitet 04.09.2012 20:09 | nach oben springen

#3

RE: Filter-Caffenol

in Dunkelkammer & Entwicklung 09.09.2012 08:36
von Bastler • Mitglied | 40 Beiträge

Hallo, Reinhold.

Vielen Dank für diese hilfreichen Erklärungen. Der von mir verwendete Kaffee ist eben tatsächlich trinkstark, zumindest wenn man stark trinkt. ;) Ich habe Bromid verwendet, weil bei einem Versuch ohne zwar ein brauchbares Bild, aber soviel Grundschleier entstand, wie ich zuvor nur bei einem um etliche Jahre verlagerten APX 100 (noch mit vierstelliger Postleitzahl) gesehen habe.
Vielleicht habe ich auch überentwickelt, aber der abfotografierte Stufengraukeil (beim Polypan F) zeigt die im Original hellen, also auf dem Negativ dunklen Stufen 1-16 korrekt differenziert, die letzten drei im Original fast schwarzen Stufen jedoch auf dem Negativ zu weiß zusammengelaufen.
Soll ich einfach stärker belichten? Oder ist die Mischung wie von mir verwendet doch ungünstig? Sollte ich angesichts des geringen Kaffeesäuregehalts vielleicht weniger Vitamin C benutzen, dafür lieber die Zeit verlängern? Weniger bewegen? Fragen über Fragen.

LG Sebastian


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#4

RE: Filter-Caffenol

in Dunkelkammer & Entwicklung 09.09.2012 12:29
von Gelöschtes Mitglied
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Es gibt so viele Variablen, dass eine zuverlässige Beurteilung "von außen" nicht möglich ist. Deshalb habe ich meine Rezepte ja standardisiert. Wer sich daran hält, bekommt reproduzierbare Ergebnisse. Dazu gehört normalerweise auch die Entwicklung bei 20 °C. Wenn du keine Schattenzeichnung hast, hast du wahrscheinlich unterbelichtet. Möglicherweise hast du auch eine fast reine Vit-C-Entwicklung gemacht, das gibt dann superflaue Negative, bei denen der Grundschleier extrem stört. Ein 100er braucht in meinen Rezepten definitiv kein Bromid, außer bei Standentwicklung.


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