Hallo zusammen,
letztens hatten wir hier im Forum eine Diskussion über aktuelle Filme aus Wolfen. Diese Diskussion möchte ich hier nicht fortsetzen, aber mein Interesse war geweckt und Stefan Schmitt hat mir einen Film zugeschickt. Vielen Dank Stefan.
Den Orwo N74 gibt es wie alle Orwo-Filme vom Hersteller Filmotec nur als 35mm Meterware für die Kinofilm-Branche, normalerweise ist die kleinste Menge 122 m, aber zu Testzwecken werden auch 30,5 m abgefüllt und auch an Photographen verkauft. Der Film hat eine Nennempfindlichkeit von 400 ASA und hat keine einbelichteten Bildnummern.
Einen ersten, kurzen Abschnitt des Filmes habe ich belichtet, mit EI 200, 400 und 800. Den Grauskala habe ich mit EI 400 vom Bildschirm abfotografiert. Der Filmschnipsel wurde in Caffenol-C-L mit 16 g/l Jodsalz, 20 °C semistand-entwickelt. Manche Quellen attestieren dem N74 echte 250 ASA. Die Grauskala zeigt, dass echte 400 ASA in Caffenol erreicht werden, nach meiner Erfahrung sollten 800 auch kein Problem sein, und so ist es auch. Die Schatten im EI 800-Scan mussten für einen nahezu identischen Bildeindruck nur geringfügig angehoben werden. EI 1600 könnten bei optimaler Entwicklung auch gut drin sein. Der Helligkeitsabfall bei der Grauskala oben kommt übrigens vom Monitor.
Die Entwicklung mit Jodsalz als Anti-Schleier-Mittel ergab für meinen Geschmack doch zu viel Grundschleier, und ich bin da bestimmt nicht besonders zimperlich. Kaliumbromid, ca. 1 - 1,5 g/l, dürfte die optimale Lösung sein, auch was die minimal ungleichmäßige Entwicklung oben an den Perforationslöchern angeht.
Der Lichthofschutz könnte besser sein, die leichte Überstrahlung des Trennsteges zwischen der EI 200 und 400 Aufnahme sieht ähnlich aus wie bei den RPX Filmen, die in dieser Hinsicht auch etwas schwächeln. Wirklich störend sichtbar wird dies normalerweise erst bei extremen Kontrasten, z.B. Nachtaufnahmen mit im Bild zu sehenden Laternen etc.
Das Korn ist noch OK, aber nicht nur im Scan sondern auch mit einer guten Lupe deutlich erkennbar. Die Schärfe könnte besser sein und die Planlage ist bei einem leichten Kringeln um die Längsache in Ordnung.
Fazit: ein gutmütiger 400er, preiswert, und doppelt so teure Filme sind auch in allen Punkten etwas besser. Im Augenblick würde ich einem RPX oder Kentmere (noch?) den Vorzug geben, aber wer will sich nach nur 4 Aufnahmen in einem Entwickler schon festlegen? Ich bin sehr gespannt, was der Film in Emofin leistet.
Die Bilder wurden mit der Canon T70 und 1.4/50 gemacht, Belichtung 5.6 - 11 bei 1/500, Selektivmessung auf die Häuserfront links.
LG Reinhold