Hallo...
Michael, genau dazu ist das Ding gedacht! Wenn man diesen Tank nämlich kippt, also auf den Kopf stellt, dann läuft einem der Entwickler nicht nur aus dem Mittelloch, sondern auch um den Deckel herum heraus. Der hat nämlich keine Dichtung...
Ich zitiere mal aus einer Jobo-Bedienungsanleitung von 1961:
"Nachdem der Film eingeschoben ist, wird der Spiraleinsatz in den Tank gesetzt und der Deckel geschlossen (Pfeil in Ausgußrichtung und durch Rechtsdrehen verriegeln). Jetzt kann man mit dem JOBO-Tank ans Licht gehen."
[...]
"Entwickler zügig-langsam eingießen (Fülloch oben Trichtermitte). Rührstöppel in Fülloch einführen und Uhrzeit notieren. - Film nicht sich selbst überlassen, sondern Rührstöppel in Linksrichtung drehen, damit der Schicht laufend frische Entwicklerflüssigkeit zugeführt wird (spülend entwickeln); andernfalls leicht Streifenbildung."
In der Jubiläumsausgabe (50 Jahre JOBO) aus dem gleichen Jahr steht:
"Ab und zu drehen Sie kurz mit dem Rührstöppel, oder Sie kehren die Dose um, falls Sie einen Kipptank benutzen."
[...]
"Wenn auch der Deckel verriegelt ist - am besten fassen Sie den Tank doch so, daß er sich nicht versehentlich öffnen kann. Drehen Sie auch einmal kurz den Rührstöppel, damit der Entwickler möglichst vollständig ausfließt."
Schön ist auch unter "Entwickeln unterwegs" über das Einspulen:
"Sie können auch einen Hocker auf den Tisch setzen, reichlich Decken und Mäntel darüberhängen und in dem so gebildeten kleinen Dunkelraum Ihren Film einspulen. Manche Hotels schließlich stellen ihren Gästen auch Dunkelkammern zur Verfügung."
"Mit Einmal-Entwicklern, die meist durch starke Verdünnung einer konzentrierten Vorratslösung hergestellt werden, hatten nämlich manche Amateure kleine Mißerfolge (wolkige, streifige Negative). Sie lassen sich vermeiden, durch intensive Mischung des Entwicklers und kräftige Bewegung während des Hervorrufens. Da das übliche Drehen des Einsatzes hierfür nicht immer ausreicht, wurden die JOBO-Kipp-Tanks geschaffen. Ein aufschraubbarer Deckel macht sie flüssigkeitsdicht. Sie können Diese Tanks also immer wieder umkehren oder kippen, was bei den Ausführungen mit aufsetzbarem Deckel nicht möglich wäre."
In "Wir fotografieren" von Gert Lindner (Bertelsmann 1963) steht:
"Erst gießen wir - möglichst zügig! - den Entwickler durch die Eingußöffnung in die mit dem Film bereits beschickte Dose ein. Wir halten die Dose ein wenig schief, damit die entweichende Luft am Lochrand Platz findet und keine Blasen schlägt. Anschließend stoßen wir sie ein paarmal mit dem Boden hart auf, damit sich eventuell auf der Filmschicht befindliche Luftblasen lösen und im Entwickler nach oben steigen. Wir schütteln und rütteln die Dose noch eine Zeitlang hin und her und stellen sie dann erst ab.
Nun muß der Film in möglichst gleichmäßigen Zeitabschnitten bewegt werden. Je exakter, um so besser! Schlagartig drehen wir bei Drehstoppen (Drehentwicklung!) einmal nach links, einmal nach rechts, schütteln die Flüssigkeit kurz auf und nieder. Kippdosen (Kippentwicklung!) werden jede Minute einmal kräftig auf den Kopf gestellt."
So, wie Lindner es beschreibt, hab' ich es auch immer gemacht. Drehstöppel alle 60 Sekunde einmal kräftig nach rechts und dann nach links gedreht. Trotz Neofin blau hatte ich keine Probleme mit Streifen. Hab' mir dann aber doch schnell eine moderne "Kippdose" (1510) zugelegt.
Swingende Grüße
Henning